Bibliothek der Comic-Klassiker: Hägar der Schreckliche (Dik Browne)

Verlag: Carlsen; (Januar 2020)
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten; 35 €
ISBN-13: 978-3551029126

Genre: Humor


Klappentext

„Es gibt nur eine Sache auf der Welt, bei der ich mir absolut sicher bin. Die Welt ist flach!
Glaube ich.“

Erzittere, oh Menschheit! Hägar der Schreckliche, „Held von hundert Kriegen“, segelt mit seinen Männern kreuz und quer durch die Weltgeschichte, um Stadt und Burg zu plündern … Wenn die Menschheit den liebenswerten Wikinger denn nur ernst nähme!
Pleiten, Pech und Pannen beuteln den Möchtegerneroberer ebenso regelmäßig wie Eskapaden seines Ersten Offiziers Sven Glückspilz, dessen Namen ihm alle Unehre macht. Und mag die Welt dann doch einmal erzittern, daheim hat die Gattin Helga die Hosen an. Tochter Honi will sich partout nicht unter die Haube bringen lassen und Sohn Hamlet rauft nicht etwa, er liest Bücher!
Aber ein echter Wikinger lässt sich nicht unterkriegen, und so sieht Hägar immer auch die Sonnenseiten des finsteren Mittelalters!


Rezension

- Du wurdest nicht geboren …
- du wurdest gebraut!

Der Carlsen Verlag nimmt sich der Comic-Klassiker an. Und wir sprechen hier nicht von Micky Mouse, Tim und Struppi, Lucky Luke oder Asterix, sondern von Comics, die entweder in Vergessenheit geraten sind, oder gerade in Deutschland nicht verlegt werden oder sonst irgendwie aus dem Fokus der Öffentlichkeit geraten sind. Dazu gehört der auf Spinat versessene Matrose Popeye, Hal Fosters Prinz Eisenherz, den viele Comicsammler vermutlich in- und auswendig kennen und Dik Brownes Schöpfung Hägar der Schreckliche. Es mag auf den ersten Blick verwundern, dass auch er in dieser Reihe aufgenommen wurde, aber er ist nun mal ein absoluter Klassiker bei den Comicstrips. Und auch wenn er täglich in Tageszeitungen erscheint, ist seit 2016 kein Band seiner Gesamtausgabe mehr in Deutschland erschienen.
Außerdem dürften sich nur sehr wenige noch an seine Anfänge erinnern, diese liegen immerhin fast fünfzig Jahre zurück. Deswegen hat Hägar es mehr als verdient, einen Platz bei der Klassikerreihe von Carlsen zu bekommen. Und Carlsen lässt bei der Gestaltung dieses Bandes nichts zu wünschen übrig. Das stabile Hardcover kommt in einem Schuber daher, der schick anzusehen ist. Schlägt man den Band auf, fällt der Blick zunächst auf ganzseitige Illustrationen von Hägar, die aus verschiedenen Comicstrips stammen, aber einfach perfekt auf das Folgende einstimmen.

- Mir ist kalt!
- Ach, hör auf zu meckern! Was willst du machen, wenn der Winter kommt?

- Wenn du Besuch kriegst, solltest du etwas zu trinken besorgen.
- Mach ich. Wir segeln nach Schottland...
- Vergiss nicht das Eis!
- … mit ´nem Abstecher zum Nordpol!!

Gedruckt wurde auf festes, raues und nicht glänzendes Papier, wodurch Dik Brownes Zeichnungen ideal zur Geltung kommen. Es ist im Übrigen erstaunlich, dass er praktisch von Beginn an seine Figuren vollkommen in Griff hat und sie sich im Weiteren nicht mehr groß verändern. Ganz anders als bei Garfield zum Beispiel, der erst einige Zeit brauchte, um zu dem Kater zu werden, den heute jeder kennt. Hägar hingegen hat bereits schnell alle seine Merkmale und auch Helga, Honi, Hamlet, Sven Glückspilz und Dr. Zook sind sehr schnell zeichnerisch dort, wo sie auch heute noch sind. Gravierende Änderungen im Aussehen oder im Stil gibt es da nicht mehr.

- Wenn du deine Ansprüche nicht runterschraubst, wirst du niemals heiraten!
- Ach Mama!
- Wäre ich so wählerisch gewesen, gäb´s dich heute nicht!

Die enthaltenen Comicstrips sind aus den Jahren 1973 bis 1975 plus einige Sonntagsseiten, die immer deutlich mehr Panels haben als die eines Wochentages und aus den Jahren 1973 bis 1978 stammen.
Inhaltlich geht es bei Hägar trotz des finsteren Mittelalters natürlich um ganz moderne Themen. Er muss Beruf und Familie unter einen Hut bekommen, hat unfähige Mitarbeiter, der Steuereintreiber sitzt ihm im Nacken und hin und wieder steht ein Arztbesuch an. Ganz zu schweigen von schwierigen Nachbarn und unwilligen Geschäftspartnern. In den Comicstrips schlägt sich das z.B. in Sven Glückspilz Kochkünsten und Navigationsfähigkeiten nieder oder wenn Helga ihn bittet den Müll mit rauszunehmen, wenn er zu seinem nächsten Raubzug aufbricht. All dies wird urkomisch und pointiert von Dik Browne präsentiert. Er kann immer wieder seinen Themen neue Facetten abgewinnen und sorgt beim Leser für mächtig gute Laune.

- Hören sie! Ich bin zwar Arzt, aber meine Möglichkeiten sind begrenzt. Sie müssen schon mithelfen!
- Okay Doc... Was soll ich machen?
- Hören sie auf zu bluten.

Mit Hägar der Schreckliche hat Dik Browne einen wahren Klassiker des Humors geschaffen, der seit seinem Tod von seinem Sohn Chris fortgesetzt wird. Somit ist ein Ende für Hägar nicht abzusehen. Lutz Göllner zollt den beiden Künstlern in seinem Nachwort ausgiebig Tribut und vergisst auch nicht zu erwähnen, dass die beiden Schöpfer ihrer Schöpfung mit der Zeit immer ähnlicher wurden und werden.


Fazit

Die Bibliothek der Comic-Klassiker startet mit einem echten Schwergewicht des Humors. Hägar der Schreckliche ist nach wie vor einer der besten Comicstrips aus dem Bereich des Humors. Diese Edition wird ihm wirklich gerecht und bringt ihn voll zur Geltung. Die ausgewählten Jahre sind perfekt gewählt, schließlich ist es schwer, sie heute noch in gedruckter Form zu bekommen und lesen zu können.


Pro & Contra

+ sehr schöne Gestaltung
+ stabiles Hardcover
+ Humor ist großartig
+ bereits früh hat er seine endgültige Form gefunden
+ mehr als angemessener Preis

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4/5
Humor: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Hägar der Schreckliche:

Rezension zu Hägar der Schreckliche Gesamtausgabe Bd.1
Rezension zu Hägar der Schreckliche Gesamtausgabe Bd.2
Rezension zu Hägar der Schreckliche Gesamtausgabe Bd.3

Literatopia-Links zu weiteren Titeln der Bibliothek der Comic-Klassiker:

Rezension zu Prinz Eisenherz
Rezension zu Mafalda
Rezension zu Popeye
Rezension zu Nick Knatterton
Rezension zu Fix und Foxi