The Black Tides of Heaven (J.Y. Yang)

Tor.com (September 2017)
Taschenbuch
235 Seiten, 13,50 EUR
ISBN: 9780765395412

Genre: High Fantasy


Klappentext

Mokoya and Akeha, the twin children of the Protector, were sold to the Grand Monastery as children. While Mokoya developed her strange prophetic gift, Akeha was always the one who could see the strings that moved adults to action. While his sister received visions of what would be, Akeha realized what could be. What's more, he saw the sickness at the heart of his mother's Protectorate.

A rebellion is growing. The Machinists discover new levers to move the world every day, while the Tensors fight to put them down and preserve the power of the state. Unwilling to continue to play a pawn in his mother's twisted schemes, Akeha leaves the Tensorate behind and falls in with the rebels. But every step Akeha takes towards the Machinists is a step away from his sister Mokoya. Can Akeha find peace without shattering the bond he shares with his twin sister?


Rezension

„The Black Tides of Heaven“ spielt in einer faszinierenden Fantasywelt: In einem asiatisch inspirierten Setting mit spannenden mythologischen Wesen können Tensoren den „Slack“ manipulieren und komplexe Magie wirken. Hier werden Kinder nicht bei der Geburt auf ein Geschlecht festgelegt und ihre Pubertät wird gegebenenfalls magisch aufgehalten, bis sie sich ihrer Identität sicher sind. Das kann sehr früh geschehen, aber bei Mokoya und Akeha ist es erst mit siebzehn der Fall. Bis dahin wird für sie das singular they als Pronomen verwendet. (Ich benutze in dieser Rezension durchgängig xier, weil ich nicht spoilern möchte, zu welchem Geschlecht sie sich zugehörig fühlen). Das Technologielevel (bzw. das Äquivalent) erinnert teilweise an das neunzehnte Jahrhundert, z.B. gibt es Schusswaffen, Bomben und so etwas wie Fotographie. Eine Protektorin regiert mit eiserner Hand, und nur der Akt des Klosters von Chengbee kann sie ihrem Einfluss halbwegs entziehen.

Ein Handel zwischen Protektorin und Abt führt dazu, dass Akeha und Mokoya, ihre jüngsten Kinder, im Kloster aufwachsen. Akeha steht stets im Schatten seines Geschwisterkinds. Denn obwohl xier über mächtige magische Fähigkeiten verspürt, ist es Mokoya, xies prophetische Träume mal ein wertvolles Instrument für die Protektorin sind, sie aber auch oft an dem unabwendbaren Schicksal verzweifeln lassen. Was Mokoya sieht, wird in der Regel wahr. Die Handlung folgt vor allem Akeha. Auf etwa 200 Seiten werden 35 Jahre abgedeckt, in denen die Zwillinge von unzertrennlichen Kindern zu Erwachsenen werden, die sehr verschiedene Entscheidungen treffen. Tatsächlich ist der Punkt, an welchem Akeha beginnt, xies eigenen Weg zu gehen, der, an welchem mich das Buch wirklich gepackt hat. Vorher fühlte es sich mehr wie eine Abfolge von Dingen an, die den Zwillingen passieren.

Die beiden sind in eine Welt voller Auseinandersetzungen geworfen: Es gibt ethnische Konflikte und die Maschinisten beginnen, mit Erfindungen, die Magie ersetzen können, die Macht der Tensoren herauszufordern. Akeha und Mokoya hegen beide wenig Sympathie für eine Mutter, die sie gleich nach ihrer Geburt als Teil eines Handels weggegeben hat und nur als Werkzeug für ihre Pläne zu betrachten scheint, aber dennoch schlagen sie sehr unterschiedliche Pfade ein.

Immer wieder finden jahrelange Zeitsprünge statt und es werden nur die Wendepunkte im Leben der beiden, später nur in Akehas, gezeigt. Die Zwillinge verlieben sich in Partner, die alles andere als eine sichere Wahl sind, und werden mehr und mehr in die politischen Auseinandersetzungen ihrer Zeit hineingezogen. All dies wirkt ein wenig gehetzt, der Kontext bleibt oft vage und die Beziehungen der beiden entwickeln sich sehr schnell. „The Black Tides of Heaven“ hätte sich ruhig mehr Zeit lassen und die Phasen zwischen den Momenten höchsten Dramas beleuchten können. Während zahlreiche Figuren eher blass bleiben, gewinnt Akeha ein deutliches Profil: Xier ist ein manchmal impulsiver, sehr kompetenter Meister der „Slack Craft“, der eine Weile braucht, um xies Weg zu finden, dem xier dann loyal, stur und prinzipientreu folgt. Am Ende kommt es schließlich zu einer dramatischen Konfrontation und ihre Beziehungen sorgen dafür, dass die Figuren positive Momente, aber auch eine Menge zu verlieren haben.

Es handelt sich um den ersten Teil in der „Tensorate“-Serie. Im zweiten Band, „The Red Threads of Fortune” steht Mokoya im Mittelpunkt.


Fazit

„The Black Tides of Heaven“ ist eine Folge von Schlaglichtern auf wichtigen Momenten im Leben eines magiebegabten Zwillingspaars in einer faszinierenden, asiatisch inspirierten Fantasywelt. Es dauert ein wenig, bis das Geschehen wirklich emotional packend wird und das Novella-Format ist nicht wirklich geeignet dafür, eine so lange Zeitspanne und so komplexe Ereignisse abzudecken, aber es stecken so viele originelle Ideen in der J.Y. Yangs Geschichte, dass ich sie dennoch empfehlen kann.


Pro und Contra

+ originelle Welt
+ Akeha als tatkräftiger, einprägsamer Protagonist
+ spannender Umgang mit Geschlecht
+ queere Repräsentation (mindestens vorübergehend nicht-binäre Figuren, gleichgeschlechtliche Paare)

- tendenziell zu große Konflikte, Zusammenhänge, Zeiträume und Entwicklungen auf zu wenig Seiten
- Buch wurde (zumindest für mich) erst etwa ab der Hälfte richtig packend

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5

Tags: queere Figuren, Magie, Asien