Spirou & Fantasio Spezial - Stiftung Z (Denis-Pierre Filippi, Fabrice Lebeault)

Verlag: Carlsen; (März 2019)
Softcover: 80 Seiten; 12 €
ISBN-13: 978-3551776273

Genre: Abenteuer


Klappentext

Der Agent Spirou ist ein kleiner Angestellter des biogenetischen Überwachungsdienstes der Administration. Doch anstatt Karriere im Sinne der Familientradition zu machen, strebt er nur eins an: Geheimagent im Außendienst zu werden. Heimlich ermittelt er gegen die Stiftung Z, eine übermächtige Organisation, die unter dem Schutz der Administration steht. Das ungestüme Eingreifen seiner Schwester Stefanie, die sich der Rebellion angeschlossen hat, zwingt Spirou, schneller zu handeln als vorgesehen. Als sie von Killer-Robotern bedroht werden, rettet ihnen ein geheimnisvoller Agent das Leben.
Sein Name ist Fantasio, und er wird ihnen dabei helfen, den Schleier über dem Z zu lüften.


Rezension

In der Zukunft beherrscht die Administration alles. Spirou ist ein Agent des biogenetischen Überwachungsdienstes, während seine Schwester dem Widerstand angehört. Eines Tages geht sie zu weit und die beiden Geschwister sehen sich großen Schwierigkeiten gegenüber, aus denen ihnen der mysteriöse Fantasio hilft. Gemeinsam machen sie sich auf, das Geheimnis der Stiftung Z zu erkunden und herauszufinden, wo der Großvater von Spirou und Stefanie abgeblieben ist.

Die Spezialreihe von Spirou & Fantasio ist unabhängig von der Hauptserie und gibt anderen Autoren die Möglichkeit, sich in der Welt Spirous auszutoben und mit den Figuren zu spielen. Sie müssen sich dabei nicht an Vorgaben halten und dürfen alles umkrempeln. Dabei geht so mancher selbstverständlich ein kreatives Wagnis ein. Denn nicht jeder neue Ansatz und jede neue Sicht auf die etablierten Figuren, dürfte gut ankommen. Und manchmal ist auch zu viel Freiheit nicht gerade förderlich, nämlich eben dann, wenn sich Autoren nicht mehr selbst zügeln können und sich in ihrer Geschichte verstricken und den Faden verlieren, weil unbedingt eine weitere Idee hineingebracht werden muss..
Dies ist Filippi glücklicherweise nicht passiert, allerdings eckt er mit Sicherheit mit seiner Interpretation der Figuren bei so manchem Fan und Puristen kräftig an. Denn sein Spirou hat erstmal nichts mit den gewohnten Figuren und ihrem Hintergrund zu tun. Wie bereits in Eine außergewöhnliche Reise orientiert sich hier alles stark am Steampunk. Merkwürdige Apparate und Roboter im Stil der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert sind hier zu finden und die schöpferische Kraft, die Ideen und die Kreativität eines Jules Verne scheinen immer wieder durch. Dies allein wäre natürlich kein Grund dafür, dass dieses Abenteuer vermutlich stark polarisiert. Ein Steampunk-Spirou ist mit Sicherheit etwas, was viele akzeptieren und auch genießen würden.
Allerdings geht Filippi weiter, als nur einen anderen Hintergrund und eine andere Atmosphäre zu verwenden.
Er krempelt die Figuren derart stark um, dass sie zunächst kaum wiederzuerkennen sind. Spirou und Stefanie sind plötzlich Geschwister und Fantasio ein Geheimagent. Der Graf von Rummelsdorf ist Spirous Großvater und Zyklotrop ein Freund des Grafen. Die Charaktere sind also vollkommen andere und wenn nicht klar wäre, dass dies ein Spirou & Fantasio-Album ist, wäre es kaum zu glauben. Viel zu unterschiedlich ist auf den ersten Blick dieses Abenteuer und seine Figuren. Auf den Zweiten ist dann zu erkennen, dass alle Charaktere sich im Kern ihre Eigenschaften bewahrt haben, sie werden von Filippi nur anders ausgespielt und geben so einen neuen Blick auf die Charaktere frei. Ob der gefällt oder nicht, liegt im Auge des Betrachters. Die einen werden es als eine frische Abwechslung ansehen, während es anderen vielleicht sauer aufstößt. Das Abenteuer selbst wird von Denis-Pierre Filippi stringent und mit hohem Tempo erzählt. Es gibt einiges an Action und so manche Überraschung. Vor allem das Ende ist hier zu nennen, mit dem Filippi vielleicht manchen Leser mit Stiftung Z versöhnt. Filippi ist ein sehr guter Autor und die Geschichte erzählt er sehr gut und spannend, eine Frage bleibt aber bestehen: Wieso brauchte er für diese Geschichte unbedingt Spirou & Fantasio, denn er könnte sie genauso gut mit anderen Figuren erzählen, selbst das Ende ist nicht so spezifisch, als das es nicht mit anderen, neuen Charakteren funktioniert hätte. Trotzdem ist Stiftung Z ein gutes Abenteuer und abgesehen vom erwähnten Kritikpunkt mit Sicherheit mehr als lesenswert.

Fabrice Lebeault steht bei diesem Comic an Denis-Pierre Filippis Seite. Er gibt den Figuren ein mehr naturalistisches Aussehen und setzt sie in eine fantastische Welt, die klar dem Steampunk verpflichtet ist. Hier ist alles stimmig und passend zueinander ausgearbeitet. Durch seinen Seitenaufbau erzeugt er einen unheimlich guten Lesefluss und der Comic ist im Nu durchgelesen. Geschichte und Zeichnungen passen einfach zusammen. Lebeault tobt sich aus und der Spaß, den er vermutlich beim Zeichnen hatte, ist in den Bildern zu erkennen.

Etwas Bonusmaterial gibt es sogar auch. Auf einer Seite gibt es etwas zu den Hintergründen des Abenteuers, worauf ein Blick in Lebeaults Skizzenbuch folgt.


Fazit

Stiftung Z ist durchaus ein spannendes Abenteuer, wird allerdings bei Puristen vermutlich auf Ablehnung stoßen. Wer allerdings offen für etwas neues ist, wird mit dem Band seinen Spaß haben und ihn genießen.


Pro & Contra

+ Spirou & Fantasio unter einem völlig neuen Blickwinkel
+ Pips
+ rundes Ende

0 Geschichte hätte auch mit anderen Figuren erzählt werden können

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 5/5


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