Batman: Ein Todesfall in der Familie (Jim Starlin, Jim Aparo)

Verlag: Panini (Oktober 2019)
Softcover: 148 Seiten; 16,99 €
ISBN-13: 978-3741615429

Genre: Superhelden


Klappentext

Der Joker bringt den Tod

Jason Todd ist der zweite Waisenjunge, der von Bruce Wayne alias Batman aufgenommen wurde und an dessen Seite gegen das Verbrechen kämpft. Doch der schwierige, impulsive Jason stürzt sich unbedacht in jedes noch so gefährliche Abenteuer. Nach einem Streit mit seinem Ziehvater geht er auf eigenen Faust los, um seine leibliche Mutter zu finden, die doch noch am Leben zu sein scheint. Der Teenager gerät dabei im Mittleren Osten zwischen die Fronten brutaler Terroristen und dem skrupellosen Joker. Die Reise endet für ihn schließlich in einer verheerenden Katastrophe...

Ein klassisches, zentrales Werk der Batman-Mythologie von den Comic-Legenden Jim Starlin (Infinity Gauntlet) und Jim Aparo (THE BRAVE AND THE BOLD) in überarbeiteter Übersetzung.


Rezension

Jason Todd ist Robin und geht gemeinsam mit Batman auf die Jagd nach Verbrechern. Leider ist er sehr heißblütig und riskiert zu viel. Strategisches und taktisches Denken steht für ihn nicht im Vordergrund und so kommt es zu einem Streit zwischen ihm und Bruce Wayne/ Batman. Batman beschließt, ihn zunächst nicht mehr mitzunehmen. Etwas, das Jason Todd selbstverständlich nicht gefällt und das die Beziehung zwischen Waise und Mentor belastet.
Kurz darauf findet Jason Todd Hinweise darauf, dass seine richtige Mutter noch lebt und beschließt, sie zu suchen. Drei Frauen kommen in Frage und jede von ihnen befindet sich zur Zeit im Nahen Osten. Genau dorthin verschlägt es auch Batman, der mal wieder dem ausgebrochenen Joker auf der Spur ist. Was keiner der Beteiligten ahnt, ist, dass es dieses Mal zu einem einschneidenden Ereignis kommen wird.

Jason Todd war der Nachfolger von Dick Grayson an der Seite Batmans und bei Fans kam er längst nicht so gut an, wie der ursprüngliche Robin. Da seine Beliebtheit sich in Grenzen hielt, überlegte man sich bei DC, wie er am Besten aufs Abstellgleis geschickt werden könnte und herauskam ein absolutes Novum in der Comicgeschichte. Nicht nur wurde eine zentrale Figur getötet, sondern die Leser durften entscheiden, ob er leben oder sterben sollte. Nur 72 Stimmen mehr entschieden damals die Wahl und besiegelten damit den Tod von Jason Todd.
Die Geschichte hatte dabei großen Einfluss auf weitere, zukünftige Geschichten mit Batman. Denn lange Zeit schwebte der Tod des zweiten Robin über allem und sorgte so für einen etwas anderen Batman. In der Reihe Knightfall wurde Jason Todds Tod sogar zu einem wichtigen Punkt.
Für Batman selbst und seine Geschichte ist Ein Todesfall in der Familie wichtig und darf damit zurecht ein Klassiker genannt werden. Diese Bezeichnung verdient er allein bereits aufgrund seiner Bedeutung.
Wie steht es aber mit dem Inhalt und der Art der Erzählung. Jim Starlin hat diesen Comic geschrieben und er ist bei weitem kein Unbekannter. Er zeichnet ebenso für die Trilogie Infinity Gauntlet, Infinity War und Infinity Crusade bei Konkurrent Marvel verantwortlich. Die sollte aber erst später kommen. Aber er war zum Zeitpunkt der Entstehung von Ein Todesfall in der Familie kein Anfänger und hatte reichlich Erfahrung.
Trotzdem ist ein Todesfall in der Familie in Bezug auf manche Dinge eine kleine Enttäuschung. Die Geschichte erzählt er nicht gerade mit großer Finesse. Batmans und Robins Begegnung im Nahen Osten wirkt da doch arg hingebogen und gewollt und auch die Ereignisse, die zur Katastrophe führen, sind alles andere als wirklich gut aufgebaut. Auch, dass es gerade drei Frauen sein müssen, die als Mutter für Jason Todd in Frage kommen und die dann noch alle in Ländern des Nahen Ostens leben, die im Konflikt miteinander stehen, wirkt etwas an den Haaren herbeigezogen. Ganz abgesehen davon, dass der Joker es schafft, mit normalen Werkzeug eine Atomrakete zu zerlegen. Das alles stört beim Lesen. Dennoch funktioniert der Comic zwar, aber da wären bedeutend bessere und interessantere Ansätze möglich gewesen. Auch das Einbinden von Ayatollah Khomeini wirkt sehr befremdlich, ist aber auf den damaligen Zeitgeist in den USA zurückzuführen. Was Geschichte und Hintergrund angeht, und zu einem gewissen Teil die Ausführungen, ist dieser Band eher schwach. Der Tod von Jason Todd lässt den Leser sogar eher kalt, da Jason nicht gerade jemand ist, dem man nachtrauert. Viel zu unsympathisch und teils nervig wird der zweite Robin dargestellt.
Womit Jim Starlin aber dann endlich punkten kann, ist die Darstellung Batmans. Bruce Wayne, der normalerweise seine Gefühle nicht so sehr nach außen trägt, darf hier eine breite Palette davon zeigen und über sie reden. Er wird als jemand beschrieben, der sich wirklich Sorgen um seinen Schützling macht und genau aus diesem Grund, kann der Leser am Ende seine Gefühle nachvollziehen; seine Wut, seinen Rachedurst, seine Verzweiflung und seine Ohnmacht, da er den Joker nicht zur Strecke bringen darf. Ganz stark ist hier der Moment, als sich Batman und der Joker zum ersten Mal nach dem Mord sehen. Hier kommt vieles zusammen und Jim Starlin macht so einiges wieder gut und es zeigt sich bereits welchen Einfluss Jasons Tod haben wird. Auf diese Weise wird aus einer gerade passablen Geschichte, noch eine die sich gut lesen lässt.

Jim Aparo zeichnet sehr klar und relativ realistisch. Er findet interessante Blickwinkel und durch Perspektiven, Posen und Anordnung der Panel sorgt er stets für Dynamik. Ansonsten ist der Stil klar in den 80er Jahren zu verorten und ist recht typisch für die Zeit, wenngleich dies auf einem sehr hohen Niveau.

Beim Bonusmaterial hat sich Panini zurückgehalten. Es gibt lediglich ein kurzes Vorwort, Informationen zu den Künstlern, die alternative Seite auf der Robin überlebt und die Originalcover. Diese stammen allerdings von Mike Mignola.


Fazit

Ein Todesfall in der Familie ist wichtig für Batman und seine Geschichte, weist aber auch ein paar erzählerische Mängel auf. Den Klassikerstatus hat der Comic sich aufgrund seiner Bedeutung verdient, aber es hätte durchaus eine packendere und vor allem besser ausgearbeitetere Geschichte sein dürfen.


Pro & Contra

+ Klassiker
+ Batman lässt seinen Emotionen freien Lauf
+ hohe Bedeutung für Batman
+ gute Zeichnungen

- einige erzählerische Schwächen
- zu viele Zufälle
- lange Zusammenfassungen der vorherigen Hefte

Bewertung:

Charaktere: 4/5
Handlung: 3/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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Tags: Superhelden, Joker, Batman