Liv Modes (20.11.2019)

Interview mit Liv Modes

Literatopia: Hallo, Liv! In Kürze erscheint mit „Großstadtgefühle – Nächster Halt: Friedrichstraße“ die erste Anthologie der Berlin Authors und Du bist eine der Herausgeberinnen – worauf können sich die Leser freuen?

liv modes 2019Liv Modes: Hallo, Judith! In unserer Anthologie haben wir Texte gesammelt, die sich um Emotionen verschiedenster Arten drehen. Vom Ankommen und Loslassen, vom Trauern und Wütendsein, von kleinen Hoffnungsschimmern und der großen Lieben ist alles mit dabei.

Die Leser können sich also auf eine bunte Mischung aus alldem freuen, was das Leben und die Großstadt zu bieten haben :)

Literatopia: Wie war es für Dich, in die Rolle der Herausgeberin zu schlüpfen?

Liv Modes: Es hat unglaublich Spaß gemacht. Ich konnte viele neue Dinge lernen, die man aus der Autorinnensicht normalerweise gar nicht mitbekommt. Zum Beispiel, dass das Setzen von Texten echt anstrengend sein kann :D

Ich will nicht lügen – es ist auch verdammt anstrengend und viel Arbeit. Auf einmal muss man sich um alles selbst kümmern, vom Einhalten des Zeitplans über die Textarbeit bis hin zu rechtlichen Regelungen. Zum Glück gibt es neben mir noch drei weitere fantastische Herausgeberinnen, dadurch konnten wir die Arbeit gut unter uns aufteilen.

Literatopia: Wer sind die Berlin Authors und wie bist Du zu ihnen gestoßen?

Liv Modes: Die #BerlinAuthors sind ein Netzwerk für Berliner Autor*innen. Bei uns ist jede*r willkommen – unabhängig davon, in welchem Gerne man schreibt, wie (un)erfahren man ist und ob man veröffentlicht hat oder eben nicht. Wir wollen einfach Menschen zusammenbringen, die dieselbe Leidenschaft teilen und wir freuen uns immer über neue Gesichter.

Ich bin eine der Mitgründerinnen des Netzwerks. Tatsächlich ist dieses in der heutigen Form eher „aus Versehen“ entstanden. In der ersten Planungsphase der Anthologie dachten wir, es wäre ganz spannend, einen Stammtisch zu veranstalten, bei dem wir Berliner Autor*innen an einen Tisch holen und dabei auch auf unsere Ausschreibung aufmerksam machen können. Das hat sich dann als monatliche Veranstaltung etabliert. Später kamen noch monatliche Schreibtreffen und Workshops hinzu. Und auf einmal hatten wir ein Netzwerk :D

auf der anderen seite der sterneLiteratopia: In Deinem eBook „Auf der anderen Seite der Sterne“ verliebt sich Alex in seinen besten Freund Yanik. Wie bemerkt er, dass es plötzlich mehr ist als Freundschaft? Und sollte Yanik als bester Freund nicht bemerken, dass Alex innerlich aufgewühlt ist?

Liv Modes: Nach den Sommerferien stellt Alex fest, dass er sich nicht einfach nur freut, seinen besten Freund wiederzusehen. Sein Herz schlägt schneller, wenn er an Yanik denkt, und irgendwie ist da auch so ein seltsames Flattern in seinem Magen ;)

Bei ihm kommt dann alles zusammen. Nicht nur, dass er sich zum ersten Mal überhaupt richtig verliebt, sondern auch noch in einen Jungen, der – als wäre das nicht schon genug Gefühlswirrwarr – eben sein bester Freund ist, den er bei alldem natürlich nicht verlieren möchte. Sein erster Impuls ist deswegen, seine Gefühle zu verbergen, so gut er kann. Dazu kommt, dass Yanik durch eine Familienproblematik abgelenkt ist. Allerdings bekommt er mehr mit, als Alex glaubt …

Literatopia: Gibt es jemanden, dem sich Alex anvertrauen kann? Oder ist er ganz allein mit seinem Geheimnis?

Liv Modes: Alex hat ein gutes Verhältnis zu seiner Schwester Anita und Freunde, mit denen er immer über alles reden kann. Allerdings hat er zu viel Angst vor negativen Reaktionen, wenn er sich outen würde. Dabei ist eigentlich er selbst derjenige, der am meisten damit zu kämpfen hat, sich selbst so zu akzeptieren, wie er ist.

Literatopia: Was reizt Dich an Liebesgeschichten zwischen (jungen) Männern? Und was zeichnet eine mitreißende Lovestory für Dich aus?

Liv Modes: Mir geht es nicht explizit um Liebesgeschichten zwischen Männern, sondern um queere Liebesgeschichten im Allgemeinen. Diese sind aktuell noch sehr unterrepräsentiert auf dem deutschen Buchmarkt. Wenn, dann geht es meistens um Homosexualität (obwohl das nur ein Teil des Spektrums ist). Leider beinhaltet gerade die „Gay Romance“-Sparte viele stark sexualisierte Texte, die oft sogar negative Klischees bestärken. Da ich selbst Teil der LGBTQ+-Community bin, wünsche ich mir da mehr Authentizität und Feingefühl. Zum Glück verändert sich die Szene in der Hinsicht mittlerweile.

Dadurch kommen zunehmend Liebesgeschichten auf den Markt, die mich auch richtig mitreißen können, nachdem ich das Romance-Genre jahrelang gemieden habe wie der Teufel das Weihwasser. Für mich zeichnet sich eine gute Lovestory vor allem durch eine spannende und authentische Charakterentwickelt aus. Ich mag es, wenn eine Beziehung mit ihren Figuren wächst. Von Liebe auf den ersten Blick bin ich kein Fan.

anxo zwischen den sphaerenLiteratopia: 2017 ist Dein Roman „Anxo – Zwischen den Sphären“ beim Eisermann-Verlag erschienen. Zwischen welchen Sphären bewegt sich Dein Protagonist Jaime?

Liv Modes: Relativ am Anfang findet Jaime heraus, dass es neben der irdischen Sphäre – unserer Welt – unter anderem auch eine himmlische Sphäre gibt. Die hat leider absolut nichts mit Himmel, Engeln und Paradies zu tun, wie er schnell feststellen muss. Stattdessen gerät er in eine Situation, in der er sich am Ende entscheiden muss: Menschheit oder Natur? Moral oder Vernunft? Leben oder Tod?

Literatopia: Wovon handelt Deine Geschichte in der SF-Anthologie „Sternenflammen“? Und welche Geschichte Deiner Mit-Autor*innen hat Dir am besten gefallen?

Liv Modes: „Ein Brief aus tiefstem Herzen“ ist ein Brief, den eine außerirdische Lebensform an die Menschheit schreibt, nachdem sie bei einem heimlichen Besuch auf der Erde entsetzt festgestellt hat, wie schlecht die Menschen mit ihrem Heimatplaneten umgehen.

Mein Mit-Autor Henrik Sturmbluth trifft in seinem Text „Grüner Planet“ eine ähnliche Kernaussage wie ich, hat aber einen völlig anderen Ansatz, was ich sehr spannend zu lesen fand.

Literatopia: Wie bist Du eigentlich zum Schreiben gekommen?

Liv Modes: Durch ein gebrochenes Herz :D Als ich ungefähr zwölf Jahre war, war ich unglücklich verliebt. Dadurch habe ich angefangen, schlechte Gedichte und Kurzgeschichten zu schreiben. Wirklich, grottenschlecht. Ich entschuldige mich bei allen, die etwas davon zu Gesicht bekommen mussten!

Auf jeden Fall verging der Liebeskummer irgendwann und das Schreiben blieb. Zum Glück. Andersrum wäre schlimmer gewesen :D

Literatopia: Du liest gerne Bücher über Mythologie und die Verirrungen der menschlichen Psyche – was würdest Du unseren Lesern da empfehlen?

Liv Modes: Mythologisch unangefochten auf Platz 1 stehen für mich die Jugendbücher von Rick Riordan. Er hat einen unglaublich witzigen Schreibstil und interpretiert die verschiedenen Mythologien sehr originell.

Für die zweite Kategorie kann ich „Wicker King“ von Kayla Ancrum und „Die Attentäter“ von Antonia Michaelis empfehlen. Meine absolute Lieblingsreihe, die „All for the Game“-Bücher von Nora Sakavic, gibt es aktuell leider nur auf Englisch. Diese Bücher gehen an die Nieren – aber es lohnt sich!

sternenflammenLiteratopia: Woran arbeitest Du gerade? Kannst Du uns schon etwas über Deine nächste Veröffentlichung verraten?

Liv Modes: Im Moment arbeite ich an mehreren Projekten gleichzeitig. Eins davon ist ein Young Adult Roman mit lesbischer Liebesgeschichte, das andere ein Entwicklungsroman über eine Journalistin, die sich bei ihrer Recherche selbst verliert. Ich bin gespannt, wohin mich das noch führt.

Voraussichtlich im nächsten Frühjahr erscheint eine Kurzgeschichte von mir in der Anthologie der Autorengruppe „Nikas Erben“. Das Thema darf ich leider noch nicht verraten.

Was ich aber verraten darf, ist, dass im September 2020 mein nächster Kurzroman „Unser Leben wie Schneeflocken“ erscheinen wird (in dem sich auch eine kleine Frage beantwortet, die in „Auf der anderen Seite der Sterne“ offen bleibt ;))

Es geht um beste Freundinnen, zweite Chancen und den Zauber einer Winternacht. Merkt man sehr, dass ich das Friends-to-Lovers-Konzept mag? ^^

Literatopia: Ein bisschen merkt man es ;) - herzlichen Dank für das Interview!

Liv Modes: Vielen Dank für diese fantastischen Fragen!


Autorenfoto: Copyright by Liv Modes

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Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.