Verlag: Panini (April 2019)
Gebundene Ausgabe: 160 Seiten; 29 €
ISBN-13: 978-3741612886
Genre: Historik/ Mystery
Klappentext
Venezianische Affären
„Denn es nichts verborgen, das es nicht offenbar werde,
und ist nichts Heimliches, das nicht hervorkomme.“
Rezension
Im Venedig des Jahres 1737 geht ein Serienmörder um, der Jagd auf Frauen macht und diese verstümmelt. Alessandro Beltrame wird von seinem Vater beauftragt dem Capitan Grande bei der Aufklärung der Morde zur Hand zu gehen. Denn die Todesopfer sind alle irgendwie mit Senator Bragadini verknüpft. Alessandros Vater hat ein grausiges Geheimnis, welches bald ans Tageslicht kommt und Alessandro braucht alle Hilfe, die er bekommen kann, insbesondere von Tshano, einer schwarzen Wahrsagerin, die die schamanischen Künste ihrer Heimat beherrscht. Im Laufe seiner Ermittlungen begegnet Alessandro ebenso seiner Stiefschwester Clara.
Venezianische Affären entführt den Leser sowohl in ein fiktives als auch durchaus realistischesVenedig des Jahres 1737. Realistisch da sich die Autoren Warnauts und Raives intensiv mit den Verhältnissen in der damaligen Zeit auseinandergesetzt haben, wie die Bibliographie am Ende des Bandes deutlich macht und fiktiv, da sie vor diesem Hintergrund eine Mörderjagd inszenieren, die nicht nur einen kleinen Mysterytouch besitzt. Zunächst fällt dies gar nicht so auf und der Leser wähnt sich in einem klassischen Serienkillerkrimi, bis im zweiten enthaltenen Album das Übersinnliche ganz klar Einzug erhält. Dies stört jedoch gar nicht, da es irgendwie zu Venedig und seinen Ausschweifungen passt, wenn ein Geist/ Dämon umgeht.
Vor allem funktioniert dieser Ansatz deswegen so gut, weil Warnauts/ Raives mit Alessandro und Tshano zwei starke Persönlichkeiten etablieren, um die herum sich die Geschichte entwickelt und weil alle Figuren im Rahmen des historischen Hintergrundes glaubwürdig agieren. Es gibt gleich mehrere Wendungen, die nicht aus dem Hut gezaubert werden, sondern tatsächlich eine Notwendigkeit der Zeit und Geschichte sind. Dadurch entsteht Spannung und die Frage, was wirklich hinter den Morden steckt und was der Mörder mit ihnen bezwecken will, lässt einen immer weiterblättern. Selbst nach der Aufklärung gelingt es den Autoren, die Spannung hochzuhalten, denn ab diesen Zeitpunkt wird das Verwirrspiel um Macht nur noch größer und interessanter.
Die ersten beiden enthaltenen Alben in dieser Gesamtausgabe sind also nur der Auftakt, zu einer viel größeren Geschichte, die im abschließenden letzten Drittel ihren Beginn nimmt und klar macht, dass noch sehr viel passieren wird, bevor die Venezianischen Affären ihr Ende finden. Zwei weitere Bände der Gesamtausgabe warten auf die Veröffentlichung und werden die Geschichte hoffentlich zu einem befriedigenden Ende bringen.
Guy Raives und Eric Warnauts arbeiten beim Schreiben und Zeichnen als Team. Keiner ist für etwas alleine verantwortlich, weshalb sie eben auch gemeinsam zeichnen. Ihre Stärken liegen ganz klar in der Gestaltung von Gebäuden, Landschaften und Hintergründen. Hier zeigen sie eine hohe Detailverliebtheit und ihnen gelingt es das Venedig des 18. Jahrhunderts aufleben zu lassen. Anders als in Zeitenwende aber wirken ihre Charaktere extrem statisch. Ein Gefühl von Bewegung stellt sich nie ein, Dynamik ist nicht vorhanden. Das ist äußerst schade, da die Figuren dadurch teilweise seltsam emotionslos und kalt wirken. Mehr wie Wachspuppen, als wie Menschen. Der Unterschied in der Darstellung mag im zeitlichen Abstand zwischen den beiden Serien begründet sein. Zeitenwende erschien im Original nahezu zwanzig Jahre nach Venezianische Affären, also mit genug Zeit sich entsprechend weiterzuentwickeln.
Der Band liefert im Bonusteil einen informativen Einblick in das Venedig des 18. Jahrhunderts, wodurch manche Winkelzüge der Handlung noch nachvollziehbarer werden.
Fazit
Venezianische Affären beginnt als klassischer Serienkillerkrimi und endet als Thriller mit einem fiesen Gegenspieler. Das liest sich ganz spannend, hat aber auch Luft nach oben.
Pro & Contra
+ das Venedig des Jahres 1737 wird lebendig
+ informatives Bonusmaterial
Bewertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Warnauts und Raives:
Rezension zu Zeitenwende Bd.1
Rezension zu Zeitenwende Bd.2
Rezension zu Venezianische Affären Gesamtausgabe Bd.3