Kaiserin Charlotte Bd.1 – Die Prinzessin und der Erzherzog (Fabien Nury, Matthieu Bonhomme)

Verlag: Carlsen; (Juni 2019)
Gebundene Ausgabe: 72 Seiten; 16 €
ISBN-13: 978-3551724724

Genre: Historik/ Drama


Klappentext

Als Prinzessin von Belgien ist der jungen Charlotte eine ruhmreiche Hochzeit vorherbestimmt. Die Wahl fällt auf Erzherzog Maximilian von Österreich, den jüngeren Bruder von Kaiser Franz Joseph. Doch rasch wird das Paar zum Spielball zwischen den Habsburgern und Kaiser Napoleon III. Aufgerieben von Machtkämpfen und einer unglücklichen Ehe fasst Charlotte die Gelegenheit beim Schopf, als sich plötzlich ein Weg auftut, ihrem vorgezeichneten Schicksal zu entkommen...
In eleganten Bildern erzählen Fabian Nury (Der Tod von Stalin) und Matthieu Bonhomme (Der Mann, der Lucky Luke erschoss) das abenteuerliche Leben von Charlotte, Kaiserin von Mexiko.


Rezension

Charlotte, die Prinzessin von Belgien, muss bereits in jungen Jahren mitansehen, wie ihre Mutter stirbt. Dies ist eine prägende Erfahrung. Als sie mit 16 den Erzherzog Maximilian, Bruder von Kaiser Franz Joseph, kennenlernt, verliebt sie sich in ihn. Nach harten Verhandlungen über die Mitgift, heiraten die Beiden schließlich. Aber die Ehe verläuft nicht so, wie es sich Charlotte erhofft hat. Maximilian ist keineswegs ein guter Ehemann und nach der verlorengegangenen Schlacht von Solferino, findet sich das Ehepaar im Schloss Miramare wieder, welches mehr oder weniger zu einer Art Gefängnis wird, da Kaiser Franz Joseph jegliche Eigeninitiative von Maximilian verbietet. Da bekommt Maximilian das Angebot Kaiser von Mexiko zu werden. Aber auch dieses Angebot hat einen großen Haken und er ist weiterhin der Spielball zwischen Napoleon III. und Kaiser Franz Joseph. Charlotte sieht das sehr wohl, aber sie erhofft sich trotzdem eine Gelegenheit zur Macht.

Fabien Nury und Matthieu Bonhomme erzählen die Lebensgeschichte von Kaiserin Charlotte von Mexiko. Allerdings verfolgen sie nicht einen absolut authentischen Ansatz, sondern merken gleich zu Beginn an, dass sie Fakten und Fiktion vermischen und Dinge komprimieren. Bei einem historischen Thema wie diesem, bei dem sehr viel hinter verschlossenen Türen passierte, ist dies mehr als logisch. Und so widmet sich Fabien Nury mehr den Charakteren und wie er sie interpretiert und welche Auswirkungen die äußeren Umstände auf sie haben.
Kaiserin Charlotte steht naturgemäß im Mittelpunkt und Fabien Nury widmet sich ganz ihrer Entwicklung von einem schüchternen, mehr oder weniger weltfremden Mädchen hin zu einer selbstbewussten und durchaus machthungrigen Frau, die mehr sein will, als nur das Anhängsel ihres Mannes, der sie immer wieder enttäuscht. Gerade ihr politisches Geschick wächst mit der Zeit mehr und mehr an, vor allem ab dem Zeitpunkt, als sie sich mit Hilfe ihres Bruders von den Zwängen und Demütigungen durch Maximilian befreien kann. Maximilian wird von Fabien Nury als Mensch mit vielen Fehlern gezeichnet, aber wider der Erwartung nicht als Bösewicht. Er ist mehr ein Träumer, der mehr will, aber nicht mehr sein kann, als nur der Bruder von Kaiser Franz Joseph. Deswegen ist er für Charlotte und andere in seiner Umgebung leicht zu manipulieren. Fabien Nury erzählt die Geschichte von Kaiserin Charlotte als eine Folge der beteiligten Charaktere und dadurch wird das Geschehen spannend und interessant.
Dazu tragen ebenso die Nebencharaktere bei. Kaiserin Elisabeth, besser bekannt als Sissi, spielt auch eine gewichtige Rolle und wird in diesem Comic längst nicht so nett dargestellt, wie es der Leser sonst gewohnt ist, aber was vermutlich realistischer ist. Vor allem eine Szene in Miramare bleibt hier lange im Gedächtnis.

Bonhomme hat wie auch in Der Mann, der Lucky Luke erschoss einen klaren, realistischen Stil. Seine Bilder besitzen eine gewisse Eleganz, er übertreibt es aber nicht beim Pomp, sondern beschränkt sich auf das Wesentliche. An den Gesichtern seiner Charaktere sind ihre Emotionen sehr gut abzulesen und die Geschichte wird auch hierüber erzählt. Das Innere der Charaktere kommt auf diese Weise besser zur Geltung und der Leser kann ihre Handlungen besser nachvollziehen.

Die 27 Lebensgrundsätze und praktischen Regeln, die jeder hochgeborene Ehrenmann kennen und befolgen sollte werden am Ende des Bandes aufgelistet.


Fazit

Kaiserin Charlotte – Die Prinzessin und der Erzherzog erzählt die frühen Jahre der Kaiserin von Mexiko. Fabien Nury und Matthieu Bonhomme tun dies in eindrücklichen Bildern und in dem sie sich auf die Charaktere und ihre Beweggründe konzentrieren. Bis hierhin ist alles sehr gelungen und interessant erzählt.


Pro & Contra

+ konzentriert sich auf die Personen
+ gute Einfälle
+ gute Zeichnungen

Bewertung:

Charaktere: 4/5
Handlung: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Matthieu Bonhomme:

Rezension zu Der Mann, der Lucky Luke erschoss