Ace (2015)
Taschenbuch
400 Seiten, 7,50 EUR
ISBN: 978-0425268797
Genre: Fantasy
Diese Rezension erschien 2015 auf dem nun gelöschten Blog „Cygnus Reviews“
Klappentext
For all her reign the Red Queen has fought the long war, contested in secret, against the powers that stand behind nations, for higher stakes than land or gold. Her greatest weapon is The Silent Sister—unseen by most and unspoken of by all.
The Red Queen’s grandson, Prince Jalan Kendeth—drinker, gambler, seducer of women—is one who can see The Silent Sister. Content with his role as a minor royal, Jal pretends that the hideous crone is not there. But war with the undead is coming, and the Red Queen has called on her family to defend the realm. Jal thinks that nothing that will affect him. He's wrong...
After escaping a death trap set by the Silent Sister, Jal finds his fate magically intertwined with a fierce Norse warrior. As the two undertake a journey to undo the spell, encountering grave dangers, willing women, and an upstart prince named Jorg Ancrath along the way, Jalan gradually catches a glimmer of the truth: he and the Norseman are but pieces in a game—and the Red Queen controls the board.
Rezension
„Prince of Fools“ spielt in einer Zukunft, in der die menschliche Zivilisation wieder ins Mittelalter zurückgefallen ist. So ist das „Broken Empire“ entstanden, in dem zahlreiche Kleinkönige einander bekriegen, teilweise unterstützt von der rätselhaften, unheimlichen Magie ihrer Welt. Jalan, Nummer 10 in der Thronfolge der „Red March“ ist nicht besonders interessiert an seiner Verantwortung. Gerüchten über den Toten König, der im Westen seine Armeen sammelt und auf der Suche nach einem mythischen Artefakt ist, schenkt er keine Beachtung – er hat drängendere Probleme, schuldet er doch einem der gefährlicheren Männer der Stadt jede Menge Geld. Doch dann bindet ihn ein Fluch an den Wikinger Snorri und so ist Jalan gezwungen, ihn auf einer Rachemission zu begleiten, die ihn hoch in den Norden führt. Unterwegs erfahren sie mehr über den Fluch, mehr über den Toten König und seine Armeen aus lebenden Toten und die mächtigen Magier, die hinter den Königen des Broken Empire stehen, und ein undurchsichtiges Spiel spielen.
Wie bereits in „Prince of Thorns“ stellt Lawrence einen Antihelden ins Zentrum seiner Erzählung. Doch Jalan könnte nicht weiter von Jorgs Entschlossenheit und Ehrgeiz entfernt sein. Während Jord der Welt kurzerhand die Form gibt, in der er sie haben will, wird Jalan permanent von den Ereignissen überrollt. Alles, wovon er träumt, ist ein banales Leben in Luxus, möglichst frei von Gefahren – letzteres ist besonders wichtig, denn Jalan bekennt sich offen zu seiner Feigheit. Ein Großteil seiner Gedanken kreist darum, wie er unangenehmen Problemen entkommen kann, aber er doziert auch gerne über die Theorie der Feigheit. Jalans Panik angesichts von Menschen mit scharfen Waffen und übernatürlichen Schreckgestalten ist nur zu nachvollziehbar. Seine Prioritätenliste, die mit seinem eigenen Wohlergehen beginnt und aufhört, weniger. Auch seine bewusste Blindheit gegenüber allem, was nicht direkt mit ihm zu tun hat oder auch nur entfernt unangenehm ist, strapaziert gelegentlich die Geduld der Lesenden.
Trotzdem ist Jalan eine Figur, mit der man gerne über 400 Seiten begleitet, eine Figur mit einer eigenen, prägnanten Stimme und Gedanken, die man gerne nachvollzieht. Gerade die Eigenschaften, die Jalan eigentlich die Sympathie Lesender kosten müssten – Egoismus, Verantwortungslosigkeit und kleinliche Rachsucht – machen ihn, weil sie so konsequent und gelungen dargestellt sind, überzeugend. Außerdem werden ihm im Laufe des Buches gewaltsam die Augen für alles geöffnet, was er bisher ignoriert hat und er gewinnt an Reife, bleibt dabei aber auch sehr er selbst.
Sein Begleiter Snorri erscheint zunächst wie das Klischee des Wikingers: Ein starker, unrealistisch guter Kämpfer, besessen von seinem Ziel und der Idee eines sagawürdigen Todes. Aber er ist auch ein kluger, gebildeter Mann und begabter Geschichtenerzähler und die geschickt in Jalans…. nun ja, jalanzentriertes Narrativ eingewobenen Stellen, in denen er von seiner Familie erzählt, leisten, wozu Jalan am Anfang des Buches noch nicht fähig ist: Einem den Eindruck eines von Verlust und Rachsucht getriebenen, zutiefst verzweifelten Mannes zu vermitteln, einer realen Person mit einer realen Biographie. Auch viele der Figuren, die nur kurz auftauchen, sind präzise gezeichnet.
Zuerst wirkt die Grundidee von „Prince of Fools“ ein wenig zu vertraut: Der Held wider Willen und sein klassisch-heroischer Begleiter sind auf einer Quest, von der mehr abhängt, als sie zunächst ahnen. Unterwegs kämpfen gegen Untote und Verfolger, die von einer Art dunklem Herrscher ausgeschickt werden, welcher eine schattenhafte, bösartige Figur in der Distanz bleibt. Doch im Verlauf des Buches kommen immer mehr neue Ideen, immer mehr faszinierende Figuren oder Enthüllungen über die Hauptfigur hinzu und entfaltet der schöne Schreibstil seine ganze Wirkung. Irgendwie ist es Lawrence gelungen, Atmosphäre und Spannung, Reflektion und Humor in seinem Roman zu einem vielseitigen, stimmigen Ganzen zu verbinden. Die düstere, brutale Welt, in der „Prince of Fools“ spielt, ist eindringlich und ohne Beschönigungen beschrieben, Jalans Bemerkungen sind entweder ebenso bösartig wie treffend oder aber amüsant, weil sie eher ihn als das Ziel seine Spotts charakterisieren.
Fazit
„Prince of Fools“, der erste Roman in der „Red Queens War“-Trilogie wird aus der Perspektive eines ungewöhnlichen Protagonisten erzählt und hält gekonnt die Balance zwischen Düsternis und Humor.
Pro und Contra
+ Jalans Erzählstimme
+ Humor
+ originelle, atmosphärische Welt
+ Snorris Erzählungen
o ganz anders als die „Broken Empire“-Trilogie
- Jalan ist stellenweise ebenso nervig, wie er unterhaltsam ist, und oft eher Spielball der Ereignisse
Wertung:
Handlung: 3,5/5
Figuren: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis-Leistung: 4/5
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