Saint’s Blood (Sebastian de Castell)

Jo Fletcher (2017)
Taschenbuch
400 Seiten, 7,31 EUR
ISBN: 978-1681444871

Genre: Fantasy


Klappentext

How do you kill a Saint? Falcio, Kest, and Brasti are about to find out, because someone has figured out a way to do it and they've started with a friend. The Dukes were already looking for ways out of their agreement to put Aline on the throne, but with the Saints turning up dead, rumors are spreading that the Gods themselves oppose her ascension. Now churches are looking to protect themselves by bringing back the military orders of religious soldiers, assassins, and (especially) Inquisitors - a move that could turn the country into a theocracy. The only way Falcio can put a stop to it is by finding the murderer. He has only one clue: a terrifying iron mask which makes the Saints vulnerable by driving them mad. But even if he can find the killer, he'll still have to face him in battle. And that may be a duel that no swordsman, no matter how skilled, can hope to win.


Rezension

Zwischen Band 2 und 3 der Greatcoats-Serie verändert sich der Ton der Geschichte: Während die ersten beiden Bücher von Falcios trotziger Wut auf die Welt, und der Überzeugung, sie verändern zu können, geprägt waren, durchzieht Teil 3 ein Gefühl der Erschöpfung. Im ersten Kapitel bekommt Falcio es mit einem Duellisten zu tun, dessen Spezialität es ist, Gegner durch viele kleine Schnitte zu töten, und das ist tatsächlich ein ziemlich gutes Bild dafür, was diesem Band und noch viel stärker im Folgeband geschieht. In „Saint’s Blood“ weiß er nicht länger, ob er seine junge Königin, Aline, und seine Adoptivtochter, Regentin Valiana, noch länger beschützen kann. Er weiß nur, dass er es weiterhin versuchen wird, obwohl er physisch und psychisch von den Ereignissen am Ende von „Knight’s Shadow“ gezeichnet ist.

Als Heilige tot gefunden werden, die Körper von Schnitten übersäht und die Gesichter hinter Eisenmasken gezwungen, ist das ein Zeichen dafür, dass ein neuer Gegner auf den Plan getreten ist. Er steht hinter dem Erstarken der Kirche und hinter dem Auftauchen der fanatischen „God’s Needles“ – Menschen, die Verletzungen ignorieren, die normalerweise tödlich wären. Das große Ungleichgewicht zwischen einem ausgelaugten, verletzten Falcio und Gegnern, die einfach nicht sterben wollen, zwingt ihn, mit viel Einfallsreichtum zu kämpfen (wieder gibt es keinen Mangel an Gefechten – tatsächlich hätte de Castell es hierbei langsamer angehen lassen können, ohne dass etwas fehlen würde). Die „Needles“ haben es auf Ethalia abgesehen, Falcios Partnerin, die die neue Heilige der Gnade geworden ist. Das ändert auch ihre Beziehung zu Falcio, denn nach ihrer Verwandlung kann sie die Anwesenheit des oft von Wut getriebenen Greatcoats nur noch mühsam tolerieren. Interessanterweise musste sie anscheinend erst eine Heilige werden, um menschlicher zu erscheinen, denn jetzt erst erleben sie und Falcio die normalen Unsicherheiten, die eine Beziehung begleiten.

In diesem Buch findet sehr viel Worldbuilding statt – nun, vergleichsweise spät in der Serie, lernen Lesende das Pantheon der Götter und Heiligen und die religiöse Tradition Tristias wirklich kennen. Ein paar der ursprünglichen Greatcoats stoßen wieder zu Falcio und seinen Gefährten. Viel kommt ein wenig aus dem Nichts und hätte ein wenig vorausgedeutet werden können: Plötzlich ist die Kirche eine gefährliche Macht, obwohl vorher nicht einmal klar war, ob organisierte Religion überhaupt existiert. Insgesamt wirkt es, als seien die Ereignisse dieses Buches nicht lange vorausgeplant worden.

Auch die Figuren entwickeln sich weiter: Aline wächst in ihre Rolle hinein. Valiana findet eine kleine Chance auf Normalität, Kest muss mit einer großen Veränderung in seinem Leben umgehen. Es treten auch neue Figuren auf oder werden wichtiger für die Handlung. Falcios Verbitterung und Erschöpfung drücken die Atmosphäre des Buchs ein wenig herunter, aber fühlen sich nur konsequent an. Ehemalige Feinde werden zu widerwilligen Verbündeten. Wieder ist das Buch düster, von Verlust und Aussichtslosigkeit geprägt, aber die Kabbeleien zwischen den Freunden, Falcios Kommentare und Running Gags, die sich durch das ganze Buch ziehen, und ganz besonders Momente, in denen sich herausstellt, dass so einige Opfer der Figuren eben nicht sinnlos waren, schaffen ein gutes Gegengewicht. De Castells Schreibstil ist angenehm zu lesen. Ein Stilmittel, dass erst passend und dann aber schnell auch überstrapaziert ist, ist die Übertragung von Fecht-Terminologie auf alle möglichen Situationen und Typen von Gegenspielern. Insgesamt ist das Buch spannend und leicht zu lesen.


Fazit

In „Saint’s Blood“ stellt sich ein erschöpfter Falcio einem ganz neuen Typ von Gegner und erlaubt es Lesenden, neue Facetten der Welt kennenzulernen. Wieder liefert de Castell Unterhaltung, Action und ein sorgfältig kalibriertes Gleichgewicht zwischen Tragik und Triumph, hohen Einsätzen und befreiendem Humor.


Pro und Contra

+ Worldbuilding, neue Facetten der Welt werden offenbart
+ dynamische Charaktere
+ Humor
+ Figuren werden gelegentlich in ihrem Idealismus bestätigt

- der Konflikt hätte in den Vorgängerbänden ein wenig vorbereitet werden müssen
- Fechtmetaphern werden irgendwann nervig

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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