Conan der Cimmerier Bd.4: Ymirs Tochter (Robin Recht)

Verlag: Splitter-Verlag; (Mai 2019)
Gebundene Ausgabe: 80 Seiten; 18 €
ISBN-13: 978-3962192051

Genre: Abenteuer/ Fantasy


Klappentext

„Du entkommst mir nicht...
Und wenn ich bis in die Hölle gehen muss...
Bis in die Hölle, hörst du?!“


Rezension

In der Kälte von Nordheim bekämpfen sich seit ewigen Zeiten die Aesir und die Vanir. Voller Wut tragen die Männer ihre Schlachten aus, in der Hoffnung ihr zu begegnen. Jener Frau, die die Erfüllung aller Träume verspricht und die nur die besten Krieger an ihrer Seite duldet, die rothaarige Frau: Ymirs Tochter. Und voller Lust betrachtet sie diese Kämpfe, immer mit ihren Brüdern an ihrer Seite und schaut auf das Schlachtfeld, um denen einen zu erwählen, der ihr folgen soll. Ihre Wahl hat sie eigentlich schon getroffen, als ein einzigartiger Krieger dem Kampf beitritt: Conan! Und so erwählt sie ihn und versucht ihn immer weiter in die eisige Bergwelt zu locken und zu ihrem Vater zu führen: Odroerir. Conan entflammt auch sofort für dieses wunderschöne und gefährliche Mädchen, jedoch geht er nicht so leicht in die Falle, wie seine vielen Vorgänger, was Atali, Ymirs Tochter, zu ihrem Leid erfahren muss.

Ymirs Tochter ist eine besondere Geschichte für Conan. Denn sie ist die erste Originalerzählung über Conan. Die vorher veröffentlichte  war die Überarbeitung einer Geschichte mit Kull im Mittelpunkt. Robert E. Howard schrieb erst mit Ymirs Tochter eine auf Conan speziell zugeschnittene Erzählung. Dies allerdings zunächst mit wenig Erfolg. Denn aufgrund ihres Inhalts galt sie zunächst nicht als veröffentlichbar. Zuviel Sex und Gewalt waren enthalten und Farnsworth Wright, Herausgeber von Weird Tales in denen Howards Geschichten erschienen, lehnte dies ab. So ging Ymirs Tochter auf eine lange Odyssee, bis sie schließlich in ihrer ursprünglichen Form erschien. Conan ist in dieser Geschichte auch nicht der vollständige Charakter, der er später sein wird, sondern Robert E. Howard ist hier noch auf der Suche nach ihm und wie er ihn einsetzen kann.
Somit besitzt Ymirs Tochter eine relativ einfache Handlung, die allerdings verschiedene Lesarten bietet, wie Patrice Louinet in seinem informativen Nachwort erwähnt. Denn die Rollenverteilung zwischen Conan und Atali wechselt immer mal wieder. Mal ist sie die Jägerin, mal ist er der Jäger. Einmal ist sie es, die ihn verführt und vor Lust in den Wahnsinn treibt, mal will er sie unbedingt, egal ob sie will oder nicht. Diese unterschiedlichen Lesarten bieten sich an und sorgen dafür, dass dieses Conanabenteuer schon immer ambivalent aufgenommen wurde und für manche mit Sicherheit am Rande des guten Geschmacks wandelt. Trotzdem lohnt sich aber ein genauerer Blick auf die Geschichte, die von vielen Legenden beeinflusst wurde und somit sehr viele interessante Ansatzpunkte bietet und im Kern eine rohe, gewaltdurchtränkte Gesellschaft präsentiert, die für ihre wunderschöne Göttin lebt und von der sich Conan befreien kann. Hochliterarische Dialoge dürfen natürlich nicht erwartet werden, dafür ist die Geschichte einfach zu brachial, aber dennoch gibt sie einen guten ersten Einblick in Conans Charakter. Sein Überlebenswille, seine Furchtlosigkeit und seine Kraft bestimmen hier das Geschehen und illustrieren recht deutlich, wie er mit der Zeit zu dem Antihelden werden konnte, den die meisten heutzutage im Kopf haben. Robin Recht bricht die Geschichte auf das Wesentliche herunter. Die Dialoge sind kurz und knapp und das Geschehen schreitet schnell voran und doch hat der Leser den Eindruck, dass Robin Recht statt der Geschichte etwas zu nehmen, ihr mehr mitgegeben hat.

Der Grund für diesen Umstand ist in seinen Zeichnungen zu finden, die bildgewaltig, brachial und eine ungeheure Kraft besitzen. In seiner Darstellung von Gewalt als auch der vorhandenen Erotik hält er sich nicht zurück. Er bringt alles absolut auf den Punkt. Die Kämpfe sind brutal und die Darstellung Atalis verdeutlicht, was sie begehrt. Ymirs Tochter richtet sich ganz klar an eine erwachsene Leserschaft, die die Handlung richtig einordnen kann und Robin Rechts Zeichnungen unterstützen das. Er gestaltet Conan als einen grobschlächtigen Krieger und Atali als selbstbewusste Schönheit. Er ist ein Krieger, sie ist eine Göttin und beim ersten Blick auf die Beiden ist dieser Umstand klar. Da sich die Handlung auf diese beiden Charaktere konzentriert, ist es auch wichtig, dass der Unterschied so klar ist. Mit Posen und Gesichtsausdrücken verdeutlicht Recht ihre Persönlichkeiten und arbeitet sie besser heraus, als mancher Autor es mit zehn Seiten vermocht hätte. Er hat eine hohe Intensität und Dichte in seinen Zeichnungen, die den Leser erst wieder aus Conans Welt auftauchen lassen, wenn er die letzte Seite gelesen hat. Die Farben tun ihr übriges zu diesem Effekt hinzu. In den Kampfszenen ist die Farbe Rot bestimmend, während ansonsten Blau und Weiß vorherrschen und im Kontrast zu Atalis Haarpracht stehen und sie hervorstechen lassen. Im Anhang befinden sich weitere Zeichnungen von Robin Recht zu dieser Conangeschichte und sie verdeutlichen nur einmal mehr, wie gut er als Zeichner ist.

Wie bereits in den anderen Bänden gibt es am Ende ein Nachwort, welches sich mit der vorliegenden Geschichte beschäftigt und ihre Entstehungs- und Veröffentlichungsgeschichte aufarbeitet. Dazu kommt ein Vorwort von Michael Moorcock, dessen Elric Robin Recht ebenfalls als Comic gestaltete.


Fazit

Ymirs Tochter mag nicht die beste Geschichte von Conan sein und ebenso die vielleicht am meisten diskutierte, aber was Robin Recht aus ihr macht, ist richtig gut. Seine Zeichnungen kommen mit einer ungeheuren Wucht daher und Conan und Atalis Persönlichkeiten fängt er perfekt ein und lässt dennoch Raum für eigene Interpretationen.


Pro & Contra

+ Robin Recht fängt die Charaktere in seinen Bildern ein
+ interessante Gestaltung

0 mit Sicherheit die umstrittenste Geschichte über Conan

Bewertung:

Charaktere: 3,5/5
Handlung: 3/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 5/5


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