Verlag: Splitter-Verlag; (Januar 2020)
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten; 16 €
ISBN-13: 978-3962193898
Genre: Fantasy
Klappentext
1909...
Von Marseille
bis Manosque
ist der Hof des verbannten Königs
im Bergriff,
den geheimen Krieg
gegen Azur
zu gewinnen.
Der einzige Schutz: Aristophania Bolt.
Die einzige Hoffnung: Drei Waisen aus dem Pariser Armenviertel.
Rezension
Clément Francourt lebt mit seiner Familie in Armut. Tagsüber arbeitet er in einer Fabrik, aber nachts sucht er die Morgenrotquelle. Denn in Wirklichkeit ist er Ritter Arlin Stagaart und der Königin von Azur treu ergeben. Sie braucht das Morgenrot, um den Verbannten König zu besiegen. Nur fehlt ihr mittlerweile die Hoffnung und sie lässt Arlin durch die Gräfin Aristophania ausrichten, nach Hause zu kommen. Arlin weigert sich, aber es ist zu spät, ein Diener des Verbannten Königs taucht auf und tötet Arlin. Zurück bleibt seine Familie, um die sich Aristophania insofern kümmert, dass sie sie warnt und ihnen ihre Hilfe anbietet. Wenn sie in großer Not sind, sollen sie einen Würfel in klares Wasser werfen und sie erscheint.
Jahre später ist es so weit. Die Familie gerät in noch größere Bedrängnis. Die Mutter der drei Kinder Calixte, Basile und Victor kommt ins Gefängnis und fortan sind sie auf sich allein gestellt und der Verbannte König ist hinter ihnen her. In ihrer Not rufen sie Aristophania, die ihnen zur Hilfe eilt.
Xavier Dorison ist einer der besten und bekanntesten Autoren im Bereich des Comics. Von ihm stammen unter anderem Das dritte Testament, Long John Silver und Undertaker. Dabei bewegt er sich in allen Genres und scheint sich überall wohlzufühlen. Mit Aristophania erscheint nun seine neue Zusammenarbeit mit dem Zeichner Joel Panotte mit dem er bereits Der Waffenmeister schuf. Die Erwartungen an dieses Duo sind dementsprechend hoch.
Das Coverbild ruft sofort Assoziationen zu Mary Poppins hervor und zeigt gleichzeitig an, dass Aristophania vielleicht daran erinnern mag, aber deutlich düsterer ausfällt. Denn wo Mary Poppins mit ihrem Schirm zu Boden schwebt, kommt Aristophania mit ihrem Stock fest in den Händen kampfbereit auf die Erde.
Bereits auf den ersten Seiten macht Dorison klar, dass er keine Heile Welt-Geschichte erzählen will. Er erzählt die fiesere und gemeinere Geschichte, die genauso hinter Mary Poppins stecken könnte. Aristophania macht von Anfang an keine Gefangenen. Das Reich Azur beginnt düster und setzt sich zunächst so fort. Xavier Dorison zeigt die Armut der Arbeiter in den Fabriken um die Jahrhundertwende und wie wenig Hoffnung an solchen Orten existiert und gerade wenn der Leser denkt, es wendet sich für die Geschwister alles zum Guten, holt er zu einem weiteren Schlag aus. Dies baut Xavier Dorison alles langsam aber sicher auf. Die Spannung steigt immer weiter an und als Leser weiß man genauso wenig wie Basile und seine Geschwister ob überhaupt jemand vertrauenswürdig ist. Damit dies so gut funktioniert, braucht es starke Charaktere und die hat Aristophania en masse zu bieten. Abgesehen von der Gräfin selbst ist es vor allem Calixte, die hier besonders deutlich hervorsticht und vielleicht die größte Entwicklung durchmacht. Sie beweist eine Stärke, die ihre Brüder noch nicht besitzen. Xavier Dorison lässt sie einen wichtigen Teil in der Handlung übernehmen, vernachlässigt jedoch trotzdem ihre Brüder nicht, die ebenfalls einiges zu tun haben.
Nach und nach öffnet Xavier Dorison eine Tür in das Reich Azur und lässt den Leser etwas dahinter schauen, gerade genug, um ihn neugierig zu machen, was wirklich hinter dieser Tür ist und was noch alles passieren mag. Das Reich Azur ist ein Auftaktband, der nicht nur neugierig macht, sondern bei dem es schwerfallen wird auf die Fortsetzung zu warten.
Joel Parnotte verleiht seinen Charakteren genau die Facetten, die sie benötigen. Der Diener des Verbannten Königs erscheint rau und ungehobelt und so wie sein Inneres einen abstößt, so ist auch sein Äußeres gestaltet. Er ist eine zerstörerische Naturgewalt und das ist ihm anzusehen. Aristophania hingegen wirkt auf den ersten Blick zerbrechlich, bei einem genaueren zweiten Hinsehen tritt ihre innere Stärke und Macht hervor. Parnotte fängt ihr Wesen perfekt ein, dass sie irgendwo zwischen Kindermädchen, Großmutter und mächtiger Zauberin verankert. Auch ansonsten hat er optisch viel zu bieten. Interessante Perspektiven und ein kreativer Umgang mit dem Bildaufbau machen Aristophania graphisch interessant. Und die Farben setzt er geschickt ein, um die entsprechenden Stimmungen zu erzeugen, die für Aristophania ebenso wichtig sind, wie die Geschichte selbst.
Fazit
Die düstere Version von Mary Poppins von Xavier Dorison und Joel Parnotte ist eine Reise zu den dunklen Abgründen der Phantasie. Die alte Gräfin und ihre Schützlinge überzeugen von der ersten Seite an und entführen den Leser in eine Welt neben der unsrigen, die zugleich schöner und gefährlicher ist.
Pro & Contra
+ spannend und mystisch
+ viele Fragen und Rätsel
+ verknüpft mit Legenden
+ Aristophania ist eine starke Persönlichkeit
Bewegung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
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