Woken Furies (Richard K. Morgan)

Del Rey (2005)
Taschenbuch
450 Seiten, 17,00 $
ISBN: 978-0-345-49977-6

Genre: Science Fiction


Klappentext

In a world where the real and virtual are one and the same and the dead can come back to life, Takeshi Kovacs was once a galaxy hopping Envoy. Now he battles against biomachines gone wild, searches for a conturies-old missing weapons system, and endures the betrayal of people he once trusted. But when his relationship with an imperiled woman pits him against an enemy specially designed to destroy him, he knows it's time to be afraid. After all, the guy sent to kill him is himself: only younger, stronger and straight out of hell.


Rezension

„Woken Furies“ beginnt auf einem anderen Planeten, Takeshi Kovacs‘ Heimatwelt Harlans World, und mehrere Jahre nach dem Ende des Vorgängerbands. Die Ereignisse aus „Altered Carbon“ und „Broken Angels“ wirken hier und da – und auf ziemlich wichtige Weise – auf den Plot ein. Der Roman beginnt mit einem konsequenzenreichen Kampf, in welchem Takeshi es genüsslich mit einer Gruppe fanatischer Priester aufnimmt und einer charismatischen Fremden hilft. In Sylvie Oshimas Kopf steckt Software, die es ihr und ihrem Team erlaubt, Jagd auf außer Kontrolle geratene, KI-gesteuerte Maschinen zu machen. Weil er sich mächtige Feinde gemacht hat, schließt Takeshi sich ihr fürs Erste an.

Doch er weckt schnell wieder die Aufmerksamkeit seiner Verfolger – darunter niemand anderes als eine Kopie seines jüngeren Ichs, die in einem anderen „Sleeve“ (Körper) steckt. Bald jedoch stellt sich heraus, dass er nur ein Nebenziel ist: Es ist Sylvie, hinter der die mächtigste Familie des Planeten her ist, und er findet auch rasch heraus, warum.

Ein komplexes Geflecht aus Beziehungen zwischen den verschiedensten Fraktionen und die konfliktreiche Geschichte von Harlans Welt bilden den Hintergrund für einen Plot voller gelungener Twists, der mal ziellos und verwirrend wirkt, aber gerade am Ende auf überraschende Weise Sinn ergibt. So erfährt man etwa in der Mitte des Buches, was es mit Takeshis Rachefeldzug auf sich hat, und erst ganz am Ende kommt in vollem Umfang heraus, was in Sylvies Kopf geschieht. Es tauchen auch Figuren aus Takeshis Vergangenheit auf, die in den Vorgängerbänden erwähnt wurden, und es steigen Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend an die Oberfläche. Sie und die Gespräche, die er mit anderen Figuren führt, enthüllen mehr über seinen Charakter, als dies noch in den Vorgängerbänden der Fall war. Als ein sturer, desillusionierter Einzelgänger mit einem Hang zur Gewalt, der sich jedoch seine Schwächen offen eingesteht, ist dieser Ich-Erzähler nicht unbedingt eine sympathische, aber eine sehr unterhaltsame Figur, die auch immer wieder von anderen Charakteren herausgefordert und auf ihre inneren Widersprüche hingewiesen wird.

Auch die Welt zeigt wieder ihre interessanten Facetten: Es gibt den Kontinent New Hokkaido, der außer Kontrolle geratenen Kriegsmaschinen gehört, endlose Sümpfe und von der Zeit vergessene Aliengeschütze, die jeden Flug zum Wagnis machen. Takeshi und seine neuen Gefährten gehen mal clever, mal brachial vor, um ihre Ziele zu erreichen, und sowohl Actionszenen als auch Setting sind auf eine Weile geschildert, die eindrucksvolle Bilder entstehen lässt. Ein Feuergefecht wird hier ebenso gut beschrieben wie Takeshis Erinnerungen an das Tauchen unter den von drei Monden bewegten Meer von Harlans World.

Das Buch weist jedoch auch ein paar Schwächen auf, die für die Serie typisch sind: Zum Beispiel sind da ausgedehnte Sex-Szenen, die sich wiederholen, sehr wie Fantasien lesen, teilweise aus an den Haaren herbeigezogenen Gründen in den Plot eingefügt und in Takeshis Gedanken immer wieder auf nervige Weise präsent sind. Die Menge an Namen, Wendungen und Fraktionen erfordert aufmerksames Lesen, um den Überblick zu behalten. Wieder werden Worldbuilding-Ideen, die eigentlich in eigenen Romanen erkundet werden könnten, zur bloßen Kulisse degradiert, weil bereits zu viel geschieht. Es bleibt das Gefühl, nur einen winzigen Ausschnitt einer sehr reichen und komplexen Welt gesehen zu haben, was eigentlich sehr zur Atmosphäre beitragen kann und in vielen Büchern eher ein positives Merkmal ist, aber hier ein wenig unbefriedigend erscheint.


Fazit

Mit „Woken Furies“ findet Richart K. Morgans Trilogie um Takeshi Kovacs einen befriedigenden Abschluss voller spannender Twists. Tatsächlich hatte ich das Gefühl, den Protagonisten jetzt erst wirklich kennen zu lernen.


Pro und Contra

+ spannender Weltentwurf
+ Ästhetik der Welt
+ gelungene Plottwists
+ brutale, bildgewaltige Action
+ persönliche Enthüllungen über den Protagonisten
+ oft erwähnte Figuren treten nun auf

- ausführliches Schwelgen in unnötigen Sex-Szenen
- Plot wird hier und da verwirrend und/oder ziellos, auch wenn ständig etwas passiert

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5


Rezension zu “Altered Carbon” (Bd. 1)

Rezension zu “Broken Angels” (Bd. 2)

Tags: Cyberpunk, Richard K. Morgan