Jimmys Bastarde Bd.1- Getriggert (Garth Ennis, Russ Braun)

Verlag: Panini (April 2019)
Softcover: 136 Seiten; 17 €
ISBN-13: 978-3741612329

Genre: Parodie


Klappentext

Jimmy Regent ist Großbritanniens Superspion Nummer 1. Er hat alles, was ein Superspion eben so braucht, um ein echter Superspion zu sein: Teuflische Gegner, gefährliche Abenteuer, eine Lizenz zum Töten (und zwar jeden, den er erschießen möchte) und schöne Frauen, die ihm zu Füßen liegen... oder fallen.

Allerdings hat der erfolgsverwöhnte Agent gerade einen ganz miesen Lauf: Seine neue Partnerin ist bei Weitem nicht so sehr von Jimmy beeindruckt, wie er sich das wünscht, aber vor allem stellt sich heraus, dass seine mannigfachen „amourösen Eroberungen“ über die Jahre nicht ohne Folgen sind...
dramatische, um nicht zu sagen tödliche Folgen!

Eine grandiose Agenten-Persiflage auf das gesamte Genre von James Bond bis Jack Reacher, aus der Feder von Meisterautor Garth Ennis, dem Schöpfer und Autor der Comic-Meilensteine Preacher und The Boys.


Rezension

Jimmy Regents ist der Topagent ihrer Majestät und ganz im Stile eines James Bond trinkt er und versucht, so gut wie jede Frau in sein Bett zu bekommen, was ihm meistens auch gelingt. Seine vielen Abenteuer haben jedoch Folgen. All seine unehelichen Kinder haben sich zusammengeschlossen und wollen sich an ihm rächen. Dazu greifen sie auch zu äußerst seltsamen Mitteln, unter anderem dem „Geschlechtssaft“, der bei Einnahme das Geschlecht eines Menschen umkehrt. An seiner Seite ist seine neue Kollegin Nancy McEwan, die ausgerechnet die einzige Frau zu sein scheint, die nicht auf Jimmys Charme anspringt.

Garth Ennis ist ein Schwergewicht in der Comicszene. Von ihm stammen Preacher, The Boys und einige der besten Punisher-Geschichten. Kennzeichen all seiner Comics sind äußerste Brutalität, abstruse Gegner, üble Überraschungen und mitunter Gesellschaftskritik und eine Moral. Die letzten beiden Punkte sucht man in Jimmys Bastarde allerdings vergebens. Garth Ennis will hier einfach nur seinen Spaß haben und sich austoben.
Jimmys Bastarde ist eine gnadenlose Parodie sämtlicher Agentenklischees, die in der Popkultur vorkommen, insbesondere bei James Bond. Sein Jimmy Regent ist arrogant, narzisstisch und vollkommen von seinen Fähigkeiten überzeugt, und das bis in das absolute Extrem. Sympathisch kann man ihn eigentlich nicht finden. Da sich der Comic aber nicht im mindestens ernst nimmt, wird dieser Eindruck deutlich gemildert und Jimmys Partnerin Nancy wirkt wohltuend normal neben ihm. Garth Ennis hält sich daran, dass eine gute Parodie eine Geschichte braucht und nicht nur aus aneinandergereihten Gags bestehen darf, wie es allzu häufig passiert. Er hetzt trotzdem seine Figuren von einer absurden Situation in die nächste, die aber einen inneren Zusammenhalt besitzen. Die Ideen, die er hat, sind durchaus gelungen. Leider verlässt er sich nicht allein auf diese, sondern versucht mit absoluten Brachialhumor beim Leser zu punkten. Das klappte nur bedingt, da er es stellenweise übertreibt. Aber es gibt auch Lichtblicke.
Die Szenen auf dem Golfplatz und in der ägyptischen Abteilung eines Museums sind äußerst pointiert und auf dem Punkt gebracht, die Dialoge sprühen hier vor Wortwitz und die Szenen funktionieren hervorragend, dafür gibt es aber auch Teile der Handlung, in der der Humor wohl aus der Aneinanderreihung von Schimpfworten bestehen soll. Dies wird aber einfach irgendwann zu viel und langweilt. Übersetzer Hennes Bender ist hier kein Vorwurf zu machen, er macht seine Sache richtig gut. Wo es möglich ist, kommt sein Wortwitz zum Tragen und ihm gelingen mehrere richtig gute Sprüche und Witze. Dafür bindet er auch popkulturelle Zitate ein, die wohl nur in Deutschland verständlich sind und steigert für den deutschen Leser das Lesevergnügen, z.B. verweist er auf den Wixxer. Ausgerechnet jener Film zeigt dann, wie Jimmys Bastarde noch besser hätte werden können. In Sachen Brachialhumor wäre Garth Ennis hier gut beraten gewesen, sich etwas zurückzunehmen. Sein Ziel war vermutlich ein Hot Shots! oder ein Nackte Kanone, herausgekommen ist lediglich ein besseres Meet the Spartans.

Russ Braun ist nach The Boys und anderen Comics erneut der Mann an Garth Ennis Seite. Sein Zeichenstil ist hier sehr humorvoll. Er übertreibt die Figuren im richtigen Maße, dadurch haben seine Bilder zugleich einen hohen Wiedererkennungswert. Im Vergleich zu anderen Comics sind sie recht solide, erfüllen hier aber vollkommen ihren Zweck.


Fazit

Garth Ennis Ausflug in die Agentenwelt macht nur leidlich Spaß. Die Geschichte ist abstrus, die Charaktere absurd und Russ Braun unterstützt das Geschehen mit seinen Zeichnungen sehr gut. Einziger, aber größter Kritikpunkt, ist jedoch Garth Ennis Hang viel zu sehr in den Humor unterhalb der Gürtellinie abzudriften. Hätte er sich mehr auf den hervorragenden Wortwitz verlassen, wäre Jimmys Bastarde richtig gut.


Pro & Contra

+ Parodie mit solider Geschichte
+ einige Szenen können in Sachen Humor punkten

0 solide Zeichnungen

- driftet zu sehr in Fäkalhumor ab

Bewertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3/5
Humor: 2,5/5
Zeichnungen: 3,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/ Leistung: 3/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Gath Ennis:

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