Originaltitel: Evermore
Originalverlag: St. Martin's Griffin, New York 2009
Aus dem Amerikanischen von Marie-Luise Bezzenberger
€ 16,95 [D] | € 17,50 [A] | CHF 30,90
ISBN: 978-3-442-20360-4
Genre: Dark Romance / Jugendbuch
Klappentext
Wahre Liebe ist unsterblich
Ever ist sechzehn Jahre alt, als sie ihre gesamte Familie bei einem Autounfall verliert – sie überlebt als Einzige. Seither ist sie in sich gekehrt und kapselt ihre verletzte Seele von der Außenwelt ab. Alles ändert sich jedoch, als sie Damen zum ersten Mal in die Augen blickt. Denn Damen sieht nicht nur verdammt gut aus, er hat etwas, was Ever zutiefst berührt. Aber irgendetwas an ihm irritiert sie. Seitdem sie dem Tod so nahe war, besitzt sie nämlich die einzigartige Fähigkeit, die Gedanken der Menschen um sie herum hören und ihre Aura sehen zu können. Doch nicht so bei Damen: Er scheint diese Gabe auf mysteriöse Weise außer Kraft zu setzen. Sie sieht und hört nichts – für sie ein untrügliches Zeichen, dass Damen eigentlich tot sein müsste. Er wirkt aber alles andere alles leblos, und am liebsten würde Ever sich nie mehr von seinem warmen Blick lösen. Wenn sie sich nur nicht ständig fragen müsste, wer er eigentlich ist und was er ausgerechnet von ihr will …
Rezension
Mit Ever hat Alyson Noël eine schwierige, traumatisierte Protagonistin erschaffen, die zumindest anfangs mit Verständnis von Seiten der Leserschaft rechnen kann. Für einen Teenager, der seine ganze Familie verloren hat, zeigt sie sich zunächst zäh – doch unter ihrer harten Schale blitzt auch immer wieder der weiche, verletzte Kern durch. Und die Schuldgefühle, die sie seit dem tragischen Unfall hat. Sie trägt nur weite Kleidung, versteckt sich in ihrem Kapuzenpullover und kapselt sich mit Hilfe ihres mp3-Players von der Realität ab. Ihre einzigen Freunde sind Haven, ein Goth, und der schwule Miles, der sich in Chaträumen Freunde angelt. Leider lässt Ever keine gut gemeinten Ratschläge gelten und begünstigt durch ihre Sturheit die ein oder andere dramatische Wendung …
Die Geschichte ist aus Evers Sicht erzählt, was es den Lesern erleichtert, einen Draht zu der doch schwierigen Protagonistin zu kriegen. Dennoch wird es im Verlauf des Romans zunehmend schwerer, Evers Entscheidungen zu verstehen und was eigentlich hochemotional sein soll, wirkt stellenweise wie unnötige Zickerei. Immerhin gelingt es der Autorin, auch die anderen Charaktere so darzustellen, dass man ihre Handlungen gut nachvollziehen kann. Zudem harmoniert Evers kleiner Freundeskreis trotz unterschiedlichster Menschen sehr gut und bietet dem trauernden Mädchen den nötigen Halt. Eifersüchteleien und Probleme sind dabei nicht ausgeschlossen, dennoch wirken diese im Vergleich zur Tragödie in Evers Leben erfrischend normal. Auch andere Themen, die Jugendliche tangieren, kommen in der Geschichte vor: Da wäre einmal das Mobbing von Seiten der Mitschüler, die Ever nur als Psychofreak sehen – und auf der anderen Seite die Liebe, die der jungen Frau den Verstand und die Luft zum Atmen raubt. Damen ist ein wahr gewordener Traum und übt mit seiner eigenartigen Dunkelheit nicht nur auf Ever eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Leider mangelt es ihm an Authentizität – einem Unsterblichen, der schon Jahrhunderte lebt, traut man eigentlich etwas mehr Lebenserfahrung zu.
Zu Beginn des Romans beschäftigt sich eine Seite mit den Aurafarben, die im Verlauf der Geschichte immer wieder vorkommen. Ever kann seit dem Unfall nämlich Auren als Farbwirbel um die jeweiligen Personen herum sehen. Dabei wechselt die Farbe oftmals nach Stimmung und so weiß Ever sofort, wie es um die Laune ihrer Freunde steht. Zusätzlich hört sie deren Gedanken und kann die Zukunft vorhersehen. Allerdings hasst sie diese neuen Fähigkeiten und versucht sie mit lauter Musik zu übertünchen – das einzig Positive an ihrer neu gewonnen Begabung ist, dass sie ihre tote Schwester Riley sehen und mit ihr reden kann. Hier findet die Liebe zur Familie Platz in der Geschichte und die Autorin zeigt, wie schwer es sein kann, eine geliebte Person loszulassen.
Die Geschichte um Ever und Damen entwickelt sich zu einer zarten, düsteren Romanze, die zunehmend mehr phantastische Elemente enthält. Denn Damen ist ein Unsterblicher und spätestens, wenn die Ereignisse ineinander stürzen und Erklärungen fällig sind, wird es stellenweise haarsträubend. Das Ende setzt dem Ganzen dann die Krone auf, wobei man hier wohl zwischen jugendlicher und erwachsener Sicht differenzieren muss. Es kann gut sein, dass jungen Lesern das Herz bei so viel Kitsch und Phantasie aufgeht, als Erwachsener wird man jedoch spätestens auf den letzten 100 Seiten den Kopf schütteln. Den Erklärungen, die Alyson Noël liefert, fehlt das nötige Maß an Glaubwürdigkeit. Zusätzlich fehlen einige Erklärungen komplett – allerdings wird bereits am Ende des Romans eine Fortsetzung ("Evermore - Der blaue Mond") angekündigt, die noch hoffen lässt …
Ein großes Lob verdient Page & Turner für das gelungene Cover – es ist ein richtiger Eyecatcher und spiegelt die beiden Hauptkomponenten der Geschichte: Dunkelheit und Romantik. Leider ist das Paperback vergleichsweise teuer und wer die Seiten zu weit auseinander biegt, riskiert schnell hässliche Buchknicke. Für den Preis hätte man eine bessere Verarbeitung erwarten können!
Fazit
Bittersüße Dark Romance mit einer traumatisierten, naiven Protagonistin – und leider mit einigen Schwächen. Für junge Leserinnen jedoch sicher ein herzzereißender Lesegenuss.
Pro & Contra
+ geheimnisvolle Unsterbliche
+ Beziehung zwischen Ever und ihrer Schwester Riley
- stellenweise ziemlich kitschig
- haarsträubendes Ende
Wertung:
Handlung: 2,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis / Leistung: 2,5/5
Rezension zu "Evermore - Der blaue Mond" (Band 2)