Vanikoro (Patrick Prugne)

Verlag: Splitter-Verlag; (Oktober 2019)
Gebundene Ausgabe: 104 Seiten; 22 €
ISBN-13: 978-3962193140

Genre: Abenteuer/ Historik


Klappentext

Vanikoro
Wir hatten von West nach Ost die Weltmeere durchpflügt, hatten neue Karten angelegt, neue Länder erkundet...
Selbst die Engländer würden uns beneiden!
Doch plötzlich verdunkelte sich der Himmel...


Rezension

Im Jahr 1785 brechen die Fregatten Boussole und Astrolabe zu einer Expedition auf, die sie im Jahr 1788 in den Südpazifik führt. Dort geraten sie in einen schweren Sturm und vor der Insel Vanikoro kentern die beiden Schiffe. Nur vier Seeleute der Boussole überleben, die Astrolabe kommt besser weg. Erst nach ein paar Tagen sinkt sie auf dem Riff vor der unbekannten Insel. Direkt mit dem Betreten der Insel beginnt der Überlebenskampf der Seemänner. Gegen die Natur, gegen das Verhungern und auch gegen einen Teil der Ureinwohner, die nicht alle freundlich gesinnt sind. Die einzige Hoffnung der Überlebenden ist ein Schiff, welches sie beginnen zu bauen.

Patrick Prugnes Comics haben zumeist ein historisches Thema, welches häufig genug den meisten unbekannt sein dürfte. So erzählte er von Poulbot und den Straßenkindern von Montmartre oder von der Gründung Quebecs und wie die Franzosen die Indianer an sich banden. Generell hat er sich bisher sehr stark mit der Zeit der Besiedlung Amerikas von Europa aus und deren Folgen beschäftigt. Sein neuester Band führt ihn fort von Europa und Amerika in den Südpazifik. Dort sind vor über 200 Jahren die beiden Schiffe Boussole und Astrolabe der Expedition Lapérouse an der Küste der Insel Vanikoro gesunken. Was aus der Mannschaft wurde, ist bis heute unbekannt, es gibt lediglich Legenden der Einheimischen, die Hinweise auf ihr Schicksal geben. Diese waren der Ausgangspunkt für Patrick Prugnes Geschichte über die verlorene Expedition Lapérouse. Die Männer der Mannschaft, die von Patrick Prugne genannt werden, haben also wirklich existiert, ihre hier geschilderten Taten sind allerdings reine Spekulation.
Patrick Prugne erzählt hier ein mehr oder weniger typisches Entdeckerszenario, das er versucht wertfrei zu halten und indem er die Ureinwohner der Insel nicht als Wilde darstellt, sondern als Menschen mit einer anderen, unbekannten Kultur. Die Handlung von Vanikoro bietet im Prinzip nichts, was nicht schon mal da gewesen wäre. Die Männer treffen auf verschiedene Stämme, werden dezimiert, es gibt einen vergrabenen Schatz und sogar so etwas wie Piraten. Das erzählt Patrick Prugne allerdings richtig gut. Er beweist hier sein Gespür für Spannung und für den Wechsel zwischen Action und Emotionen. Seine Inszenierung der Geschichte lässt sie interessant werden und mit dem Ende vermag er einen sehr emotionalen Schlusspunkt zu setzen. Hier ist auch die einzige kleine Überraschung zu finden. Die Charaktere erfüllen innerhalb der Handlung ihre Rolle recht gut. Es hätte nur bei Handlung und Figuren noch ein bisschen mehr Mut sein dürfen, dann wäre Vanikoro erzählerisch sehr gut geworden, so ist der Comic von dieser Seite aus gesehen eben nur gut. Jedoch sind da noch die Zeichnungen, die Vanikoro dann mehr werden lassen.

Patrick Prugne ist einer der ganz großen Comiczeichner. Seine Aquarelle sind faszinierend. Er beherrscht es in Perfektion die Natur darzustellen. Da sitzt jedes Blatt am Baum genau an der richtigen Stelle, jedes Detail trägt zum Eindruck der Lebendigkeit der Natur bei. Der Leser betrachtet nicht einfach nur eine Zeichnung, sondern sie wird für ihn lebendig und er erlebt die Stimmung und die Geschichte mit. Neben Emmanuel Lepage dürfte er einer der besten Zeichner sein, wenn es darum geht die Wildheit des Meeres darzustellen. Ihm gelingen während des Kenterns der Schiffe beeindruckende Bilder und dies führt er bei den Szenen an Land fort. Die Geschichte mag zwar nicht besonders neu sein oder etwas neues zu sagen haben, aber jeglicher Mangel in dieser Hinsicht, wird durch die Zeichnungen Prugnes absolut ausgeglichen.

Wie bei seinen Comics gewohnt, ist bei Vanikoro ebenso ein umfangreicher Bonusteil enthalten, der Skizzen, Notizen, Anmerkungen und Entwürfe enthält und Einblick in die Arbeit Prugnes gewährt. Die Zeichnungen in diesem Teil laden bereits zum längeren Betrachten ein.


Fazit

Vanikoro ist ein weiteres visuelles Erlebnis aus der Feder von Patrick Prugnes. Die Geschichte um die Schiffbrüchigen der Expedition Lapérouse verpackt er in atemberaubende Bilder und lässt den Leser ein ums andere Mal staunend zurück.


Pro & Contra

+ fantastische Zeichnungen
+ umfangreiches Bonusmaterial
+ gut erzählt

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Patrick Prugne:

Rezension zu Die Straßenkinder von Montmartre
Rezension zu Irokesen
Rezension zu Tomahawk