Stranger Things Bd.2 – Sechs (Jody Houser, Edgar Salazar)

Verlag: Panini (Dezember 2019)
Softcover: 108 Seiten; 15 €
ISBN-13: 978-3741614316

Genre: Mystery


Klappentext

Ein neues Prequel zum Netflix-Hit

Das US-Städtchen Hawkins in den späten Siebzigern. Die junge Francine hat hellseherische Fähigkeiten, was ihr Leben allerdings nur schwieriger und schmerzhafter macht. Denn sowohl ihr Vater als auch Dr. Brenner im Hawkins National Laboratory verlangen wahre Wunder von Francine alias Testperson Sechs. Außerdem kommt sie mit der Dunkelheit in Berührung, die auf der anderen Seite lauert, woraufhin das unmenschliche Labor zu einem noch gefährlicheren Ort für Sechs wird …

Was geschah vor der ersten Staffel der Erfolgsserie Stranger Things? Das offizielle Comic-Prequel zum Netflix-Hit mit einer brandneuen Geschichte zur erfolgreichen Kultserie voller Horror und Mystery, geschrieben von Jody Houser (SUPERGIRL, DOCTOR WHO) und gezeichnet von Edgar Salazar (DEATHSTROKE, THE STRAIN).


Rezension

Francines Kindheit und Jugend verlaufen nicht gerade glücklich, insbesondere seitdem ihr Vater weiß, dass sie in die Zukunft sehen kann. Leider sind ihre Visionen nicht regelmäßig und absolut genau. Trotzdem schafft sie es, dass ihre Familie zu etwas Wohlstand kommen kann, in dem sie für einen Lottogewinn sorgt. Ihrem Vater ist dies nicht genug und er übt weiter Druck aus. Einziger Lichtblick für Francine ist der Nachbarsjunge Ricky. Er macht sie auf ein Regierungsprogramm aufmerksam und so landet sie im Hawkins National Laboratory. Aber auch da verläuft nicht alles glatt für Sechs, wie sie nun heißt. Sie und die anderen Kinder werden Experimenten unterzogen und diese fallen immer gefährlicher aus. Bis sie beschließt zu fliehen.

Beim ersten Band der Comcireihe zu Stranger Things hatte Jody Houser augenscheinlich relativ wenig Freiheiten. Die Geschichte war sehr stark mit der ersten Staffel verknüpft und sie musste sich an ein relativ enges Korsett halten, da viele Dinge passieren mussten. Trotzdem erzählte sie die Geschichte von Wills Aufenthalt im Upside Down spannend, teilweise überraschend und in einem gewissen Rahmen hatte sie etwas neues zu sagen und konnte es hinzufügen. Nun liegt ihr zweiter Band Sechs auf Deutsch vor und der spielt vor der Serie und bildet somit ein Prequel. Sie hätte also theoretisch viel mehr Freiheiten als bei ihrem ersten Beitrag. Tatsächlich aber stellt sich etwas als Problem heraus, was meist der Fall bei solchen Veröffentlichung ist: Das Korsett ist hier noch enger und Jody Houser hat praktisch keine Möglichkeiten ihre eigene Geschichte unabhängig von der Serie zu erzählen. Denn in diesem Band darf nichts passieren, das wirklich Auswirkungen auf die Handlung der Fernsehserie hätte und somit wird sie vieler Wege beraubt, die sie bei einer unabhängigen Geschichte gehen könnte. Da bot selbst der Vorgängerband mehr Freiheiten, da er im Upside Down spielte, welches in der Serie kaum gezeigt wird. Hier aber ist alles bekannt und darf nicht wesentlich verändert werden. So kann Jody Houser ihre Geschichte auch nur so weit im Serienuniversum verankern, dass Dr. Brenner einen größeren Auftritt hat und ansonsten Eleven einmal durchs Bild huschen darf. Ansonsten erzählt sie eine recht konventionelle Geschichte über Menschen, die als Testobjekte herhalten müssen und darunter leiden. Francine bekommt dann auch noch eine Hintergrundgeschichte verpasst, die möglichst tragisch ist. Innovativ ist hier eigentlich nichts und so richtig mitfiebern kann der Leser mit Sechs auch nicht, denn dafür ist sie zu sehr nach Schema F konzipiert. Irgendwie fehlt hier das letzte Quäntchen in allem, um Sechs so richtig packend zu machen. Dennoch erzählt Jody Houser in diesem Rahmen ihre Geschichte recht gut, es hätte halt nur viel interessanter und relevanter ausfallen können. So bleibt dieses Mal der fade Beigeschmack, dass der Comic hauptsächlich deswegen herausgegeben wurde, um Stranger Things und seinen Erfolg auszunutzen. Fans wird es vermutlich trotzdem gefallen und einen wirklich guten Verweis gibt es immerhin auch noch, indem Sechs Waffeln in einer Vision sieht. Damit ist zugleich die stärkste Verbindung zur Fernsehserie geknüpft.

Edgar Salazar ist kein schlechter Zeichner, er macht seine Sache sogar eigentlich recht gut. In seinem einfachen aber effektiven Stil fängt er das Wesentliche ein und vermag es Emotionen in den Gesichtern der Charaktere darzustellen, so dass der Leser immer weiß, woran er ist. Bei den Blickwinkeln und dem Rhythmus orientiert er sich sogar an der Fernsehserie. Allerdings gibt es ein aber und dies fällt nicht gerade klein aus. Edgar Salazar schafft es nicht eine bedrohliche oder gar eine Horroratmosphäre heraufzubeschwören. So weit es seine Zeichnungen betrifft, könnten Sechs´ Erlebnisse auch in einem normalen Kinderheim oder sonst wo stattfinden, und nicht in einer Regierungsanlage. Es fehlt das Subtile, die Bedrohlichkeit, die nur in den zwei Visionen von Sechs etwas zum Ausdruck kommen. Hier hätte er mehr ins Wagnis gehen müssen, denn wenn die Geschichte schon den Horror etwas vernachlässigt, dürfen es die Zeichnungen nicht. Dadurch wird die Geschichte etwas beliebig und wird nur durch das Auftauchen von bekannten Personen mit Stranger Things so wirklich verknüpft.


Fazit

Der erste Comic zu Stranger Things war ein Volltreffer. Jody Houser vereinte alles was die Serie ausmacht und erzählte spannend und überraschend. In Sechs ist dies leider nicht der Fall. Zu konventionell, zu ausrechenbar und zu wenig verknüpft mit der Serie, ist Sechs zwar kein kompletter Ausfall, aber für Serienfans eine Enttäuschung.


Pro & Contra

+ Waffeln!

- Zeichnungen schaffen keine Atmosphäre
- Handlung könnte auch an jeden anderen Ort spielen

Bewertung:

Charaktere: 3/5
Handlung: 3/5
Zeichnungen: 3,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5


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Rezension zu Stranger Things Bd.3
Rezension zu Stranger Things Bd.4
Rezension zu Stranger Things Bd.5
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Rezension zu Stranger Things – Der Rowdy
Rezension zu Stranger Things und Dungeons & Dragons
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