Die Dunklen Lande (Markus Heitz)

Verlag: Knaur (März 2019)
Taschenbuch: 560 Seiten; 16,99 €
ISBN-13: 978-3426226766

Genre: Mystery/ Horror/ Fantasy


Klappentext

Ein blutiger Krieg,
finstere Mächte und Magie
zwei mutige Frauen
stellen sich dem Bösen

1629. Der Dreißigjährige Krieg erschüttert Europa und tobt besonders gnadenlos in Deutschland. Die junge Abenteurerin Aenlin Kane reist in die neutrale Stadt Hamburg, um das Erbe ihres berühmten Vaters Solomon Kane zu finden. Dazu nimmt sie zusammen mit ihrer Freundin Tahmina, einer persischen Mystikerin, den folgenschweren Auftrag der West-Indischen Compagnie an: Eine zusammengewürfelte Söldnertruppe soll sich nach Bamberg durchschlagen und fünf Personen abholen, um sie sicher in die Hansestadt zu eskortieren. Was sie nicht wissen: Bamberg ist die Stadt grausamster Hexenprozesse. Und der Anführer der Truppe, Nicolas, verbirgt ein düsteres Geheimnis. Schon bald geht es für die Söldner nicht länger nur um den Auftrag, sondern um alles oder nichts. Um zu überleben, müssen Aenlin und Tahmina ihre Klingen mit der dämonischen Macht kreuzen, die die Wirren des Krieges zu ihrem Vorteil nutzen will.


Rezension

Aenlin Kane reist nach Hamburg, um das Erbe ihres Vaters anzutreten. Dies wird ihr allerdings erst ausgehändigt, wenn sie für die Verwalter ihres Erbes einen Auftrag übernimmt und so findet sie sich bald in Richtung Bamberg auf der Straße wieder. Dort soll sie fünf Frauen aus dem Gefängnis befreien, die alle der Hexerei angeklagt sind. Gemeinsam mit einem kleinen Trupp Söldner macht sie sich auf die Reise, nicht ahnend, dass ihr und ihren Begleitern der Feind bereits auf den Fersen ist. Und dann sind da auch noch die anderen Gefahren, wie Riesen, Nymphen und der geheimnisvolle Venezianer. Und auch Nicolas, der Anführer der Söldner, hat ein Geheimnis, welches gefährlich werden könnte.

Markus Heitz bietet hier einen wilden Mix bestehend aus Hexen, Mythen, Magie, Solomon Kanes Tochter und Hexen/ Priesterinnen aus Südamerika. Für manch einen mag das zu viel sein, wie er dies alles aber zusammenführt und miteinander wirken lässt, ist einfach gekonnt. Er verbindet viele verschiedene Dinge zu einem großen Ganzen, die auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen scheinen. Er gibt aber den Gegenspielern von Kane einen guten und nachvollziehbaren Grund ihre Heimat zu verlassen und stellt damit sein Geschichte auf ein festes Fundament, so dass innerhalb seiner Welt alles glaubwürdig bleibt und er vor allem nicht viel Zeit verschwenden muss, um Erklärungen abzuliefern, sondern genügend Zeit hat, um Horror und Spannung aufzubauen. Dies gelingt ihm wirklich gut und da er sowieso noch nie zimperlich war, wird es auch immer mal wieder richtig blutig. Die Dunklen Lande ist also nichts für zartbesaitete.
Ganz besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass Markus Heitz in diesem Roman sehr viele Mythen und Legenden aus dem deutschsprachigen Raum verarbeitet, die in den meisten Fantasybüchern leider zu kurz kommen, obwohl gerade hier noch ein großer Schatz darauf wartet gehoben zu werden. Riesen und Nymphen in Deutschland mögen auf den ersten Blick seltsam erscheinen, jedoch sind sie immer schon hier verankert gewesen, man denke nur an die Lorelei und Rübezahl. Selbst Zauberer und Schwarzmagier sind eigentlich nichts ungewöhnliches, siehe den Meister bei Krabat und Pumphut. Markus Heitz kann hier also aus dem Vollen schöpfen und tut dies auch mit einer sichtlichen Erzähllust. Der Spaß an der Geschichte ist zu spüren und ebenso, dass er die Geschichte für sich erzählt und nicht um zu gefallen, weswegen er keine Kompromisse eingeht. Seine Geschichte verläuft genauso, wie sie es muss und leider nicht so, wie es sich der Leser vielleicht wünscht, was auch den Tod einer Figur einschließt, die gerne in weiteren Abenteuern auftreten dürfte.
Die Charaktere werden insgesamt facettenreich gezeichnet, wirklich jeder hat hier sein kleines, schmutziges Geheimnis und Markus Heitz gestaltet diese Geheimnisse sehr interessant. Manche werden bis zum Schluss nicht aufgelöst. Natürlich gibt es auch klar böse Charaktere, die aber zum Glück nicht vollkommen platt sind und sich wie die anderen etwas entwickeln dürfen. Das Erzähltempo ist hoch, ohne gehetzt zu sein und Markus Heitz führt gewohnt sicher durch die Handlung, er kommt zu keinem Zeitpunkt ins Stocken und hält die Spannung die ganze Zeit oben. Fast atemlos verfolgt man die Abenteuer Aenlins und der Söldnergruppe und entdeckt dabei manch neues und vergessenes aus der Sagenwelt. Allein deswegen lohnt sich die Lektüre bereits.


Fazit

Markus Heitz schickt Solomon Kanes Tochter auf eine Reise in die Finsternis und die menschlichen Abgründe. Dies tut er gekonnt spannend und routiniert. Vor allem die Charaktere überzeugen bei diesem wilden Ritt durch den Dreißigjährigen Krieg. Gerne darf hiervon mehr kommen.


Pro & Contra

+ Fantasy und Horror vor dem Hintergrund des 30jährigen Krieges
+ viele Mythen und Legenden des Landes werden eingearbeitet
+ wilder Mix
+ Hommage an Solomon Kane

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


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Tags: historische Fantasy, Markus Heitz