Im Labyrinth der Draken – Lady Trents Memoiren Bd.4 (Marie Brennan)

Verlag: Cross Cult; (November 2018)
Gebundene Ausgabe: 400 Seiten; 14 €
ISBN-13: 978-3959818063

Genre: Fantasy


Klappentext

Lady Trents Entdeckungen in Akhien sind der Stoff romantischer Legenden und haben sie von akademischer Bedeutungslosigkeit zu weltweitem Ruhm katapultiert. Die Details ihres Privatlebens während jener Zeit sind kaum weniger bekannt und haben Klatschblättern in mehreren Ländern Munition geliefert. Aber, wie es in der Karriere dieser schillernden Frau so oft der Fall ist, die Geschichte, die die Öffentlichkeit kennt, ist bei Weitem nicht vollständig.

In diesem Band, dem vierten Band ihrer Memoiren, erzählt Lady Trent, wie sie zu ihrer Anstellung bei der Scirländischen Königlichen Armee kam, wie ausländische Saboteure sowohl ihr Leben als auch ihr Wohlergehen in Gefahr brachten und wie ihre entschlossene Suche nach Wissen sie in die tiefsten Schluchten des Labyrinths der Draken führte …


Rezension

Ein paar Jahre sind vergangen seitdem Isabella Camherst mit der Basilisk auf Reisen war. Aufgrund von Lesereisen hat sie durchaus ein gewisses Einkommen, aber ihre wahrer Leidenschaft, der Drachenforschung, kann sie nicht so recht nachgehen. Zudem beschäftigt sie noch etwas anderes: Suhail. Jener Mann aus Akhien von dem sie kaum mehr weiß, als seinen Namen und den sie möglichst bald wiedersehen möchte. Die Gelegenheit bekommt sie endlich, denn Scirland ist daran interessiert, Drachen zu züchten, um mit deren Knochen Caliger zu bauen und so militärisch nicht in Rückstand zu geraten. Gezüchtet werden sollen Wüstendraken in Akhien und Tom Wilker, ihr treuer wissenschaftlicher Partner, soll dies übernehmen. Seine Bedingung für eine Zusage ist denkbar einfach, er will Isabella an seiner Seite haben. Und so darf die spätere Lady Trent nach Akhien reisen, um ihrer Leidenschaft für Drachen nachzugehen. Aber natürlich bleibt es dabei nicht, denn zu einem sieht sie tatsächlich Suhail unter strengen gesellschaftlichen Vorschriften wieder und zum anderen wartet das nächste Abenteuer bei dieser Frau und Forscherin meist um die nächste Ecke. Sie erlebt also mal wieder viel, von Anschlägen auf ihr Leben über eine Entführung bis hin zu der vielleicht größten Entdeckung ihres Lebens mitten in der akhischen Wüste.

Mit jedem Buch der Reihe Lady Trents Memoiren hat Marie Brennan den Horizont der Hauptfigur und des Lesers etwas erweitert und in Im Labyrinth der Draken macht da keine Ausnahme. Anfangs ging es Isabella Camherst nur darum, etwas über Drachen herauszufinden. In diesem vierten Band der Reihe ist sie aber mittlerweile zu einer echten Forscherin gereift, die methodisch und wissenschaftlich vorgeht. Marie Brennan stellt diesen Teil ihres Charakters immer wieder heraus, ebenso ihre rebellische Seite, die sich nicht mit den herrschenden Konventionen abfinden will und deshalb immer wieder Lücken in diesen sucht und findet.
Im Labyrinth der Draken bringt den bisher größten Anteil an Drachen der Reihe mit und gleichzeitig auch den interessantesten über sie, denn die Wüstendraken an sich sind schon eine Naturgewalt und das Vorhaben sie zu züchten, ist damit automatisch gefährlich und spannend. Wobei Brennan für sie typisch den Leser meist nicht direkt dabei sein lässt, sondern er mehr alles aus den Berichten von Isabella erfährt. Das macht in diesem Fall aber nichts, denn jedes Detail ist nun wirklich nicht nötig, das Nötigste ist aber enthalten. Selbstverständlich ist aber der Versuch der Zucht von Drachen nicht das alleinige Thema in diesem Roman. Vielmehr geht es weit zurück in die Geschichte Akhiens als Isabella und Suhail im Labyrinth der Draken eine wertvolle und überraschende Entdeckung machen. Dazu mixt Marie Brennan noch etwas Politik und Intrigen. Und dies nicht zu knapp und bis fast zum Schluss sehr bestimmend, denn die Drachenzucht wird von Scirland nicht einfach so angestrebt, sondern damit sie im Wettrüsten nicht ins Hintertreffen geraten. Wieder einmal versteht es Marie Brennan all ihre einzelnen Handlungsfäden und Hintergründe miteinander zu verknüpfen und dabei nicht belehrend in Bezug auf die Wissenschaft zu werden, noch mit politischen Zügen zu langweilen oder gar einen Thriller aus ihrem Roman zu machen. Die Reihe war und bleibt die Geschichte einer starken Frau, die sich gegen äußere Umstände durchsetzen muss und dies mit einer gewissen Vehemenz auch tut. Marie Brennan stellt dabei die gesellschaftlichen Zwänge sehr gut dar und lässt sie Isabella meist kreativ umgehen. Nur wenn es um ihre persönliche Beziehung zu Suhail geht, zögert Isabella und unterwirft sich zunächst den gesellschaftlichen Normen. Das wirkt aber keineswegs fehl am Platz, denn Marie Brennan begründet dieses Verhalten sehr gut und nachvollziehbar. Statt einfach etwas aus heiterem Himmel passieren zu lassen, findet Marie Brennan eine Motivation und eine Begründung und lässt so alles nachvollziehbar sein. Der Roman wird dadurch lebendiger und es fällt dem Leser leichter sich in die Zeit, den Ort und die Personen hineinzuversetzen.
Hervorzuheben ist noch, dass dieses Mal keine Expedition im Mittelpunkt steht, womit sich Marie Brennan erneut wiederholt hätte, sondern der etwas andere Ansatz der Drachenzucht, frischen Wind in die Reihe bringt, ebenso Isabellas Entwicklung auf der emotionalen Ebene.


Fazit

Marie Brennan verknüpft immer mehr einzelne Handlungsstränge und lässt so den Leser miterleben wie die wissenschaftlichen Fortschritte in ihrer Welt erreicht werden und gleichzeitig wird Lady Trent immer nahbarer. Charaktere und Handlung entwickeln sich immer weiter und machen gespannt darauf, wie sich alles im abschließenden Im Refugium der Schwingen zusammenfügen wird.


Pro & Contra

+ Drachenzucht, statt Expedition
+ ein großes Abenteuer
+ Welt wird weiter ausgearbeitet

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Marie Brennan:

Rezension zu Die Naturgeschichte der Drachen
Rezension zu Der Wendekreis der Schlangen
Rezension zu Die Reise der Basilisk
Rezension zu Im Refugium der Schwingen
Rezension zu Aus der Finsternis zum Licht

Tags: Steamfantasy, Drachen, Marie Brennan