Unsichtbare Schätze - Kleinverlagsperlen Teil 1

Liebe LeserInnen,

während sich die großen Publikumsverlage meistens an irgendwelchen Trends abarbeiten, geht es in der deutschen Kleinverlagsszene oft vielfältiger und bunter zu. Viele meiner Lieblingsbücher der vergangenen Jahre stammen aus kleinen Verlagen, die 2019 mehr denn je um ihre Sichtbarkeit, aber vor allem um ihre Existenz kämpfen. In den großen Buchhandelsketten sind phantastische Kleinverlagsbücher quasi nicht existent und nun listet Großhändler Libri auch noch viele dieser Bücher aus, was sie endgültig in eine dunkle, schattige Ecke verdrängt. Oft bleibt dann nur Amazon, doch der Onlineriese steckt den Löwenanteil ein - besser, man bestellt direkt beim Verlag oder nutzt kleine und große Messen, um sie direkt beim Verlag zu kaufen. Da die Frankfurter Buchmesse und der Buchmesse Convent allmählich näher rücken, hier ein paar Tipps für Eure Einkaufsliste (für alle, die nicht warten wollen, füge ich die Links zu den Verlagsshops ein):

Wer gerne Fantasy abseits des Mainstreams liest, sollte sich mal beim Amrûn-Verlag umschauen. Dort erscheint unter anderem die düstere Fantasyreihe "FAAR - Das versinkende Königreich" von Christian Günther. Ich mochte bereits die Cyberpunkromane des Autors, war aber zunächst etwas skeptisch, ob Fantasy wirklich sein Genre ist. Doch bereits mit dem ersten Band "Die Aschestadt" waren alle Zweifel beseitigt. FAAR ist eine extrem reizvolle, zerfallende Fantasywelt, bedroht von entstellten Meereskreaturen und einem düsteren Wald, der das Land regelrecht verschlingt und seine Bewohner in bizarre Kreaturen verwandelt. Christian Günther schreibt unheimlich atmosphärisch und seine Protagonisten sind einzigartige Charaktere mit Stärken und Schwächen, die gegen äußere und innere Dämonen kämfen. Bisher sind drei Romane und eine Novelle erschienen, wobei sich letztere gut zum "Reinschnuppern" eignet.

(bestellbar beim Amrûn-Verlag)

Selten packt mich ein Buch so sehr, dass ich es an 1-2 Tagen verschlinge. "Berlin - Rostiges Herz" von Sarah Stoffers gehört zu den wenigen, die es geschafft haben, mich bis tief in die Nacht zu fesseln. Von der ersten Seite an begeistert der Roman mit seiner lebendigen, magischen Steampunkwelt und insbesondere mit seiner charismatischen Protagonistin Mathilda Sturm, die ihrem Namen alle Ehre macht. Sie und der charmante Zauberer Fidelio lieben dieselbe Frau, was die beiden zunächst zu Konkurrenten und sogar Feinden macht. Als Mathilda ein Verbrechen angelastet wird, jagt Fidelio sie und der Leser kommt in den Genuss eines wahnsinnig unterhaltsamen Katz-und-Maus-Spiels, das ganz anders ausgeht als erwartet. Begeistert hat mich vor allem die dichte Atmosphäre des Romans, der mit viel Liebe zum Detail geschrieben wurde und mir so ein sehr intensives, buntes Leseerlebnis bescherte.

(bestellbar beim Amrûn-Verlag)

Zwerge gehören zu jenen Fantasyvölkern, mit denen ich so gar nichts anfangen kann. Ich mag sie nicht, ich finde sie auch nicht interessant. Sie stören mich sogar. Swantje Niemann hat es allerdings geschafft, mich trotz Zwergen für ihren Roman "Drúdir - Dampf und Magie" zu begeistern. Protagonist Drúdir ist Nekromant - und damit für die Zwerge, die mitten in einer industriellen Revolution stecken, eine Bedrohung. Während Dampfmaschinen und Elektrizität den Zwergen Fortschritt und Wohlstand bringen, wird Magie verabscheut und im Falle von Drúdir gefürchtet. Also versteckt er seine Fähigkeiten, was umso schwieriger wird, da er sie dringend braucht, um den Mord an seinem Lehrmeister aufzuklären. "Drúdir" besticht insbesondere durch tolle Ideen wie einem demokratischen Zwergenstaat und starke, weibliche Nebencharaktere, die den schwermütigen Drúdir aktiv unterstützen.

(bestellbar bei Edition Roter Drache)

Nachdem ich die letzten Jahre überwiegend dystopische Science Fiction gelesen habe, genieße ich die Abwechslung durch bunte Space Operas wie "Feuerschwingen" von Sabrina Železný. Inkas im Weltraum klingt einfach herrlich skurril, auch wenn sich der Weltenbau leider auf wenige Planeten und Raumschiffe beschränkt. Die Autorin lässt den alten Konflikt zwischen Inkas und Iberern wieder aufleben und galaktische Ausmaße annehmen, während ihre Protagonisten Manco und Gonzalo nichts Geringeres als das legendäre El Dorado suchen. Vorurteile erschweren ihre Zusammenarbeit, umso schöner ist es zu lesen, wie sie diese nach und nach überwinden. "Feuerschwingen" punktet vor allem mit der Darstellung der Inka-Kultur und der langsamen Annäherung der Protagonisten, über die man anfangs noch schmunzelt und die man am Ende richtig ins Herz geschlossen hat. Achja, Killerlamas gibt es auch (Fanservice). (bestellbar beim Verlag ohneohren)

So, fürs Erste soll es das gewesen sein, demnächst folgen weitere Lesetipps aus der Kleinverlagsszene. Und denkt dran, wenn euch was interessiert, kauft möglichst direkt beim Verlag! :)

Viele Grüße von Eurer

Judith