The Rage of Dragons (Evan Winter)

Verlag: Orbit (Juli 2019)
Hardcover
544 Seiten, 21,65 EUR
ISBN: 978-0356512945

Genre: High Fantasy


Klappentext

The Omehi people have been fighting an unwinnable fight for almost two hundred years. Their society has been built around war and only war. The lucky ones are born gifted. One in every two thousand women has the power to call down dragons. One in every hundred men is able to magically transform himself into a bigger, stronger, faster killing machine.

Everyone else is fodder, destined to fight and die in the endless war. Young, gift-less Tau knows all this, but he has a plan of escape. He's going to get himself injured, get out early, and settle down to marriage, children, and land. Only, he doesn't get the chance. Those closest to him are brutally murdered, and his grief swiftly turns to anger. Fixated on revenge, Tau dedicates himself to an unthinkable path. He'll become the greatest swordsman to ever live, a man willing to die a hundred thousand times for the chance to kill the three who betrayed him.


Rezension

„The Rage of Dragons“ beginnt mit einem Prolog, in welchem wir Menschen mit magischen Fähigkeiten gegen die indigene Bevölkerung der Inseln kämpfen sehen, auf die sie vor mysteriösen Feinden geflohen sind. 200 Jahre später geht der Kampf weiter. Tau, ein talentierter, aber unenthusiastischer Schwertkämpfer, muss sich zum ersten Mal außerhalb des Trainings gegen Feinde wehren und begreift, dass er nicht kämpfen und töten will. Kurz darauf ist er damit konfrontiert, wie viel sich die „Nobles“ im Vergleich zu den „Commons“ herausnehmen können. Sein Aufbegehren gegen eine streng in Klassen unterteilte Gesellschaft, in der der Wert eines Menschen von seinem Talent fürs Töten abhängt, macht den jungen Mann vage sympathisch. Darüber hinaus gewinnen aber weder er noch Zuri, die junge Frau, für die er schwärmt, wirklich an Profil.

Im ersten Fünftel kann „The Rage of Dragons“ daher nicht mitreißen, bis ein furchtbares Unrecht allen Plänen Taus einen Strich durch die Rechnung macht: Nun schwört er sich, doch die Ausbildung zum Krieger zu durchlaufen – mit dem einzigen Ziel, Rache an den „Nobles“ zu nehmen, die ihm einen schmerzhaften Verlust zugefügt haben. Damit erhält die Handlung eine klare Richtung, die ihr zuvor fehlte. Es gelingt Tau, es in eine einmalige Einheit von „Commons“ zu schaffen, die neuartige Trainings- und Kampfmethoden testet. Alles im Namen des Ziels, sich in dem endlosen Krieg zwischen Omehi und Hedeni zu behaupten – oder zumindest die scheinbar unabwendbare Niederlage hinauszuzögern.

Tatsächlich fühlt es sich ein wenig so an, als sei nicht nur ein Angehöriger Taus gestorben, sondern auch ein Teil von Tau selbst. Sein verbissenes Bemühen, ein Kämpfer zu werden, der es mit den physisch leistungsfähigeren und teils durch Magie gestärkten Nobles aufnehmen und Rache üben kann, lässt keinen Platz für andere Interessen. Er muss erst wieder lernen, mit anderen Menschen und Ambivalenzen umzugehen, und macht auf diesem Gebiet erst spät im Buch zaghafte Fortschritte. Er ist bereit, seine physische und geistige Gesundheit zu riskieren, um seine Feinde konfrontieren zu können. Was er dann später auch, theatralische Sprüche auf den Lippen, tut. Er ist eine tragische, manchmal sympathische, aber doch sehr einseitige Figur. Die spannendste ihn betreffende Frage ist, wieviel irreversiblen Schaden er sich selbst mit seinem Rachefeldzug zufügen wird. Seine Entschlossenheit macht ihn jedoch zu einem Menschen, der Ereignisse anstößt und immer im Zentrum des Geschehens ist. Impulsiv und von rachsüchtigem Zorn erfüllt lässt er sich immer wieder auf Kämpfe ein, für die er nicht bereit oder für die gerade nicht der richtige Zeitpunkt ist. Dass er in solchen Situationen zwar oft gerettet wird, aber trotzdem einen Preis für seine Unbedachtheit zahlt, versöhnt damit.

Von Zuri, die er gelegentlich wiedersieht, lernt er mehr über die originelle Magie seiner Welt. Magierinnen können Menschen in ein düsteres Dämonenreich ziehen, bestimmte „Nobles“ zu tödlichen Kolossen heranwachsen lassen oder „Guardians“ – Drachen – herbeirufen. Die Magie der Omehi ist zu denen, die sie wirken, kaum weniger brutal als zu ihren Opfern. Langsam tröpfeln auch weitere Informationen herein – Informationen, die Taus Rachefeldzug in einen größeren Kontext einordnen und plötzlich weniger bedeutend erscheinen lassen. Zum Ende des Buches hin kündigen sich spannende Veränderungen und eine neue, unerwartete Rolle für Tau an. Die Frage, wie er diese ausfüllen wird, macht mich neugierig auf die nächsten Bände. Ein wenig liest sich das Buch wie ein eine Antwort auf die (mittlerweile zurückgehende) Tendenz, dass es im Fantasy-Genre viel um Auserwählten-Status, angeborene Magie und ererbte Privilegien geht. Tau hat nichts davon, aber stellt unter Beweis, dass seine schiere Entschlossenheit mindestens genauso viel wert ist – und fordert ein System heraus, das Personen wie ihn wie Menschen zweiter Klasse behandelt.

„The Rage of Dragons“ überzeugt mit seinem ungewöhnlichen, afrikanisch inspirierten Setting, einem originellen Magiesystem und den zahllosen darin angelegten Konflikten. Der zentrale Gegenspieler sind weder Taus Feinde noch die Hedeni, sondern die streng unterteilte, in einem ewigen Krieg (in dem sie nicht gerade die sympathischere Partei sind) gefangene Gesellschaft der Omehi. Allerdings muss Tau für den Großteil des Buches nach deren Regeln spielen, was zusammen mit seiner persönliche Motivation vor allem eines bedeutet: Kämpfe über Kämpfe. Übungskämpfe, Duelle und Feldschlachten … Wenn die Figuren gerade keinen Kampf ausfechten, denken sie über den nächsten Kampf nach oder erholen sich von den Folgen des letzten. Dadurch kam bei mir schließlich ein gewisser Überdruss auf (ich kann mir aber gut vorstellen, dass andere genau diesen Aspekt zu schätzen wissen werden).

Der Roman ist Evan Winters Debüt und liest sich dafür sehr flüssig. Informationen über den Weltenbau sind elegant eingeflochten. Meine einzige große Beschwerde über den Schreibstil ist der Fakt, dass Tau sich bevorzugt mit edgy-pathetischen Worten auf den Lippen in den Kampf wirft, die klingen, als glaubte er sich in seinem eigenen Filmtrailer.


Fazit

„The Rage of Dragons“ präsentiert Lesenden ein ungewöhnliches, afrikanisch (Xhosa) inspiriertes Setting, ein originelles Magiesystem und einen Protagonisten, dessen Wut ihn durch einen brutalen Kampf nach dem anderen trägt. Mir persönlich war er zu sehr auf ein einziges Ziel fixiert und irgendwann habe ich mich nach einem nicht mit Schwertern ausgetragenen Konflikt gesehnt, aber das Buch bietet dennoch ein spannendes Leseerlebnis mit einem Ende, das gespannt auf die nächsten Bände macht, ohne ein aufdringlicher Cliffhanger zu sein.


Pro und Contra

+ afrikanisch inspiriertes Setting
+ Protagonist erarbeitet sich alles
+ spannendes Magiesystem
+ spannungsreiche und brutale Actionszenen
+ Enthüllungen am Ende versprechen spannende Entwicklungen in der Zukunft

o sehr actionlastig

- einseitiger Protagonist

Wertung

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis-Leistung: 3,5/5

Tags: Ethno-Fantasy, Magie