Tyrant’s Throne (Sebastian de Castell)

Jo Fletcher (Juni 2017)
Taschenbuch
400 Seiten, 10,09 EUR
ISBN: 978-1681441955

Genre: Fantasy


Klappentext

After years of struggle and sacrifice, Falcio val Mond, First Cantor of the Greatcoats, is on the brink of fulfilling his dead king's dream: Aline, the king's daughter, is about to take the throne and restore the rule of law once and for all. But for the Greatcoats, nothing is ever that simple. In the neighboring country of Avares, an enigmatic new warlord is uniting the barbarian armies that have long plagued Tristia's borders--and even worse, he is rumored to have a new ally: Trin, who's twice tried to kill Aline to claim the throne of Tristia for herself. With the armies of Avares at her back, led by a bloodthirsty warrior, she'll be unstoppable.

Falcio, Kest, and Brasti race north to stop her, but in those cold and treacherous climes they discover something altogether different, and far more dangerous: a new player is planning to take the throne of Tristia, and with a sense of dread the three friends realize that the Greatcoats, for all their skill, may not be able to stop him. As the nobles of Tristia and even the Greatcoats themselves fight over who should rule, the Warlord of Avares threatens to invade. With so many powerful contenders vying for power, it will fall to Falcio to render the one verdict he cannot bring himself to utter, much less enforce. Should he help crown the young woman he vowed to put on the throne, or uphold the laws he swore to serve?


Rezension

In „Saint’s Blood“ wurde immer wieder die Nachbarnation, Avares, erwähnt, und wenig überraschend erweist sie sich in diesem Buch als Bedrohung. Als Falcio und seine Freunde dorthin reisen, um seine alte Feindin Trin gefangen zu nehmen, stellt sich jedoch heraus, dass die Situation ziemlich komplex ist: Der neue Kriegsherr von Avares ist anders als erwartet, und Falcio immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob er das Richtige tut und sein Land die Mühe wert ist. Als er zurückkehrt, tut er das mit einem moralischen Dilemma im Gepäck. Doch in den ersten Kapiteln von „Tyrant’s Throne“ geht es zunächst nicht um den großen Konflikt, sondern darum, wie Alines Verbündete Tag für Tag darum kämpfen, ihre Macht zu stabilisieren. Die Greatcoats tragen viele kleine Konflikte aus und es wird auch ein Charakter eingeführt, der später seine echte Stärke zeigen wird, aber zunächst sehr nervig ist: Die angriffslustige Chalmers, die mit weitaus mehr Enthusiasmus als Kompetenz versucht, die Pflichten eines Greatcoats zu erfüllen.

Im Verlauf des Buches beginnt ein zunehmend verbitterter Falcio, an seinen Idealen zu zweifeln, lässt sich in Momenten der Wut (von denen es viele gibt) zu irrationalen Handlungen verleiten und bringt alte Freunde gegen sich auf. Die Frage, ob er nicht mittlerweile zu jemandem geworden ist, dem er sich früher in den Weg gestellt hätte, ist einer der anstrengendsten, aber auch spannendsten Aspekte des Buches. Teils durch externe Faktoren, teils aber auch seinetwegen, erreicht die Handlung den bisher heftigsten „Alles war vergeblich, alles ist verloren“-Moment, bevor sich wieder so etwas wie Hoffnung abzeichnet. Es ist gelegentlich frustrierend, über seine selbstzerstörerischen Handlungen und Gedanken zu lesen, aber er hat sich viel von seinem charakteristischen Humor und seiner taktischen Brillanz bewahrt und es lohnt sich, seine Geschichte bis ans Ende zu verfolgen. Wieder hilft der Kontrast zu Momenten der Verzweiflung, die Erfolge und Ideale der Charaktere umso stärker hervortreten zu lassen.

Der Plot wartet mit kleinen und großen Überraschungen auf: Die Hauptfiguren lassen sich von ihren GegnerInnen täuschen, aber verblüffen diese ihrerseits mit gewagten Strategien. Charaktere wechseln die Seiten. Hier überrascht hin und wieder, wie entspannt die Hauptfiguren mit einigen ihrer GegenspielerInnen umgehen – Falcios letzte Begegnung mit Trin ist nicht annähernd so präsent in seinen Gedanken, wie man es erwarten würde. Viele Figuren entwickeln sich im Großen wie im Kleinen weiter: Ein schönes Detail ist, dass Kest, dem im letzten Buch eine große Last von den Schultern gehoben wurde, sich nun zu dem einen oder anderen Witz hinreißen lässt. Charaktere überraschen Leser*innen wie Hauptfiguren auch mal positiv. Schade ist nur, dass die Einwohner*innen Avares‘ holzschnittartig bleiben.

In diesem Buch gibt es, auch wenn einige Fragen unbeantwortet bleiben, auch so einiges an Payoff: Figuren, die ganz am Anfang in Position gebracht wurden, erfüllen am Ende wichtige Aufgaben. Namen aus den Vorgängerbänden ordnen sich nun Gesichter zu. Das Ende des Buches ist schließlich ziemlich theatralisch und unrealistisch, aber das ist in dieser Serie nicht fehl am Platze. Eine wichtige gegnerische Figur wird allerdings auf eher antiklimatische Weise besiegt. Insgesamt findet die Serie mit dem Finale von „Tyrant’s Throne“ ein in vieler Hinsicht überraschendes, aber auch sehr emotionales und passendes Ende.


Fazit

Die Sinnkrise des Protagonisten und eine unerwartete tragische Wendung machen „Tyrant’s Throne“ zum bedrückendsten Buch der Greatcoats-Tetralogie, aber als würdiges Finale der Serie wartet es auch wieder mit heroischen, triumphalen Momenten, Humor, Action und überraschenden Twists auf.


Pro und Contra

+ überraschende Wendungen
+ interessanter Gegenspieler
+ überraschendes, aber stimmungsmäßig sehr passendes Ende für die Tetralogie
+ Dynamik zwischen den Charakteren
+ emotionales Auf und Ab

o Falcio als zeitweise ziemlich frustrierende Hauptfigur

- Avares als kultureller Monolith mit stereotyp „barbarischer“ Bevölkerung
- keine befriedigende Antwort auf einige Fragen
- Falcios überraschende „Gelassenheit“ gegenüber Trin

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Rezension zu „Traitor’s Blade“ / „Blutrecht“ (Bd. 1)

Rezension zu „Knight’s Shadow“ / „Hochverrat“ & „Sturmbogen“ (Bd. 2)

Rezension zu „Saint’s Blood“ (Bd. 3)