Katharina Herzog (26.08.2019)

Interview mit Katharina Herzog

katharina herzog20191Literatopia: Hallo, Katharina! Kürzlich ist bei Loewe Dein Jugendroman „Faye – Herz aus Licht und Lava“ erschienen – was erwartet die Leser?

Katharina Herzog: Eine fantastisch-romantische Geschichte aus Island, einem der wenigen Länder auf der Erde, in dem der Glaube an magische Geschöpfte fest im Alltag vieler Menschen verankert ist.

Literatopia: Was führt Faye nach Island? Ist sie eine Fee, wie der Titel vermuten lässt? Und was zeichnet ihren Charakter aus?

Katharina Herzog: Faye ist zwar ein riesiger Naturfreak und macht Guerilla-Gardening, aber von ihrer Mutter dazu gezwungen zu werden, mit ihr nach Island zu reisen, das hat ihr anfangs gar nicht in den Kram gepasst. Eine Fee ist sie nicht, aber sie lernt im Laufe der Geschichte nicht nur Island zu lieben, sondern auch, dass sie magische Fähigkeiten hat. Wenn ich ihren Charakter in drei Worten beschreiben würde, würde ich sagen: mutig, unangepasst und ein bisschen tollpatschig.

Literatopia: Im Klappentext wird Aron nur kurz erwähnt und als „jähzornig“ und „impulsiv“ beschrieben. Kannst Du uns etwas mehr über ihn erzählen?

Katharina Herzog: Auf den ersten Blick wirkt Aron, Fayes Love Intererst, wie ein richtiger Badboy, aber nach und nach erkennt nicht nur sie, sondern auch der Leser, dass er auch eine sehr liebevolle, weiche Seite hat und dass es einen guten Grund für sein widersprüchliches Verhalten gibt.

Literatopia: Für die Recherche zu „Faye – Herz aus Licht und Lava“ bist Du nach Island gereist – was hast Du Dir alles angesehen? Und was hat Dich an der Insel besonders beeindruckt?

Katharina Herzog: Besonders beeindruckt hat mich, wie unfassbar magisch es auf der Insel aussieht. Viele Orte könnten direkt aus dem „Herrn der Ringe“ oder einer anderen Fantasyverfilmung entsprungen sein. Der Gullfoss Wasserfall zum Beispiel, ein Areal mit Geysiren, auf dem ich mich wie auf dem Blocksberg gefühlt habe, so hat es dort gerochen und gewabert, ein verlassenes Flugzeugwrack an einem Schwarzen Strand, eine Eislagune, Felsen, die einer Sage nach versteinerte Riesen sind. Ich könnte noch eine ganze Zeitlang weitermachen. Auf Island wartet die Magie wirklich an jeder Ecke auf einen.

faye herz aus licht und lavaLiteratopia: Wie viel isländische Mythologie steckt in Deinem Roman? Und wie viel hast Du Dir dazu ausgedacht?

Katharina Herzog: Ich habe für den Roman unglaublich viel recherchiert, und die isländische Mythologie bietet sehr viel Stoff für Geschichten. Sehr viel ausdenken musste ich mir also gar nicht. Was aber zum Beispiel wirklich ganz und gar nicht mythologisch inspiriert ist, ist ein zu klein geratener Riese namens Gunther.

Literatopia: „Faye – Herz aus Licht und Lava“ ist Dein erstes Jugendbuch. Bist Du anders an den Text herangegangen als bei Deinen anderen Werken? Und was darf in einem guten Jugendbuch auf keinen Fall fehlen?

Katharina Herzog: Nein, ich habe das Buch genauso geschrieben, wie ich es für Erwachsene geschrieben hätte – nur dass die Sprache vielleicht einen Tick einfacher war – und die Protagonisten natürlich jünger und mit anderen Problemen behaftet. Aber das war ein großer Fehler, den in der ersten Fassung konnte Faye so gut wie alles und die Erwachsenen haben die Probleme gelöst und nicht die jungen Helden. Somit hat das Buch jugendlichen Lesern in dieser Version wenig Identifikationsfläche gegeben. Abgesehen davon, dass die Leser mit Figuren mitfühlen können, sollten gute Jugendbücher natürlich auch spannend sein, Figuren beinhalten, die man lieben oder hassen kann, ein bisschen Humor schadet auch nicht, und ich persönlich finde es auch wichtig, dass man zumindest eine kleine Botschaft darin verpackt. In „Faye“ ist es der bewusste Umgang mit der Natur.

Literatopia: Bereits im Frühjahr ist „Der Wind nimmt uns mit“ bei Rowohlt erschienen. Die Handlung spielt auf der Kanareninsel La Gomera – warum ist sie die perfekte Kulisse für eine sommerliche Liebesgeschichte?

Katharina Herzog: Ich kann nicht für alle La-Gomera-Reisende sprechen, aber in mir hat die Insel etwas berührt. Der Kontrast zwischen den düsteren, feuchten Nebelwäldern in der Inselmitte und der kargen, trockenen Küstenregion ist faszinierend. Und die Region dazwischen wirkt so wild und exotisch, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn ein Elefant zwischen den Palmen gestanden oder ein Tiger aus einem Bambuswäldchen gesprungen wäre. Hippies und Aussteiger leben immer noch auf La Gomera, genau wie viele Künstler. Nachhaltigkeit wird auf der Insel großgeschrieben. Jeden Abend trifft man sich im Valle Gran Rey zum Sonnenuntergang am Strand und es wird getrommelt. Es gibt auf La Gomera den leckersten und günstigsten Fisch, den ich je gegessen habe, und Bananen, Avocados, Mangos und allerlei andere tropische Früchte konnte ich direkt vom Baum oder Strauch pflücken. Das Meer ist stellenweise wild und zornig, und immer geht Wind. Ein Wind, der die unterschiedlichsten Personen auf die Insel führt. Wie im Roman Maya, Karoline, Lasse und Alejandro.

Literatopia: Was erwartet Deine Protagonistin Maya auf La Gomera?

Katharina Herzog: Maya ist Reisebloggerin und schon an sehr vielen Orten dieser Welt gewesen. Nur auf die Kanareninsel möchte sie niemals, denn dort wohnt Karoline, die Frau, die sie all die Jahre für ihre Mutter gehalten hat. Dass sie nicht deren leibliches Kind ist, hat sie nur durch Zufall herausgefunden, und ihr dies nie verziehen. Aber dann wird sie nach einem Seitensprung ungewollt schwanger, und Tobi hält sich ausgerechnet auf La Gomera auf. Die Reise dorthin wird für Maya alles verändern.

der wind nimmt uns mitLiteratopia: Was müssen die Protagonisten einer Liebesgeschichte mitbringen, damit es richtig knistert und die Leser glücklich aufseufzen beim Lesen?

Katharina Herzog: Wie beim Jugendroman auch finde ich es am allerwichtigsten, dass die Leserin mit der Protagonistin mitfühlen kann. Das Love Interest sollte nie zu cool sein und immer auch eine weiche Seite haben.

Literatopia: Du hast schon immer gern geschrieben – kannst Du Dich noch an Deine erste Geschichte erinnern? Wovon handelte sie?

Katharina Herzog: An die erste Geschichte nicht, aber ich weiß, dass das erste Buch, das ich geschrieben habe, ein Märchenbuch für meinen Bruder war, in dem sich mehrere Geschichten befanden.

Literatopia: Du hast das Handwerk des Schreibens in einem Fernstudium an der Hamburger Schule des Schreibens und in Schreibkursen gelernt. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse aus dieser Zeit? Und hältst Du Dich heute noch an das, was Du gelernt hast?

Katharina Herzog: Schreiben ist zu mindestens 60 Prozent Handwerk. Der Rest ist Talent und Disziplin. Auf die handwerklichen Grundlagen, die ich in der Zeit erlernt habe, greife ich immer noch zurück.

Literatopia: Du hast als Selfpublisherin angefangen – was hast Du alles getan, um Deine Bücher zum Erfolg zu machen? Und wie lange hat es gedauert, bis Deine Werke die Leserherzen erobert haben?

Katharina Herzog: Ich habe an jedem Buch so lange gefeilt, bis ich die bestmöglichste Version hatte, die zu diesem Zeitpunkt möglich war, ich es also beim besten Willen nicht besser gekonnt hätte. Und wie lange es gedauert hat ... Ich habe von Anfang an sehr schöne Nachrichten von Lesern bekommen, in denen sie sich bedankt haben, dass ich ihnen mit meinen Büchern schöne Lesestunden und auch eine kleine Flucht vor dem Alltag ermöglicht habe. Und manchmal haben meine Geschichten sogar etwas richtig Großes bewirkt. „Aussicht auf Sternschnuppen“ war zum Beispiel Auslöser für einen Heiratsantrag. Eine Leserin hat mir geschrieben, dass ihr Mann gestorben ist und dass sie in dieser Zeit die Sternschnuppenreihe hoch und runter gelesen hat, und im Lesen ein wenig Trost gefunden hat, einer anderen haben meine Geschichten über die schwierige Zeit der Chemotherapie geholfen, und eine ganze Menge haben sich wegen „Herzklopfen in der Provence“ bei der DKMS registrieren lassen. Das alles bedeutet mir so unendlich viel. Einen konkreten Zeitpunkt, bei dem ich dachte, dass ich es jetzt geschafft habe, Leserherzen zu erobern, den hatte ich gar nicht.

katharina herzog20192Literatopia: Welches Buch hat Dich zuletzt so richtig begeistert – und warum?

Katharina Herzog: „One of us is lying“ war letztes Jahr ein Jugendroman, bei dem ich gar nicht aufhören konnte zu schwärmen. Für mich hatte der Roman alles, was ein perfektes Buch braucht: Figuren, die trotz oder gerade wegen ihrer Ecken und Kanten sympathisch sind, eine supersüße Liebesgeschichte, überraschende Wendungen und eine Botschaft. Über dieses Buch habe ich noch lange nachgedacht.

Literatopia: Kannst Du uns abschließend einen kleinen Ausblick auf kommende Veröffentlichungen geben?

Katharina Herzog: Gerade bin ich mit dem Sommerroman 2020 fertiggeworden. Er wird auf Juist und in einigen Szenen auch in New York spielen. Und einen zweiten Fantasyroman möchte ich auf jeden Fall auch schreiben. Ich hoffe, dazu in den nächsten Wochen auch ein bisschen mehr sagen zu können.

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview!


Autorenfotos: Copyright by Katharina Herzog

Autorenhomepage: https://katharina-herzog.com


Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.