Jade City (Fonda Lee)

Orbit (Juni 2018)
Taschenbuch
560 Seiten, 17,00 EUR
ISBN: 978-0316440882

Genre: Fantasy


Klappentext

The Kaul family is one of two crime syndicates that control the island of Kekon. It's the only place in the world that produces rare magical jade, which grants those with the right training and heritage superhuman abilities. The Green Bone clans of honorable jade-wearing warriors once protected the island from foreign invasion--but nowadays, in a bustling post-war metropolis full of fast cars and foreign money, Green Bone families like the Kauls are primarily involved in commerce, construction, and the everyday upkeep of the districts under their protection. When the simmering tension between the Kauls and their greatest rivals erupts into open violence in the streets, the outcome of this clan war will determine the fate of all Green Bones and the future of Kekon itself.


Rezension

In „Jade City“ erschafft Fonda Lee eine Fantasywelt, die unserer im 20. Jahrhundert gleicht: Ihre Figuren sind mit Autos und Flugzeugen unterwegs, telefonieren und verpacken Dinge in Plastik. Aber zugleich hat sie ihre ganz eigenen Traditionen und vor allem kostbare magische Jade, die entsprechend talentierten und ausgebildeten Einwohnern Kekons übermenschliche Fähigkeiten verleiht, die vor allem in Kämpfen eindrucksvoll zur Geltung kommen: Menschen springen auf Balkone, schleudern Kugeln auf ihre Angreifer zurück oder lassen ihre Haut hart werden. Die Jadekrieger Kekons sind größtenteils Mitglieder der Clans, die über ein komplexes Klientelsystem die Fäden der Wirtschaft und Politik des Landes ziehen. Während sich einige Clans auf bestimmte Aufgaben spezialisiert haben, zum Beispiel den Schutz der nationalen Jadereserven, erinnern andere an eine Mischung aus Mafia und pflichtbewussten Feudalherren. Im Austausch gegen deren Loyalität und Zahlungen verteidigen sie ihre „Lantern Men“ gegen alle anderen Kriminellen und werfen ihren Einfluss für sie in die Waagschale. Das gilt für die Kaul, und ihre einstigen Verbündeten und nun größten Konkurrenten, die Ayt.

Die Clans, die Veränderungen, die sie mit der Zeit durchlaufen haben, und die Kultur, in die sie eingebettet sind, wirken komplex, organisch gewachsen und dynamisch. Kekon erwacht als eine Stadt zwischen moderner Wirtschaft und alten Traditionen und Ritualen zu farbenprächtigem Leben und die Wechselbeziehungen zwischen den Charakteren und der Welt, die sie hervorgebracht hat, sind überzeugend geschildert. Obwohl die Clans und ihre Fehden teilweise wie ein gefährliches Relikt der Vergangenheit erscheinen, findet man sich doch schließlich auf der Seite der Kaul wieder, einfach, weil die Hauptfiguren so überzeugend sind.

Es wird aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, aber im Zentrum stehen die drei Kaul-Geschwister: Lan, Hilo und Shae. Der nachdenkliche, friedliebende Lan muss als „Pillar“ seines Clans mit der Möglichkeit eines offenen Kriegs umgehen – aber ebenso mit Zweifeln in den eigenen Reihen, ob die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters nicht ein wenig zu groß für ihn sind. Sein hitzköpfiger Bruder Hilo sichert sich mühelos die Loyalität der Kämpfer des Clans, aber seine Aggression und sein mangelndes politisches Geschick drohen mehr als einmal, Konflikte eskalieren zu lassen. Die scharfsinnige, unabhängige Shae hat ihrer Familie eigentlich den Rücken gekehrt, aber als der Ayt-Clan ihre Geschwister bedroht, schwankt ihr Entschluss.

Die Auseinandersetzung der Clans tobt an vielen Fronten: auf den Straßen versuchen Jadekrieger mit Klingen und Kugeln Territorien zu erobern, doch ebenso ringen die Clans um die Kontrolle von Ressourcen, Wirtschaftssektoren und Politiker*innen. Der Tod einer wichtigen Figur erweist sich als Wendepunkt. Es spricht sehr für den Roman, dass er wirklich wehtut, aber gleichzeitig so interessante Konsequenzen hat, dass das Leseerlebnis dadurch besser wird. Denn die Herausforderung, darauf zu reagieren, lässt die Stärken und Schwächen der Überlebenden zu Tage treten und gibt ihnen Anlass, über ihre Beziehungen zu reflektieren. „Jade City“ wartet mit einer originellen, vielschichtigen Welt und spektakulären Kämpfen auf, aber es sind die Charaktere, die diesen Roman tragen. Vielleicht, weil die Ziele der Figuren erst allmählich Identifikationspotenzial gewinnen, und einige von ihnen, wie zum Beispiel Hilo, erst später im Buch wichtige Kompetenzen und Eigenschaften offenbaren, dauert es ein wenig, bis man wirklich mitfiebert. Sobald das aber der Fall ist, liest sich „Jade City“ sehr angenehm, was auch mit dem gut gewählten Tempo der Handlung zusammenhängt. Das Buch ist der erste Band einer Trilogie.


Fazit

In ihrer „Jade City“ erschafft Fonda Lee eine originelle, vielschichtige Fantasywelt, und Figuren, die sich Lesenden ins Gedächtnis schreiben.


Pro und Contra

+ ungewöhnliches, modernes Setting, das sich real und historisch gewachsen anfühlt
+ markante, vielschichtige Figuren
+ spektakuläre Magie+Kampfkunst-Action
+ komplexe Beziehungen zwischen Figuren

o Ziele der Figuren wirken an Standards der Gegenwart gemessen eher zwielichtig und rückwärtsgewandt

Wertung

Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3/5

Rezension zu "Jade Legacy" (Bd. 3)

Tags: Asien