Ann-Kathrin Karschnick (04.11.2019)

Interview mit Ann-Kathrin Karschnick

Literatopia: Hallo, Ann-Kathrin! Schön, wieder einmal mit Dir zu plaudern. Inzwischen sind zwei Bände Deines Herzensprojekts „Weltenamulett“ erschienen. Was erwartet die Leser?

ak karschnick 2019Ann-Kathrin Karschnick: Hi Judith, ich freue mich auch, mal wieder mit dir zu schnacken. Beim Weltenamulett geht es um Melissa, eine 17-jährige, die im beschaulichen Schleswig-Holstein groß wird. Sie hat schon Verluste in ihrem Leben erlebt, doch als sie in der ausgestopften Katze ihrer Großmutter ein Amulett findet, verändert sich ihr Leben grundlegend. Sie muss ein Familienerbe antreten, das schon seit über 50 Generationen die Frauen ihrer Familie beherrscht.

Literatopia: Wie sieht Deine Fantasywelt Traveste aus? Welche irdische Epoche war Vorbild dafür?

Ann-Kathrin Karschnick: Traveste ist dem Mittelalter ziemlich genau nachempfunden. Es gibt eine herrschenden König und einige Adlige, die viel bestimmen und lenken. Doch Traveste unterscheidet sich natürlich in der Flora und Fauna deutlich von unserer Welt. Es gibt fremdartige Wesen und Tiere, die man zusammen mit Melissa kennenlernt.

Literatopia: Erzähl uns mehr über Deine Protagonistin Melissa. Wie sah ihr Leben vor dem Fund des Weltenamuletts aus? Und inwiefern verändert sie sich als Persönlichkeit durch die Begegnung mit dem Phantastischen?

Ann-Kathrin Karschnick: Sie hat das typische Leben einer deutschen Schülerin geführt. Einzig der Verlust ihrer Mutter fünf Jahre zuvor hat sie hart getroffen und verändert. Sie ist innerlich stumpf und sarkastisch geworden. Das hat alle ihre Freunde vertrieben, bis auf Eva, ihre beste Freundin seit Kindergartentagen, die ihr immer treu zur Seite steht.

Eben die muss sie aber belügen, als sie das Amulett findet. Das treibt einen Keil zwischen die beiden, den Melissa nicht einfach so herausziehen kann, ohne andere in Gefahr zu bringen. Melissa verändert sich insofern, dass sie in Band 1 noch sehr naiv an die Sache herangeht und auf tolle Abenteuer hofft. Doch die Realität holt sie schnell ein und sie muss einsehen, dass sie nicht mehr nur handeln, sondern auch denken muss.

weltenamulett band1Literatopia: Arionas ist der Sohn eines Attentäters – ist er damit auch ein „Bad Boy“? Was zeichnet seinen Charakter aus?

Ann-Kathrin Karschnick: Er ist absolut kein Bad Boy. Ich wollte mal einen Charakter erschaffen, der eben nicht in einer ungesunden Freundschaft mit der Protagonistin steht. Arionas ist die treuste Seele, die man sich vorstellen kann. Seine Gefühle trägt er stets offen im Gesicht, was Melissa so manches Mal mit in den Abgrund zieht.

Literatopia: Wie lange hat das „Weltenamulett“ in Deiner Schublade geschlummert? Und wann war Dir klar, dass Du die Geschichte veröffentlichen willst?

Ann-Kathrin Karschnick: Die Geschichte hat fast 9 Jahre geschlummert. 3 Teile hatte ich schon geschrieben, aber sie mussten mehrfach überarbeitet werden, bis sie fertig und lesbar waren. Vor etwa 1,5 Jahren kam mir das erste Mal der Gedanke, dass ich an einem Punkt in meinem Leben war, dass ich dem Buch auch ein entsprechendes und angemessenes Gewand verleihen konnte.

Literatopia: Herzensprojekt 1 ist inzwischen verwirklicht – wie steht es um Herzensprojekt 2 „Kumara - Die Legende der verlorenen Freiheit“?

Ann-Kathrin Karschnick: Das liegt noch bei einem Verlag, dem ich das angeboten habe. Dort warte ich noch auf Rückmeldung. Sollte es dort nichts werden, werde ich es im Selfpublishing Ende 2020 herausbringen. Bis dahin bin ich leider schon zu ausgelastet, als dass ich es ordentlich verpacken könnte. ?

Literatopia: In Deinem High Fantasy Roman „Stollenbruch“ widmest Du Dich Zwergen. Wie bist Du zu diesen klassischen, oftmals grummelig anmutenden Fantasywesen gekommen?

Ann-Kathrin Karschnick: *lach* Sagt es ihm nicht, aber mein Mann ist manchmal wie ein grummeliger Zwerg, auch wenn er nicht klein ist. Aber er ist genauso grummelig und ich wollte mal was mit einer Figur machen, die ihm ähnlich ist. Dazu mag ich einfach diese Sturheit und Verbissenheit in ihren Grundcharakterzügen.

Literatopia: Warum hast Du für „Stollenbruch“ sowie „Feuerritter“ ursprünglich ein männliches (und englisch klingendes) Pseudonym gewählt?

weltenamulett band2Ann-Kathrin Karschnick: Es war ein „Feldversuch“. Als Frau kann man der einhelligen Meinung nach keine High Fantasy schreiben. Deswegen versuchte ich es mit einem männlichen Pseudonym, was tatsächlich gut lief. Aber inzwischen sage ich mir: Wer meine Bücher gerne liest, dem ist es egal, welcher Name auf dem Cover steht. ?

Literatopia: Du hast bereits bei verschiedenen Verlagen veröffentlicht und nicht immer gute Erfahrungen gemacht. Ist das Selfpublishing nun der richtige Weg für Dich? Oder könntest Du Dir auch wieder eine Zusammenarbeit mit einem Verlag vorstellen?

Ann-Kathrin Karschnick: Ich bin und bleibe Hybridautorin. Ich werde immer mit Verlagen zusammenarbeiten, weil ich einfach glaube, dass Verlage immer noch gut sind. Im Selfpublishing veröffentliche ich entweder Herzensprojekte, bei denen ich alles selbst bestimmen möchte oder aber luftig-leichte Romance, die ungern von Verlagen genommen wird, weil sie sich nur als ebook verkaufen.

Literatopia: Neben phantastischen Romanen verfasst Du alias Violet Thomas und Karyna Leon auch zeitgenössische Liebesgeschichten. Wie gut kommen diese im Vergleich zu Deinen phantastischen Werken an? Hast Du dabei andere Leser?

Ann-Kathrin Karschnick: Die Liebesromane werden tatsächlich mehr gelesen, weil es dort einfach mehr Leser gibt. Fantasy gilt immer noch als Schmuddelkram im übertragenen Sinne. Kaum jemand gibt gerne zu, dass er Fantasy gerne liest, weil es in Deutschland leider noch zu verschrien ist. In Amerika und auch Großbritannien ist es längst üblich, dass Fantasy zu den großen Literaturformen gehört, weil dort viel mehr zugelassen wird, aber hier eben nicht. Leider.

Ich habe beides. Sowohl Leser, die alles von mir lesen, egal, was ich schreibe, als auch streng getrennte Leser, die nur Violet Thomas oder nur Ann-Kathrin Karschnick lesen.

Literatopia: Was denkst Du – warum hat es die Phantastik in Deutschland so schwer? Nach ein paar Trends, vor allem im Jugendbuchbereich, bemerkt man aktuell ja leider einen deutlichen Rückgang des Interesses …

stollenbruchAnn-Kathrin Karschnick: Wie oben schon erwähnt, liegt es teilweise am Ruf, den die Phantastik in Deutschland hat. Die Verlage konzentrieren sich mehr auf Thriller, Krimis und Liebesromane, weil das vom Feuilleton anerkannt ist. Während Fantasy immer noch als Kinderlektüre gilt. Dass man aber in der Phantastik besonders viel Anklage an Gesellschaftsnormen oder den Umgang miteinander betreiben kann, wird nicht gesehen.

Deswegen bin ich auch PAN e.V. dankbar, die sich für die Phantastik in Deutschland einsetzen und das Genre aus ihrem völlig verkannten Ansehen herausführen.

Literatopia: Kannst Du uns einen kleinen Ausblick auf zukünftige Neuerscheinungen von Dir geben?

Ann-Kathrin Karschnick: Aber sicher doch. Im Nov/Dez 19 erscheint im Talawah Verlag ein Young Adult Buch mit dem Titel „House of Companions“.

Im Februar 2020 kommt meine Steampunk-Novellen-Reihe Rack als Hörbuch auf dem Markt. ?

Im Mai 2020 kommt eine Hörbuchserie bei Audible, an der ich aktuell mit 2 weiteren Autorinnen schreibe. Da darf ich aber leider noch nichts weiter zu verraten. ?

Im Sommer 2020 erscheint dann mein 3. Teil vom Weltenamulett mit dem Titel Weltenamulett – Gezeitenwinter.

Ebenfalls im Sommer 2020 kommt dann unter dem Pseudonym Violet Thomas ein Liebesroman im Genre Happy Tears bei Bastei Lübbe heraus. Den Titel und das Cover darf ich aber erst im November/Dezember verraten. ?

Literatopia: Herzlichen Dank für das schöne Interview!

Ann-Kathrin Karschnick: Vielen Dank für die schönen Fragen. ?


Autorenfoto: Copyright by Ann-Kathrin Karschnick

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Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.