Spirou & Fantasio Gesamtausgabe Bd.12: 1980 - 1983 (Nic Broca, Raoul Cauvin)

Verlag: Carlsen; (Januar 2020)
Gebundene Ausgabe: 224 Seiten; 30 €
ISBN-13: 978-3551716323

Genre: Humor/ Abenteuer


Klappentext

Die Gesamtausgabe eines der großen Werke des frankobelgischen Comics

In der Nachfolge von Jean-Claude Fournier war es an Autor Raoul Cauvin und Zeichner Nic Broca, ihre Interpretation des berühmtesten Hotelpagen der Comicgeschichte zu präsentieren. Sie schufen drei Abenteuer, die ganz im Zeichen der Wissenschaft und revolutionärer Erfindungen standen. Zusammengehalten wurden ihre Geschichten durch ein Trio neuer Figuren: Die Schurken Jefferson, Boris und Karl, die Spirou und Fantasio ein ums andere Mal das Leben schwer machen.


Rezension

Nach dem unwürdigen Abschied Jean-Claude Fourniers, der bereits an einem neuen Abenteuer Spirous gearbeitet hatte, ließen die Turbulenzen rund um Spirou & Fantasio nicht nach. Die Verantwortlichen des Verlages Dupuis waren sich nicht einig, wer die Serie übernehmen sollte. Einer der Favoriten als Zeichner war Nic Broca, der aus dem Zeichentrickfilm kam und dementsprechend eine andere Herangehensweise hatte, wie ein Comiczeichner. Ihm wurde schließlich Raoul Cauvin als Autor zur Seite gestellt. Aber ihre Arbeit stand unter keinem guten Stern. Zeitgleich mit ihnen durften auch Tome und Janry ihren Spirou beginnen und die beiden hatten einen riesigen Vorteil: Sie durften das gesamte bekannte Personal verwenden, während Broca und Cauvin dies versagt blieb. Deswegen fehlen bei ihnen so gut wie alle bekannten Elemente und im Nachhinein wirkt es so, als ob sie nur eine Übergangslösung sein sollten, damit Tome und Janry ohne Schwierigkeiten und Vorurteile von den Fans übernehmen konnten. Ein fader Beigeschmack, der auch dazu geführt hat, dass die drei vorliegenden Abenteuer von Broca und Cauvin häufig als Tiefpunkte der gesamten Reihe bezeichnet werden. Wer genaueres über die Umstände wissen will, wird in der umfangreichen Einführung fündig.

Bevor Raoul Cauvin zu Nic Broca stieß, zeichnete er zwei Kurzgeschichten, bei denen Alain de Kuyssche, Chefredakteur bei Dupuis, der Autor war. Auch diese beiden sind neben einer weiteren Kurzgeschichte von Nic Broca über die Diskies oder Snorkels wie sie im Original heißen, enthalten.

Der Solar-Fantaschrauber

Fantasio hat seinen Fantaschrauber auf Solarzellen umgestellt. Allerdings hat er nicht bedacht, dass unterschiedliche Sonneneinstrahlung zu einem Problem werden könnte, wie der Graf von Rummelsdorf sofort bei Ansicht des Gefährts anmerkt.
Nette, kurzweilige und lustige Geschichte, die auf diverse von Franquin eingeführte Dinge zurückgreift.

Rummelsdorf, noch ein Tor

Der Rummelsdorfer Fußballverein steht kurz vor dem Pokalgewinn. Nur noch ein Spiel ist zu spielen und zwar gegen Bad Betonburg, dessen Mannschaft von einem Immobilienhändler und Bauunternehmer unterstützt wird.
Rummelsdorf, noch ein Tor ist anzumerken, dass Alain de Kuyssche sie schnell zusammengeschustert hat. Wenig Spannung und Humor finden sich hier und die Geschichte enttäuscht. Einzig Pips weiß zu überzeugen, taucht aber kaum auf.

Hier kommen die Diskies

Auf zwei Seiten stellt Nic Broca seine Diskies vor und zeigt ihre Entstehung durch einen tollpatschigen Zauberer und dies macht tatsächlich Lust auf mehr.

Die Eiszeit-Maschine

Spirou und Fantasio machen Urlaub am Meer. Mit dem Sonnenbaden und der Erholung ist es vorbei, als Fantasio sich ein kleines Schiff kauft und die beiden damit in See stechen. Plötzlich friert das Meer zu und ein Schneesturm bricht über sie herein. Ursache dafür sind die drei Wissenschaftler Jefferson, Boris und Karl, die befürchten ihre Erfindungen könnten für Böses genutzt werden und deshalb die Erde mit einem Raumschiff verlassen wollen. Allerdings ist eine Verbrecherorganisation hinter ihnen her und ihre Flucht gestaltet sich schwierig. Spirou und Fantasio helfen ihnen und begegnen zum ersten Mal Kommandant Alexander und seinem mehr als trotteligen Helfer Calloway.
Broca und Cauvin starten mit einem eigentlich furiosen Abenteuer, dass alles mitbringt. Verbrecher Genies, Humor und Tempo und trotzdem fehlt etwas. Es ist zu merken, dass sie sich erst daran gewöhnen mussten, auf Rummelsdorf und Co. nicht zurückgreifen zu können. Insgesamt ist Die Eiszeit-Maschine ein solides Abenteuer und ein guter Start für das Team, in dem vor allem Pips überzeugen kann.

Die Büchse der Pandora

Bei ihrer Flucht von der Erde haben die drei Wissenschaftler Jefferson, Boris und Karl eine schwarze Schachtel zurückgelassen. Fantasio öffnet sie und findet darin Mikrofilme mit Erfindungen des Trios. Fantasio kann natürlich nicht die Finger davon lassen und baut ein Fluggerät. Durch Zufall sieht Calloway Spirou und weiß, dass die beiden Freunde nicht tot sind und so kommen die beiden Freunde wieder in mächtige Schwierigkeiten, was darin endet, dass sie in die Wüste fliegen müssen, um die schwarze Schachtel aus den Händen der Verbrecherorganisation zu reißen.
Eine Prise James Bond ist in Die Büchse der Pandora enthalten, denn der Chef vom Kommandanten und Calloway erinnert stark an einen gewissen Blofeld. Raoul Cauvin erzählt schnell und sicher und scheint sich bereits viel besser zurecht zu finden. Die Geschichte ist runder, spannender und witziger als ihr Vorgänger. Mit der neugierigen Nachbarin Rosemarie, ihrem Mann Robert und dass die Verbrecher Spirou und Fantasio für tot halten, baut er gleich mehrere Running Gags ein, die zünden.

Der Lärmschlucker

Eine weitere Erfindung aus der schwarzen Schachtel sorgt für Ärger. Dieses Mal ist es ein Lärmschlucker. Ein kleines Gerät, welches den Umgebungslärm schluckt und so für Ruhe sorgt. Allerdings muss es regelmäßig ausgeleert werden, sonst entleert es sich explosionsartig. Und das ist noch nicht alles. Calloway und der Kommandant erfahren erneut, dass Spirou und Fantasio leben und ab da ist die Jagd auf das Gerät und die schwarze Schachtel wieder eröffnet. Allerdings fassen der Kommandant und Calloway einen Entschluss der Folgen hat.
In Der Lärmschlucker waren die neuen Figuren endgültig etabliert und Raoul Cauvin konnte in dieser Hinsicht nun viel befreiter schreiben und das merkt man diesem Abenteuer an. Es wirkt frischer, hat mehrere großartige Moment, einen Pips in Hochform und ein passendes Ende, selbst wenn es nicht das Originalende ist.
Dieses gefiel der Redaktion nicht und für die Albumveröffentlichung mussten Cauvin und Broca ein neues anfertigen. Das Ursprüngliche ist gleich am Anfang des Bandes abgedruckt und jeder muss für sich selbst entscheiden, welches das Bessere für ihn ist.

Nic Broca wurde viel für seine Zeichnungen gescholten. Er würde die Serie mit seinem Stil ruinieren und andere Dinge wurden gesagt. Aus heutiger Sicht ist dies schwer nachvollziehbar. Er liefert im Prinzip sehr gute Zeichnungen ab, die jedoch nicht so detailreich sind, wie die seiner Vorgänger. Dafür hat er ein gutes Gespür für Perspektiven und Inszenierung, was vermutlich seinen Erfahrungen beim Trickfilm geschuldet ist. Es ist Schade, dass er nicht die Chance bekam, seinen Zeichenstil bei Spirou & Fantasio weiterzuentwickeln.


Fazit

Häufig gescholten und als schlecht bezeichnet sind die Spirou-Abenteur von Nic Broca und Raoul Cauvin zwar nicht herausstechend, aber dennoch sehr unterhaltsam und witzig. Autor und Zeichner haben das Beste aus der damaligen verfahrenen Situation herausgeholt und sowohl von Kommandant Alexander und Calloway als auch von Jefferson, Boris und Karl würde man gerne mehr lesen.


Pro & Contra

+ die Abenteuer sind viel besser als ihr Ruf
+ humorvoll
+ durchgehender roter Faden
+ Pips und die Nachbarin Rosemarie sind die heimlichen Stars

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Humor: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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