Verlag: Panini bH; (Februar 2020)
Softcover: 228 Seiten; 23 €
ISBN-13: 978-3741611988
Genre: Drama/ Superhelden
Klappentext
Von Helden und Menschen
Fotojournalist Phil Sheldon erlebt, wie Superhelden und Mutanten die Bühne der Weltgeschichte betreten: die Entstehung der Fackel, die frühen Auftritte der Avengers und der X-Men, die apokalyptische Ankunft des Weltenverschlingers Galactus sowie den Tod von Gwen Stacy im Kampf zwischen Spider-Man und dem Grünen Kobold. Durch Sheldons Kameralinse bekommen all diese Momente eine äußerst menschliche und realistische Perspektive...
Der preisgekrönte Klassiker von Kurt Busiek (AVENGERS, ASTRO CITY) und Alex Ross (ERDE X, KINGDOM COME) als Sammelband mit einem brandneuen 16-seitigen Epilog.
Rezension
Phil Sheldon ist ein Fotojournalist in New York, der dabei ist, als zum ersten Mal ein Superheld auf der Bildfläche erscheint. Die menschliche Fackel wird zum Auslöser fantastischer Ereignisse und Phil Sheldon ist fortan ganz dicht mit seiner Kamera dabei, wenn Superhelden und -schurken sich bekriegen oder andere Ereignisse in deren Welt stattfinden.
In der Welt der Superheldencomics gehen die Worte Klassiker und Meisterwerk meistens recht schnell von der Zunge. Bei Marvels von Kurt Busiek und Alex Ross ist Meisterwerk allerdings mehr als berechtigt. Was die beiden gemeinsam erschaffen haben, ist ein völlig neuer, atemberaubender Blick auf die Welt der Marvel-Superhelden, der den Leser auf eine wundersame Reise mitnimmt, wie selten ein Comic zuvor und dabei sind die beschriebenen Ereignisse den meisten hinlänglich bekannt.
Mit dem Fotojournalisten Phil Sheldon gibt Kurt Busiek dem Leser eine Identifikationsfigur, die kaum näher an ihm dran sein dürfte. Er ist kein Superheld mit übermenschlichen Kräften, kein Polizist oder sonst wie in der Superheldenwelt verortet. Phil Sheldon ist ein Außenstehender, ein normaler Mensch, der so wie alle anderen sein Leben lebt und mit den Schwierigkeiten des Alltags zurecht kommen muss. Der einzige Unterschied ist, dass er eben in New York lebt und so das Auftauchen und Wirken der Superhelden, wie Spider-Man, Daredevil und den Avengers hautnah miterlebt. Durch seine Augen und durch seine Fotolinse bekommt der Leser einen frischen Blick auf all die Superhelden und vor allem stellt Kurt Busiek die Folgen ihres Auftauchens für die Einwohner New Yorks dar. Ihre Ängste und auch ihre Hoffnungen kommen zum Ausdruck, wie es sonst nicht möglich wäre. Phil Sheldon erlebt den ersten Auftritt der Fackel ebenso mit, wie auch Gwen Stacys Tod und er durchläuft dabei verschiedene Phasen in seiner Einstellung gegenüber den Superhelden und den X-Men. Anfangs fasziniert, dann kritisch bis offen ablehnend, hin zu Verständnis und Bewunderung, woraus sich Hoffnungen speisen. Kurt Busiek verpackt all diese Emotionen in Marvels und hält den Menschen auf einer zweiten Ebene einen Spiegel vor, in Bezug auf ihr Verhalten gegenüber dem Unbekannten. Marvels ist mehr als nur eine Betrachtung der Superhelden aus der Sicht eines Reporters, er beschäftigt sich auf einer weiteren Ebene mit der Frage, wie die Menschen dem Fremden begegnen und genau dies macht Marvels zu einem unheimlich starken und teils wichtigen Comic. Und allein deswegen ist das Wort Meisterwerk im Falle von Marvels nicht vorschnell gewählt.
Alex Ross legt hier ein Meisterwerk der Comickunst vor. Der damals gerade einmal vierundzwanzigjährige zeigt hier ein künstlerisches Können, welches selten im Superheldengenre anzutreffen ist. Seine Gemälde, denn anders kann man seine Bilder nicht benennen, fangen immer den richtigen Augenblick ein. Es fühlt sich an, als ob er selbst dabei gewesen wäre. Und genau diesen Blickwinkel erzeugt er auch beim Leser. Beim Betrachten der Bilder hat man das Gefühl dabei zu sein. Alles erscheint realer und als wäre es wirklich geschehen und erzeugt die Illusion, man würde tatsächlich einen Blick durch eine Kamera auf die Geschehnisse werfen. Alex Ross´ Bilder sind gewaltig und beeindruckend und dennoch menschlich, da sie den „normalen“ Menschen in den Mittelpunkt stellen und ihm ein Gesicht geben. Das hier ist wirklich große Comickunst und wer glaubt, Comics könnten keine Kunst sein, sollten unbedingt hier einen Blick reinwerfen. Er wird schnell vom Gegenteil überzeugt sein. Bei Marvels wünscht man sich unweigerlich, er möge im Albenformat erscheinen und nicht im Standardpaperback, da die Bilder es einfach verdienen auf großen Seiten voll zur Geltung zu kommen.
Fazit
Marvels wird vollkommen zu Recht als Meisterwerk bezeichnet. Kurt Busiek und Alex Ross überzeugen jeder auf seinen Gebiet auf der ganzen Linie. Schon jetzt dürfte feststehen, dass dieses Jahr keine bessere Veröffentlichung aus dem Hause Marvel kommen dürfte. Denn Handlung und Zeichnungen sind hier einfach perfekt.
Pro & Contra
+ neuer Ansatz
+ gibt den „normalen“ Menschen ein Gesicht
+ vielfältige Themen
+ atemberaubende Zeichnungen
+ neuer Epilog
+ setzt nicht auf Action, sondern auf Inhalt
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Kurt Busiek:
Rezension zu The Marvels Bd.1
Rezension zu Batman – Kreatur der Nacht
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Alex Ross:
Rezension zu Superman – Friede auf Erden
Rezension zu Fantastic Four – Tödlicher Kreislauf