Andreas Suchanek (10.10.2019)

Interview mit Andreas Suchanek

andreas suchanek2019Literatopia: Hallo, Andreas! Schön, wieder mit Dir zu sprechen. Dieses Mal widmen wir uns der Urban Fantasy. Im Oktober erscheint mit „Schicksalswächter“ der Auftaktband Deiner neuen Trilogie „Die 12 Häuser der Magie“. Was erwartet die Leser?

Andreas Suchanek: Überraschende Wendungen, freche Figuren und uralte Magie, die das Schicksal der Welt beeinflusst. :-) Anders gesagt hat unsere Hauptfigur, Nicholas Ashton, ein Problem. Er wird nämlich einem magischen Haus zugeteilt, in das er so gar nicht wollte. Mit Abschluss der Akademie wechselt jeder Magier in ein solches Haus, je nachdem, welches Talent in ihm verborgen liegt.

Von seinen neuen Gefährten erfährt Nicholas nun, dass die magische Welt seit vielen Jahren belogen wurde und beständig am Rand des Abgrunds balanciert. Es wird chaotisch, als er gezwungenermaßen in den Einsatz geht und seine alten Freunde von der Akademie, Matt und Jane auf der Bildfläche auftauchen.

Und was hat es mit dem geheimnisvollen schwarzen Glas, der schlafenden Frau im Sanktum und der geheimnisvollen Maschine unter dem Studierzimmer von Nicholas‘ Vater auf sich?

Literatopia: Warum will Nicholas Ashton kein Schicksalswächter werden? Was wünscht er sich stattdessen? Und was zeichnet seinen Charakter aus?

Andreas Suchanek: Das Haus der Schicksalswächter kann nur in bestimmten Intervallen Magier aufnehmen, dafür ist ein alter Pakt verantwortlich. Aus diesem Grund ist es in der Regel kein Teil des Rituals und wenig über das bekannt, was die Schicksalswächter eigentlich tun. Anders gesagt: Das Haus ist ziemlich öde und uncool. Zumindest von außen. Schattenläufer oder Wächter sind da schon spannender, denn sie sind ständig im Einsatz.

Nicholas spricht meistens, bevor er denkt, was ihn mehr als einmal in unangenehme Situationen bringt. Wenn man sich daheim gegen zwei Brüder behaupten muss, lernt man auszuteilen. Trotzdem trägt er das Herz am rechten Fleck und seine Freunde Matt und Jane sind alles für ihn. Freundschaft ist für ihn auch Familie.

Literatopia: Nicholas erhält Unterstützung von seinen Freunden Matt und Jane. Würdest Du uns die beiden kurz vorstellen? Was sind sie für Menschen?

Andreas Suchanek: Matt ist der beste Freund von Nicholas. Er ist ein breitschultriger, sympathischer Mann aus Irland und schwul. Durch das Abenteuer mit Nic trifft er erstmals auf einen Love Interest, der ihm völlig den Kopf verdreht. Doch dann taucht ein Haken auf. Matt ist mit der Zuteilung seines Hauses übrigens sehr zufrieden :-).

Jane ist eine lebende Urgewalt. Sie ist eine Kämpfernatur, die gelernt hat, sich durchzusetzen. Nicht zuletzt, weil die Vorstellung ihrer Mutter eher in Schönheitssalons und Maniküre besteht, Jane davon aber wirklich gar nichts wissen will. Sie ist pragmatisch und will lieber handeln, als ewig zu theoretisieren.

Literatopia: Was können die Magier in „Schicksalswächter“ alles? Woher stammen ihre Fähigkeiten? Und welche Grenzen sind ihnen gesetzt?

Andreas Suchanek: Jeder Magier besitzt einen sogenannten Anima, einen magischen Stein, den er bereits als Baby erhält. Dieser nimmt im Verlauf des Aufwachsens eine eigene Farbe und Form an. Durch diesen Stein können die Magier die Magie selbst sehen, die uns alle umgibt, aufnehmen und verweben. Sie geben ihr eine neue Form. Engelsflügel sorgt dafür, dass ein Magier fliegen kann. Nightingales Lampe heilt Wunden.

Hinzu kommen dann die speziellen Talente des jeweiligen Hauses. Hier verrate ich allerdings nicht, wie diese sich genau äußern, das ist Teil der Handlung in den Romanen. Stück für Stück wird der Leser die Häuser und Talente kennen lernen.

Literatopia: „Schicksalswächter“ erscheint nicht in Deinem eigenen Verlag Greenlight Press, sondern bei Drachenmond – warum hast Du dafür einen anderen Verlag gesucht?

Andreas Suchanek: Ich schreibe in meinem eigenen Verlag meine Serien „Heliosphere 2265“, „Ein MORDs-Team“ und „Das Erbe der Macht“. Doch für meine Buchprojekte möchte ich mit externen Verlagen zusammenarbeiten. So erscheint „Die 12 Häuser der Magie“ beim Drachenmond Verlag und eine andere Urban Fantasy Reihe im kommenden Jahr bei Ueberreuter. Weitere Projekt mit anderen Verlagen sind in Planung.

Literatopia: Die „Schattenchronik“ gibt es jetzt als Komplettausgabe im imposanten Sammelschuber. Wie würdest Du die Reihe neuen Lesern beschreiben? Und bietet die Komplettausgabe auch neues Material?

erbe der macht chloeAndreas Suchanek: „Das Erbe der Macht“ entführt einen einfachen jungen Mann, der im Leben wahrlich kein Glück hatte, in die Welt der Magie, als er eines Tages durch den Tod eines Magiers dessen Erbe antritt. Plötzlich sieht er sich Größen der Weltgeschichte wie Leonardo da Vinci, Johanna von Orleans, Einstein und vielen anderen gegenüber, die ‚gewöhnliche‘ Magier in einem geheimen Castillo anleiten und ausbilden.

Für Alex ein gewaltiges, spaßiges Abenteuer. Doch dieser Zahn wird ihm von seiner neuen Partnerin Jen schnell gezogen. Denn die Schattenfrau holt zum großen Schlag aus. Eine Magierin, deren Identität niemand kennt, die ihr Antlitz hinter einem Schleier verbirgt. Sie scheint eine Unsterbliche zu sein, war sie doch bereits an Bord der Titanic mit dabei und zeichnet sich für weitere Katastrophen verantwortlich. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Die Komplettausgabe hat gegenüber den Hardcovern der ersten Staffel einen anderen Satz mit Zeichnungen von Regina Mars und zwei limitierte Postkarten.

Literatopia: Für die „Schattenchronik“ hast Du wahnsinnig viele positive Rezensionen erhalten. Was hat die Leser am meisten begeistert? Und gab es auch eine Kritik, über die Du Dich richtig geärgert hast?

Andreas Suchanek: Glücklicherweise scheint „Das Erbe der Macht“ gut anzukommen. Mittlerweile sind wir bereits im zweiten Zyklus „Schattenloge“. Ein Teil vom „Erbe der Macht“ ist der Wall. Eine mystische Sphäre, die uns normale Menschen hat vergessen lassen, dass Magie einst Teil der Welt war. Rückblicke in die Vergangenheit zeigen also, dass die Geschichte völlig anders verlief.

Die positive Resonanz bezieht sich auf diese Vielfalt im Background der Geschichte, aber auch die vielfältigen Figuren und Twists, die sowohl die Haupthandlung als auch die Charaktere betreffen. Ich bin zutiefst dankbar für diese Resonanz.

Natürlich gibt es auch Kritiken. Grundsätzlich stört mich das nicht. Es gibt allerdings Rezensionen, die mich fassungslos zurücklassen. Ein Beispiel: „Ich hatte Probleme mit der App, sie ist ständig abgestürzt. Ich konnte den Roman nicht lesen, daher ein Stern.“ Das war nicht der O-Ton, aber so etwas ist einfach traurig, weil es gar nichts mit der Geschichte zu tun hat.

Das "Erbe der Macht" ist übrigens für den Deutschen Phantastik Preis 2019 in den Rubriken „Beste Serie“ und „Bestes Hörbuch“ nominiert. Falls ein Leser der Reihe dies liest und noch nicht abgestimmt hat, würde ich mich riesig freuen. :-) www.deutscher-phantastik-preis.de

Literatopia: Was zeichnet für Dich richtig gute Urban Fantasy aus? Und hast Du vielleicht ein paar Buchtipps von Autorenkollegen für uns?

heliosphere pandoraAndreas Suchanek: So etwas ist immer subjektiv, ich habe da nur meine eigene Meinung, was mir selbst an Urban Fantasy gefällt. Vielschichtige Figuren, überraschende Wendungen, Wohlfühlszenen aber auch Action. Wichtig ist mir, überrascht zu werden, mitzufiebern aber auch zu lachen. Egal in welchem Genre.

Gerade habe ich "Animant Crumbs Staubchronik" von Lin Rina gelesen, ein sehr charakterzentriertes Buch. Man gleitet durch die Seiten. Ich war begeistert. Als nächstes steht "Becoming Elektra" von Christian Handel auf dem Programm, ein Autorenkollege und Freund, mit ich auch in der Schreib-WG unterwegs bin.

Literatopia: 2019 war kein gutes Jahr für deutsche Kleinverlage – wie ist es Dir mit Greenlight Press ergangen?

Andreas Suchanek: Wir haben das Glück, dass unsere Serien im E-Book weiterhin gut laufen. Im Print ist der Kampf jedoch schwieriger geworden. Glücklicherweise gibt es zahlreiche tolle Buchhändler, die uns Vertrauen und uns ins Programm mit aufnehmen. Wir geben alle weiter unser Bestes, damit die Aufmerksamkeit wächst.

Literatopia: Welche Titel von Greenlight Press kommen aktuell bei den Lesern am besten an?

Andreas Suchanek: Im Urban Fantasy-Bereich sind das "Die Chroniken der Seelenwächter" und "Das Erbe der Macht". Die neue Reihe "Black Heart" ist stark eingestiegen und holt schnell auf. Im Steampunk Bereich ist zudem "Frost & Payne" sehr beliebt. In Kürze startet mit den "Totenbändigern" von Nadine Erdmann eine spannende neue Serie. Es geht also vielfältig weiter.

Literatopia: Verleger und Autor – wie bekommst Du beides unter einen Hut?

Andreas Suchanek: Dank einem tollen Team aus externen und internen Zu- und Mitarbeitern. Allen voran Jenny Winterscheid, die großartige Arbeit im Social Media und beim Projektmanagement leistet. Die Autoren sind an den Messen am Stand und gebe ihr Bestes, auf die eigenen Reihen aufmerksam zu machen. Es ist eine Arbeit Hand in Hand.

Literatopia: Würdest Du sagen, Du hast als Verleger einen kritischeren Blick auf Deine eigenen Werke? Und wer ist für Dich da, wenn Du Feedback brauchst?

Andreas Suchanek: Ich habe generell einen sehr kritischen Blick auf meine eigenen Werke und rechne ständig damit, dass das nächste nicht so viel Anklang findet, wie bisher. Wenn ich mit Kollegen spreche, geht es diesen aber meist ebenso. Ein gesunder, kritischer Blick ist etwas Wertvolles, ich möchte es gar nicht anders.

Glücklicherweise habe ich hier zahlreiche Testleser, die mir konstruktiv ihr Feedback zukommen lassen. Das hilft mir stets weiter und ich bin sehr dankbar dafür.

Literatopia: In unserem letzten Interview haben wir kurz über „Star Trek Discovery“ gesprochen. Inzwischen sind zwei Staffeln bei Netflix erschienen. Wie hat Dir die Serie gefallen?

Andreas Suchanek: Erst einmal habe ich mich riesig darüber gefreut, dass endlich wieder "Star Trek" zu sehen ist. Der Production Value ist hoch, die Qualität konnte mich von Anfang an überzeugen. In der zweiten Staffel haben die Autoren für mich gefühlt ihren Weg gefunden und gerade das Ende ist mutig und lässt mich mit Spannung auf die Fortsetzung warten. Anders gesagt: Ich mag die Serie und ja, für mich ist sie auch "Star Trek".

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview!

erbe der macht komplettpaket


Autorenfoto: Copyright by Andreas Suchanek / Illustration zu "Das Erbe der Macht: Copyright by Regina Mars

Interview mit Andreas Suchanek in PHANTAST #16 "Space Opera"

www.andreassuchanek.de

www.greenlight-press.de


Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten