Die Campbells Bd.1 – Inferno (José Luis Munuera)

Verlag: Carlsen; (Mai 2019)
Softcover: 56 Seiten; 12 €
ISBN-13: 978-3551755025

Genre: Humor/ Abenteuer


Klappentext

Bei den Campbells ist die Piraterie eine Familienangelegenheit!

Einst eine wahre Legende der Freibeuterei, hatte Campbell sich nach dem Tod seiner Frau aus dem Geschäft zurückgezogen, um seine beiden Töchter in Frieden als alleinerziehender Vater aufzuziehen.

Doch die Vergangenheit lässt sich nicht abschütteln...


Rezension

Die Campbells sind eine Vorzeigefamilie – zumindest für Piratenverhältnisse. Vor einigen Jahren hat Campbell sich nach dem Tod seiner Frau zur Ruhe gesetzt, um sich um die Erziehung der beiden Töchter zu kümmern. Nun sind sie alt genug, um das Piratenhandwerk zu erlernen. So geht das Trio gemeinsam auf Beutejagd und überfällt vorzugsweise andere Piraten. Itaca und Genova stellen sich dabei gar nicht so schlecht an. Das Leben könnte für Campbell also gar nicht schöner sein – wären da nicht Carapepino, ein trotteliger Pirat und Inferno, früher Partner von Campbell und nun schrecklichster Pirat der See. Der Mann, der Campbells Frau getötet hat.

José Luis Munuera ist mit Sicherheit kein Unbekannter in der Comicwelt. Er hat unter anderem Spirou & Fantasio gezeichnet, Zauber zusammen mit Jean Dufaux erschaffen und ist für die wundervollen, märchenhaften Zeichnungen bei Das Zeichen des Mondes verantwortlich. Zudem erscheint bei Carlsen die von ihm geschaffene Serie über Spirous Erzfeind Zyklotrop. Nun bringt Carlsen seine neue eigenständige Serie Die Campbells heraus und die hat es in sich.
Für Funnyfans gibt es nicht mehr allzu viele Serien, die zu begeistern wissen. Humor und eine abenteuerliche Geschichte miteinander zu vereinen, ist nun mal nicht so einfach. Aber Munuera scheint hierfür genau der richtige Mann zu sein. Und das stellt er mit Die Campbells unter Beweis.
Hier präsentiert er eine Reihe herrlich skurriler und verschrobener Charaktere, die sich gegenseitig mit äußerster Hinterlist beharken. Er vergisst aber dennoch nicht darauf zu achten, seine Geschichte mit Emotionen zu unterfüttern, die dafür sorgen, dass der Leser zu Campbell und seinen Töchtern, aber auch zu den trotteligen Piraten des Carapepino eine Beziehung aufbauen kann. Die grundlegende Geschichte ist recht tragisch, da Campbells Frau getötet wurde, aber daraus erwächst ein großartiges Zusammenspiel zwischen ihm und seinen Töchtern. Alle Figuren sind hervorragend herausgearbeitet und die Struktur des Comics, der aus einer Reihe von Kurzgeschichten besteht, hilft dabei die Figuren schnell und effektiv zu etablieren.
Ein Held kann aber nur so gut sein, wie sein Gegenspieler und der ist mit Inferno äußerst gut gewählt. Seine Boshaftigkeit ist auf den ersten Blick ersichtlich, wobei Munuera ihm ebenfalls eine tragische Note gibt. Am Ende führt Munuera alle einzelnen Fäden zu einer umfassenden Handlung zusammen, die richtig neugierig auf die Fortsetzung macht.
José Luis Munuera kann hier also in allen Belangen punkten. Charaktere und Geschichte sind stimmig und beim Humor nutzt Munuera jede Möglichkeit, den Leser zum Lachen zu bringen. Vor allem die Nebenfiguren sind meist eine Quelle für den häufig anarchischen Humor. Die Aussätzigen auf Bakaloo sind hierfür ein Beispiel. Die Campbells ist hier tatsächlich ein Glanzstück seines Genres.

Die Zeichnungen helfen natürlich enorm. José Luis Munuera nutzt hier seinen altbekannten Strich, verleiht ihm aber mehr Humor und sorgt so für zusätzliches Vergnügen beim Leser. Statt wie in Zauber das Märchenhafte herauszukitzeln, ist es nun das Komische, dass durch seinen Stil in den Vordergrund gerät.

Carlsen bringt Die Campbells als Softcover heraus und das ist in diesem Fall genau die richtige Entscheidung. Sammler werden dies mit Sicherheit monieren, aber angesichts der Tatsache, dass auch mal an den Comiclesernachwuchs gedacht werden muss, ist dies die richtige Entscheidung. Denn Die Campbells hat das Potenzial gerade viele junge Leser, ohne das Geld für Hardcover, für Comics abseits der Superhelden zu begeistern. Der anarchische Humor und der geniale Strich von Munuera dürfte auch viele jüngere Leser ansprechen, die sich in manch angesprochenen Themen wiederfinden könnten.


Fazit

Man nehme einen Piraten als Vater, zwei wilde Töchter, einen trotteligen Piraten und einen Erzfeind, der finsterer nicht sein könnte, herauskommt ein großer Piratenspaß, den Jose Luis Munuera genial inszeniert und in seinem typischen Zeichenstil einfängt. Die Campbells sind einfach wahnsinnig witzig!


Pro & Contra

+ schräge Charaktere
+ unglaublich witzig
+ die Aussätzigen sind genial

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Humor: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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Tags: Piraten