Holy Sister (Mark Lawrence)

Ace (April 2019
Hardcover
480 Seiten, 24,75 EUR
ISBN: 978-1101988916

Genre: Fantasy


Klappentext

They came against her as a child. Now they face the woman.

The ice is advancing, the Corridor narrowing, and the empire is under siege from the Scithrowl in the east and the Durns in the west. Everywhere, the emperor’s armies are in retreat.

Nona faces the final challenges that must be overcome if she is to become a full sister in the order of her choice. But it seems unlikely that Nona and her friends will have time to earn a nun’s habit before war is on their doorstep.

Even a warrior like Nona cannot hope to turn the tide of war.

The shiphearts offer strength that she might use to protect those she loves, but it’s a power that corrupts. A final battle is coming in which she will be torn between friends, unable to save them all. A battle in which her own demons will try to unmake her.

A battle in which hearts will be broken, lovers lost, thrones burned.


Rezension

Die Handlung von „Holy Sister“ findet auf zwei Zeitebenen statt: In der Gegenwart müssen Nona und ihre Freundinnen in einem Konvent, in dem viel und gleichzeitig nichts wie früher ist, einen gefährlichen Diebstahl planen. Parallel wird erzählt, wie Nona drei Jahre zuvor, unmittelbar nach dem Ende von „Grey Sister“, mit der undurchschaubaren Zole über das Eis flieht, das den schmalen, noch bewohnbaren Teil des Planeten von allen Seiten bedrängt. Ihr Weg führt sie in das bedrohliche schwarze Eis, zu einer alten Feindin und zu Enthüllungen über Zoles Vergangenheit, die einige von deren Besonderheiten plausibler machen.

In der Gegenwart beendet Nona ihre Ausbildung. Wichtige Figuren, die sie zuvor auf ihrem Weg begleitet haben, sind tot, und so muss sie die große Verantwortung, Äbtissin Glass‘ ehrgeizigen, vielfach verschachtelten Plan zur Rettung des Imperiums umzusetzen, nahezu allein tragen. Die Magie, die ihren Geist mit dem von Arabella, Kettle und Ruli verbinden, erlaubt es, die Handlung auch aus anderen Perspektiven mitzuerleben und eröffnen einen Blick auf wichtige Ereignisse an anderen Orten.

Die Figuren haben es in diesem Buch mit mehr Gegnern als je zuvor zu tun – Sherzal und die Tacsis haben noch immer ihre Pläne mit Nona und dem Imperium, und eine ganze Armee von Invasoren zwingt die Schwestern von Sweet Mercy, sich ihnen mit aller Kraft entgegenzuwerfen. Während zuvor einzelne Nonnen auf Missionen ausgesandt wurden, zieht nun das ganze Kloster in den Krieg. Die Nonnen und Novizinnen zeigen ihr ganzes Geschick und ihre Entschlossenheit, aber auch unerwartete Seiten ihrer Persönlichkeit und – wie in den anderen Bänden – ihre vielfältigen und komplexen Beziehungen untereinander. Sie sind Freundinnen, Liebhaberinnen, Rivalinnen, widerwillige Verbündete, Mentorinnen und vieles mehr.

Nona trifft im Verlauf der Handlung einige überraschende Entscheidungen und entwickelt sich stark weiter – genau wie viele andere Figuren um sie herum. Einer der besten Aspekte des Buches ist, dass viele Nebenfiguren so markant und dynamisch sind, so spannende Vorgeschichten, Beziehungen und Konflikte haben, dass neben Nona auch sehr viele andere Figuren als Protagonistin denkbar gewesen wären. Nona trifft Entscheidungen von ungeheurer Tragweite, aber nie fühlt es sich an, als würde sich die Welt nur um sie drehen.

In „Holy Sister“ kommt auch das Worldbuilding, die Kombination aus Fantasy-, Science-Fiction- und (post)apokalyptischen Elementen voll zur Geltung, und unzählige kleine sorgfältig platzierte Puzzlestücke finden ihren Platz, oft im Rahmen überraschender Plottwists. Da es das Finale einer Trilogie ist, sterben liebgewonnene Figuren, aber in der Regel nicht, ohne Leser*innen vorher noch einmal zu beeindrucken.

Wie bereits bei den Vorgängerbänden erfordert die Lektüre von „Holy Sister“ die Bereitschaft, sich darauf einzulassen, dass die Nonnen von Sweet Mercy überlebensgroße Kämpferinnen oder Meisterstrateginnen sind, die die nächsten 200 Züge ihrer Gegenspieler voraussehen können. Aber diese eher unglaubwürdigen Elemente ändern nichts daran, dass sich die Konsequenzen der Kämpfe und Intrigen nur zu real anfühlen.

„Holy Sister“ ist stellenweise düster, brutal und verlustreich, aber gleichzeitig finden die Figuren in dieser vom gnadenlosen Kampf um schwindende Ressourcen erfüllten Welt auch Freundschaft, Liebe und Hoffnung und werden mehr als einmal auch positiv überrascht. Mark Lawrence‘ poetische Sprache und die geschickte Konstruktion der gesamten Trilogie, die sich jetzt erst komplett offenbart, tragen noch dazu bei, „Holy Sister“ zum krönenden Abschluss einer großartigen Serie zu machen.


Fazit

„Book of the Ancestor“ ist eine originelle, mitreißende Fantasytrilogie voller einprägsamer, überlebensgroßer Figuren, dramatischer Kämpfe und Passagen, die notiert und zitiert werden wollen. Mit „Holy Sister“ findet sie einen mehr als würdigen Abschluss.


Pro und Contra

+ originelles Worldbuilding
+ viele markante, beeindruckende Figuren mit dynamischer Entwicklung und vielfältigen Beziehungen untereinander
+ überraschende Entwicklung Nonas
+ Plottwists
+ emotional & mitreißend, schöne Sprache
+ gute Balance zwischen Hoffnung und Düsternis

o wieder sehr viel Aussetzung des Unglaubens nötig
o großer Zeitsprung am Anfang

- eine wichtige Figur stirbt off-screen
- eine wichtige Beziehung hätte besser vorbereitet sein können
- eindimensionale Antagonisten

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Rezension zu „Red Sister“ (Bd. 1)

Rezension zu „Grey Sister“ (Bd. 2)

Rezension zu "Prince of Fools" (Red Queens War, Bd. 1)

Rezension zu "Road Brothers"

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