Under the Pendulum Sun (Jeanette Ng)

Angry Robot (Oktober 2017)
Taschenbuch
416 Seiten, 9,99 EUR
ISBN: 978-0857667274

Genre: Historische Fantasy


Klappentext

Catherine Helstone's brother, Laon, has disappeared in Arcadia, legendary land of the magical fae. Desperate for news of him, she makes the perilous journey, but once there, she finds herself alone and isolated in the sinister house of Gethsemane. At last there comes news: her beloved brother is riding to be reunited with her soon - but the Queen of the Fae and her insane court are hard on his heels.


Rezension

Die Ich-Erzählerin von „Under the Pendulum Sun“, Catherine Helstone, folgt ihrem Bruder, dem Missionar Laon, nach Arcadia. Dort empfängt sie Gethsemane, ein düsteres Haus, das sich immer wieder zu verändern scheint. Hier wartet sie auf Laons Rückkehr, und wird von den Bewohnern Gethsemanes mit Rätseln und mysteriösen Warnungen abgespeist. Es fallen düstere Andeutungen über die Welt jenseits des Gemäuers und das Schicksal von Laons Vorgänger. Als er schließlich zurückkehrt und kurz darauf Mab, die grausame, kapriziöse Feenkönigin, eintrifft, findet Catherine allmählich Antworten auf ihre Fragen. Es kommt mehr und mehr über die komplizierte Beziehung der Helstone-Geschwister heraus, ebenso wie über das Reich der Feen, das immer wieder zum Staunen verleitet. Immerhin ist die Sonne hier eine Lampe an einem Pendel und der Mond ein riesiger Anglerfisch und in Gethsemane schimmern unter einer dünnen Fassade der Normalität übernatürliche Geheimnisse und eine subtil bedrohliche Stimmung durch.

Doch Jeanette Ng erweckt nicht nur das Reich der Feen zu atmosphärischem Leben. Auch die Welt außerhalb Arcadias, die nur durch Erinnerungen und Zitate sichtbar wird, wirkt real. Jedes Kapitel wird von einem Text eingeleitet, in welchem historischen Figuren Diskussionen über Arcadia in den Mund gelegt werden. Catherine und Laon wirken realistisch in ihrer Zeit verwurzelt und versuchen das, was sie in Arcadia sehen, in ihr christlich-wissenschaftlich geprägtes Weltbild zu integrieren. Die Autorin hat sich viel mit Missionsgeschichte auseinandergesetzt, und das scheint in ihren Diskussionen und den einleitenden Zitaten durch. Die Bedeutung die Religion für sie hat, macht die Figuren gleichzeitig fremder und überzeugender.

Catherine und Laon sind beide konsistent gezeichnete Figuren, die sich mehr und mehr in die Geheimnisse Arcadias, das Ränkespiel Mabs und persönliche Schuld verstricken. Im Verlauf des Buches lernt man sie besser kennen und erahnt die Neugier und die schuldbeladenen Leidenschaften, die sie hinter ihren tugendhaften Fassaden umtreiben. Als Geschwister teilen sie Erinnerungen und Insider-Witze, aber was sie in Arcadia erfahren, lässt sie anders über ihre gemeinsame Vergangenheit denken. Laon ist ein blasserer Charakter als Catherine, und sehr auf einen bestimmten Konflikt reduziert, aber er funktioniert in seiner Rolle sehr gut.

In vielerlei Hinsicht ist „Under the Pendulum Sun“ ein klassischer Gothic Novel, der sich langsam und düster-atmosphärisch entwickelt und liebevoll bekannte Tropes des Genres aufgreift (ein unheimliches, von Nebel umgebenes Haus voller Geheimnisse, Schuld innerhalb der Familie, verbotenes Begehren, eine „Verrückte“ im Keller …). Das Buch ist unheimlich, ohne auf Schockeffekte zu setzen. Es gelingt der Autorin mehrfach, Lesende mit den Schlüssen zu überraschen, die die Figuren ziehen und wieder revidieren müssen, denn in Arcadia ist nichts, wie es scheint. Einige Aspekte des Feenreichs – Catherine und Laon treffen hier auf beinahe drollige Wesen ebenso wie auf Kreaturen von morbider Schönheit, von denen viele ein Rätseln sprechen – sind recht typisch für Bücher mit dieser Thematik, aber Arcadia wird bildgewaltig und stimmungsvoll heraufbeschworen und um einige originelle Details angereichert. Die Sprache des Buches passt wunderbar zu Setting und Atmosphäre.


Fazit

In „Under the Pendulum Sun” verwebt Jeanette Ng elegant und atmosphärisch die Tradition des Gothic Novels mit den Geschichten über das Feenreich Arcadia und lässt ihre Figuren in einem Haus voller Geheimnisse immer wieder hinterfragen, was sie über sich selbst zu wissen glauben. Ein langsamer, sehr gelungener Roman voller stimmungsvoller Momente und eindrucksvoller Bilder.


Pro und Contra

+ atmosphärisch
+ alternative Geschichte in aufwendiger Recherche verwurzelt
+ spannende Enthüllungen
+ überzeugende Hauptfigur
+ einprägsame Bilder
+ gelungene Hommage an das Genre des Gothic Novels
+ schöne Sprache

o die Handlung entwickelt sich sehr langsam

Wertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5

Tags: historische Fantasy, Feen, Gothic Novel