Usagi Yojimbo Bd.1 – Der Ronin (Stan Sakai)

Verlag: Dantes Verlag; (September 2017)
Softcover: 140 Seiten; 14, 99 €
ISBN-13: 978-3946952084

Genre: Samurai


Klappentext

Die Saga um Usagi Yojimbo [wörtlich: „Leibwächter Hase“] entfaltet sich in einem teilweise fiktiven Japan am Ende des 16. sowie am Beginn des 17. Jahrhunderts. Die historische Schlacht von Sekigahara, dem Vorbild der Schlacht von Adachigahara, an der Stan Sakais langohriger Krieger, wie wir gleich in der allerersten Usagi-Episode erfahren, teilgenommen hat, wurde am 21. Oktober 1600 geschlagen. Sie beendete die Zeit der Bürgerkriege und etablierte die Shogunatsherrschaft.

Die Samurai bilden im ganzen Land die herrschende Klasse. Sie folgen einem strengen aber ungeschriebenen Kodex an Verhaltensregeln, dem Bushido [„Weg des Kriegers“], und müssen in der neuen Ordnung erst noch ihren Platz finden. Es ist eine Zeit unruhiger Geschäftigkeit und politischer Intrigen.

Durch diese Welt wandert ein herrenloser Samurai. Sein Name: Miyamoto Usagi …


Rezension

Wenn es um Samurais und Japan als Thema geht, kommt man eigentlich nicht an Stan Sakais großartigen Usagi Yojimbo vorbei. Sein Samuraihase ist vielleicht das Beste, was in dieser Form über die legendären Krieger Japans veröffentlicht wurde, denn er stellt nicht nur ihre Schwertkunst in den Mittelpunkt, sondern lässt seinen wandernden Ronin auch mehr alltägliche Dinge erleben und schafft so ein Bild des alten Japans und einen Einblick in das, was der Bushido, der Ehrenkodex der Samurai, bedeutet. Leider ist Usagi Yojimbo in Deutschland unter dem Radar geblieben und so gibt es eine lange Leidensgeschichte für die Fans Usagis in Deutschland, da die Serie immer wieder während der Veröffentlichung abgebrochen wurde. Allerdings hat sich jetzt der Dantes Verlag seiner angenommen und dieses Mal sieht es recht gut aus, dass die Reihe nicht abgebrochen werden wird.

Das Ungeheuer von Adachigahara

Miyamoto Usagis Weg führt ihn in die Nähe des Schlachtfeldes von Adachigahara. In dieser Schlacht verlor Usagi seinen Herrn und wurde zu einem Ronin. Nun trifft er auf eine alte Frau, die in einer Hütte wohnt, obwohl in der Nähe ein Ungeheuer sein Unwesen treiben soll. In der Nacht wird Usagi überfallen.
Mit einer kleinen aber feinen Kurzgeschichte beginnt Usagis Reise in der Welt der Comics. Schon hier zeichnet sich die Qualität von Stan Sakais Geschichten ab, obwohl es nur einen kurzen Einblick gibt.

Einsamer Hase mit Kind

Usagi begegnet Tomoe Ame und ihrem Herrn Noriyuki, Kopf des Geishu-Clans. Der Fürst Hikiji will sich das Land der Geishu einverleiben und hat deswegen Attentäter auf Noriyuki angesetzt. Da Hikiji für den Tod von Usagis Herrn verantwortlich ist, beschließt dieser Tomoe Ame und Noriyuki zu helfen, Edo zu erreichen.
Bereits in der zweiten Geschichte hat Usagi eine schicksalhafte Begegnung, denn Noriyuki, Tomoe Ame und Hikiji werden in späteren Geschichten immer wieder eine Rolle spielen. Die Hetzjagd auf der Straße nach Edo wird von Stan Sakai spannend erzählt und bringt viele Elemente wie Ninjas, aber auch die Gedankenwelt eines Samurai ein.

Das Geständnis

Usagi fällt der Beweis in die Hände, dass Fürst Hikiji hinter dem Anschlag auf Noriyuki steckt. Der Beweis wird nach Edo gebracht, aber dort ist nicht alles, wie es scheint.
In Das Geständnis erweitert Stan Sakai die Dimensionen der Intrige des Fürsten Hikiji und er spendiert Tomoe Ame und Usagi einen wunderbaren Moment.

Kopfgeldjäger

Usagi trifft auf den Kopfgeldjäger Gennosuke. Der macht Jagd auf die Brüder Ichiro und Kenichi und ihre Bande. Da Usagi kein Kopfgeldjäger ist, Gen jedoch seine Hilfe haben will, engagiert der Kopfgeldjäger Usagi als seinen Leibwächter.
Das erste Aufeinandertreffen von Usagi und Gen etabliert ihre ambivalente Beziehung zueinander. Einerseits helfen sie sich gegenseitig, andererseits schreckt vor allem Gen nicht davor zurück Usagi übers Ohr zu hauen. Kopfgeldjäger ist spannend und actionhaltig mit genau der richtigen Prise Humor.

Der Pferdedieb

Usagi versucht Banditen aufzuhalten, kann aber nicht verhindern, dass sie eine Truhe und die Pferde stehlen. Die Wachen sind alle tot. Usagi nimmt das einzige verbliebene Pferd und reitet in ein Dorf, in dem er es verkaufen möchte. Allerdings wird er für einen Pferdedieb gehalten und muss fliehen. Er landet ausgerechnet in den Armen der Banditen. Es sieht nicht gut aus für Usagi, der zwischen Banditen und bestohlenen Magistrat steht.
Der Pferdedieb ist eine kurze und amüsante Geschichte, in der Usagi von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt.

Ein Dorf in Angst

In einem kleinen Dorf treibt ein Kitsune sein Unwesen. Diese Ungeheuer können Trugbilder erzeugen und ihre Gestalt wandeln. Usagi will helfen und hofft, dadurch etwas Geld verdienen zu können. Es kommt aber anders, als er dachte.
Eine Geschichte in der es um die Ungeheuer der japanischen Mythologie geht, aber auch um den Bushido, dem Usagi folgt und dem er sich unterordnet.

Ein stilles Mahl

Usagi möchte einfach nur ein stilles Mahl einnehmen. Ein Haufen Spieler, der feiern will, hat etwas dagegen. Doch ein Samurai lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.
Ein stilles Mahl ist ein Paradebeispiel dafür, welch erzählerisches Können Stan Sakai besitzt. Auf wenigen Seiten bringt er einfache Handlung auf den Punkt und vermittelt so das Wesen eines Samurais perfekt.

Das blinde Schwertschwein

Unterwegs kommt Usagi durch ein zerstörtes Dorf. Ihm wird erzählt, ein berüchtigter Mörder namens Ito wäre dafür verantwortlich. Ein paar Stunden später lernt er einen Zato, einen blinden Masseur kennen. Die Reise mit ihm verläuft angenehm, bis Kopfgeldjäger auftauchen.
Zato-Ino ist eine der tragischen Figuren bei Usagi Yojimbo. Dies wird gleich bei seinem ersten Auftritt klar. Er will eigentlich nur Ruhe, die er aber scheinbar nicht finden kann. Seine Suche wird für einige Zeit anhalten.

Heimkehr

Usagi kehrt zum ersten Mal seit dem Tod seines Vaters in sein Heimatdorf zurück und es hat sich viel geändert Kenichi, ein „Spielkamerad“ aus Kindertagen wurden von Fürst Hikiji als Magistrat eingesetzt und hat Mariko, Usagis Jugendliebe, geheiratet. Das wäre schon an sich eine schwierige Situation, allerdings wird das Dorf von Ninjas belagert, die die Vorräte haben wollen.
Heimkehr ist eine wunderschöne, leicht melancholische Geschichte, in der ein Blick in Usagis Vergangenheit geworfen wird und die ein bittersüßes Ende besitzt.

Kopfgeldjäger II

Das zweite Aufeinandertreffen verläuft anders als Gen und Usagi geplant haben und es stellt sich die Frage, wer am Ende, wen reingelegt hat.
Nach dem etwas schwereren Heimkehr erzählt Stan Sakai hier eine kurzweilige, humorvolle Geschichte.

Stan Sakais Zeichenstil entwickelt sich in den ersten Geschichten rasant. Nicht, dass seine Bilder am Anfang schlecht aussehen würden, aber die endgültige Form seiner Figuren muss er erst noch finden und diese Entwicklung ist bei Kopfgeldjäger II praktisch abgeschlossen. Stan Sakai beherrscht die Kunst mit wenigen Strichen Figuren und Umgebungen zu erschaffen. Sein einfacher Strich lenkt nicht von der Geschichte und dem Inhalt ab, und transportiert doch mehr als nur das Wesentliche. Er ist einfach ein Meister seines Faches, der nicht nur Actionszenen rasant inszenieren kann, sondern ebenso die leisen Momente perfekt einfängt.

Als Bonusmaterial gibt es eine kleine Covergalerie.


Fazit

Gleich der erste Band zeigt das erzählerische Können Stan Sakais. Sein Usagi ist melancholisch, lustig, spannend, aufregend, nachdenklich machend und wenn nötig actiongeladen, eben genau das, was eine gute Geschichte ausmacht. Wer Usagi Yojimbo nicht kennt, hat jetzt die Chance ihn kennenzulernen und sich in seinen Bann ziehen zu lassen. Wer sich für Kampfsport, Japan oder einfach sehr gut erzählte Geschichte interessiert, muss einfach Usagi Yojimbo lesen.


Pro & Contra

+ bittersüßes Ende bei Heimkehr
+ viele wichtige Figuren werden bereits etabliert
+ Geschichten mit Tiefe

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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Tags: Samuraigeschichten