Reiche Ernte Bd.1 (Matthias Bauer, Chris Scheuer)

Verlag: Panini (September 2019)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 17 €
ISBN-13: 978-3741614453

Genre: Horror/ Gruselgeschichten


Klappentext

Der legendäre Comic-Künstler Chris Scheuer, der für sein Werk mit dem „Max & Moritz-Preis“ in Erlangen und dem „Prix de Petit Genie“ in Paris ausgezeichnet wurde, gibt mit dem vorliegenden Album „Reiche Ernte“ sein eindrucksvolles Comeback ab. Zusammen mit dem Schriftsteller Matthias Bauer taucht Scheuer grafisch brillant in düstere Abgründe hinab und erschafft Geschichten, in denen nichts ist, wie es scheint. Ein Dorf, das ein Jahrhunderte altes Geheimnis verbirgt, ein KZ-Kommandant, der sich mit einem mysteriösen Gefangenen auseinandersetzen muss, ein Wissenschaftler, der den „Schatten“ verfällt – visuell herausragend, spannend und immer überraschend sind diese Storys, in denen der Tod eine buchstäblich reiche Ernte einbringt …


Rezension

Drehbuch- und Romanautor Matthias Bauer schrieb bereits als Student Horrorkurzgeschichten, die erst jetzt in einem Band erschienen sind. Und gleichzeitig suchte er einen Comiczeichner, um seine Geschichten visuell umzusetzen. Er hatte riesiges Glück und fand den Max & Moritz-Preisträger Chris Scheuer, der sich begeistert von seinen Geschichten zeigte und dem Matthias Bauer völlig freie Hand ließ. Chris Scheuer machte sich fleißig ans Werk und nun liegt der erste Band von Reiche Ernte vor, in dem die ersten fünf Geschichten enthalten sind.

Das Modell

Mike übernachtet in einer kleinen Stadt und hat seltsame Albträume. Am nächsten Morgen macht er eine merkwürdige Entdeckung. Die Kirche in der Mitte der Stadt wird von den Bewohnern gemieden und sie weigern sich, über sie zu sprechen. Er hingegen geht in sie hinein und entdeckt dort ein seltsames Modell der Stadt.
Der Horror ist schleichend in dieser Geschichte. Nach und nach wird mehr Atmosphäre und Grusel generiert, was in einem kleinen Knalleffekt endet. Chris Scheuer setzt sie unglaublich effektiv in Szene.

Reiche Ernte

Ein äußerst brutaler KZ-Kommandant will am Ende des Krieges seine Spuren verwischen. Einen letzten Mord muss er dafür begehen. Ein Priester, der ihm schon immer seltsam vorkam und hinter dessen Geheimnis er nie kam, soll noch sterben. Das einzige Problem dabei ist, dass er ihn bisher, ohne zu wissen warum, verschont hat. Im Büro des Kommandanten kommen sie ein letztes Mal zusammen und der Tod fährt reiche Ernte ein.
Reiche Ernte ist eine unheimlich gut geschriebene Geschichte, die etwas mit der Wahrnehmung des Lesers spielt, denn von Anfang an gibt es für den Leser Hinweise, die er jedoch nicht wahrnimmt. Zeichnerisch ist dies ebenso gut umgesetzt und gelöst. Chris Scheuer versteckt hier in seinen Zeichnungen das Offensichtliche.

Die Falle

Ein Pärchen hat sich bei einer Höhlenführung von der Gruppe abgesetzt und wurde verschüttet. Unter der Erde, ohne Wasser und etwas zu essen, wachsen die Spannungen immer weiter an, bis zum unausweichlichen Finale.
Die Falle ist eine kleine und fiese Geschichte.

Nicht mehr lange

Einem Mann wird von einer Mitfahrenden in der U-Bahn der folgende Satz ins Gesicht gesagt: Nicht mehr lange! Und tatsächlich widerfährt ihm bald etwas schlimmes und der Satz steht im Mittelpunkt.
Erneut ist die Geschichte kurz und effektiv.

Schatten

Viktor und Sara sind ein glückliches Paar. Irgendwann ist er allerdings ausgebrannt und kauft sich zur Erholung ein Haus mitten im Wald. Doch seiner wachsenden Paranoia kann er nicht entkommen.
Schatten hat mit Viktor den am besten ausgearbeiteten Charakter der ganzen Sammlung und zieht den Leser immer tiefer hinab in die Finsternis, aus der es kein Entkommen zu geben scheint.

Chris Scheuer liefert hier eine Meisterleistung ab. Er besitzt einen ganz eigenen Stil, der alles leicht ins Groteske zieht. Dazu sind seine Zeichnungen größtenteils in Schwarz-weiß, in die immer wieder Farbe einbricht, und wodurch er genau die richtigen Akzente innerhalb der Erzählung setzt. Er erreicht so eine dichte, unheimliche Atmosphäre, die viel zum Gruselfaktor der Geschichten beiträgt und dem Leser einen wohligen Schauer beschert.

Das Bonusmaterial fällt recht üppig aus. Neben Biographien, gibt es einen Einblick in den Arbeitsprozess und ein Vorwort von Autor Matthias Bauer, welches ebenso interessant ist.


Fazit

Reiche Ernte ist eine Sammlung kleiner, fieser Horrorgeschichten, in denen der Horror teilweise auf leisen Sohlen daherkommt. Chris Scheuer setzt die von Matthias Bauer geschriebenen Geschichten exzellent graphisch um.


Pro & Contra

+ kreative Ideen
+ Das Modell ist einfallsreich
+ der Horror nimmt schleichend zu

Bewertung:

Charaktere: 4/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Chris Scheuer und Matthias Bauer:

Rezension zu Reiche Ernte Bd.2