Feder & Schwert (März 2018)
Taschenbuch, 488 Seiten, 14,95 EUR
ISBN: 978-3770493722
Genre: historische Dark Fantasy
Klappentext
.Frankreich, 1642: Dämonenjünger schüren Angst und Verzweiflung in den Herzen der Menschen. Gegen sie stellen sich die Musketiere des Schwarzen Banners, arkane Kämpfer, die weder Tod noch Teufel fürchten. Allerdings vermögen auch sie nicht den Mord am Gouverneur der Provinz Poitou zu verhindern. Als die magiebegabte Kammerdienerin Cécile die Flucht vor den Mördern ergreift, gewinnt sie in dem Musketier Armand einen unerwarteten Verbündeten. Doch schon bald müssen sie sich entsetzlichen Feinden und ihren persönlichen Abgründen stellen.
Währenddessen kommt der Befehlshaber des Schwarzen Banners, César de Rochefort, auf Geheiß Kardinal Richelieus Verrätern an Krone und Dreifaltigkeit auf die Spur. Dabei stößt er auf eine Verschwörung, die sich von den höchsten Kreisen des Königreichs bis in die Domänen der Hölle erstreckt.
Fern von Paris obliegt es allein Cécile, Armand, Rochefort und ihren Verbündeten, den dunklen Pakt der Dämonendiener zu zerschlagen und Frankreichs Sturz in die Finsternis abzuwenden.
Rezension
Kammermädchen Cécile beobachtet den Mord an ihrem Herrn und wird von einem finsteren Dämonenwesen gejagt. Schwer verletzt gelingt ihr die Flucht und das Glück oder die Dreifaltigkeit führen sie in ein Wirtshaus, in dem Soldaten des Schwarzen Banners zu Gast sind. Magiebegabte Kämpfer, die unter dem Befehl des mächtigen Kardinals Richelieu stehen und gegen die Kreaturen der Hölle antreten. Gemeinsam mit Armand, einem Streiter des Schwarzen Banners, und dem Schweden Olsson sucht Cécile Hilfe bei der Kirche, verfolgt von den Stellvertretern der Höllenfürsten. Diese haben sich verbündet, um Frankreich in ihre Gewalt zu bringen. Ihre Diener spinnen schon lange ein Netz aus Lügen und Intrigen – und sie haben Interesse an Cécile, in der eine magische Begabung schlummert …
Zur Zeit Louis XIII. gebietet Kardinal Richelieu über das Schwarze Banner, in dem magisch begabte Männer und Frauen gegen die Ausgeburten der Hölle kämpfen. Dabei wird früh deutlich, dass der Kampf gegen die Dämonendiener Opfer fordert. Nicht nur einmal entrinnen die Protagonisten knapp dem Tod und zu allem Übel werden sie mit Verrat und Lügen konfrontiert, sodass sie nicht wissen, wem sie trauen können. Das hält die Spannung zunächst hoch, doch irgendwann leidet die Handlung unter den vielen Rückschlägen und Verletzungen. Erscheint einem eine Kampfszene spektakulär, wird sie bald übertroffen – bis die Kämpfe in einem Gemetzel gipfeln, das einem für das Setting des Romans unpassend erscheint.
Zur Unterhaltung tragen die dem Bild der damaligen Zeit entsprechend hochgestochen vorgetragenen Dialoge bei, insbesondere wenn sie in Sarkasmus abdriften. Die Charaktere vermögen es, sich auf äußerst höfliche Weise zu beleidigen und so kommt man mehrmals in den Genuss eines verbalen Schlagabtauschs, der einen schmunzeln oder auch auflachen lässt. Bei den Protagonisten überzeugen vor allem die Damen der Geschichte: Cécile entwickelt sich vom verschüchterten Kammermädchen zu einer mutigen jungen Frau, die ihre Kräfte entdeckt und von den Dämonendienern in Versuchung geführt wird. Erwähnenswert ist zudem Baronne Agnés, die mehrere Schicksalsschläge verkraften musste und sich dafür entscheidet, gegen die Höllenkreaturen und damit für ihr Leben zu kämpfen.
Armand schwächelt dagegen, erscheint er doch anfangs oft zu arrogant und seine persönlichen Dämonen zu klischeehaft. Rochefort, der Capitaine des Schwarzen Banners, gefällt in der ersten Romanhälfte dagegen gut, doch seine Alleingänge erscheinen bald unglaubhaft. Überhaupt wundert man sich, warum die Protagonisten so wenig Hilfe erhalten, wenn es doch ein ganzes Regiment von arkanen Kämpfern gibt. Auch über die zeitlichen Abläufe stutzt man gelegentlich, hier wären konkrete Angaben über die Zeiträume hilfreich gewesen. Bei den Antagonisten sticht ebenfalls eine Frau heraus, eine Dienerin der Lilith, verführerisch und skrupellos. Sie erscheint dem Leser wesentlich boshafter und gefährlicher als der eigentliche Drahtzieher des Verschwörung.
Im direkten Vergleich zu den beiden historischen Romanen „Im Schatten der Hanse“ und „Lübecker Rache“ ist das Setting in „Hexagon“ weniger atmosphärisch ausgearbeitet. Das Setting erinnert mehr an Abenteuerfilme mit den Musketieren und funktioniert als Fantasyroman gut, dennoch hätte man sich etwas mehr Liebe zum Detail gewünscht. An anderen Stellen hätte Hennig Mützlitz dafür etwas sparsamer beschreiben können, denn die Ausgeburten der Hölle warten mit allerhand Ungeziefer, übelstem Gestank und ekelerregender Gewalt auf – ein heftiger Kontrast zu den vornehmen Franzosen und ihrer tadellosen, schicken Kleidung. Interessanter dagegen sind die Auswirkungen der Dämonen auf die Psyche der Menschen.
Fazit
“Hexagon – Pakt der Sechs“ inszeniert eine finstere Gothic Novel im Frankreich des 17. Jahrhunderts und konfrontiert bekannte historische Persönlichkeiten mit der verdorbenen Dienerschaft der Höllenfürsten. Inmitten einer phantastischen Verschwörung finden sich die Protagonisten wieder, die gleichzeitig Gejagte und Jäger sind. Trotz mancher Makel ein unterhaltsamer Fantasyroman, der mit amüsanten Dialogen glänzt.
Pro und Contra
+ gelungener Mix aus Abenteurroman und Gothic Novel
+ starke Frauenfiguren
+ einige Überraschungen im Storyverlauf
+ teils sehr amüsante Dialoge
+ phantastische Interpretation realer Ereignisse
o funktioniert als Einzelband, hält sich aber die Möglichkeit einer Fortsetzung offen
- etwas viel Gemetzel
- die männlichen Protagonisten überschätzen sich
- Nebencharaktere zu blass
Wertung:
Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5
Rezension zu "Im Schatten der Hanse"