Conan der Cimmerier Bd.6: Schatten im Mondlicht (Virginie Augustin)

Verlag: Splitter-Verlag; (November 2019)
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten; 16 ;E
ISBN-13: 978-3962192075

Genre: Abenteuer/ Fantasy


Klappentext

„Aber wenn diese Figuren einst Menschen waren,
die ein Gott oder ein Dämon zu eisernen Statuen erstarren ließ,
wie können sie dann wieder zum Leben erwachen?"


Rezension

Die schöne Olivia flieht vor Shah Amurath, einem grausamen Herrscher, an den sie von ihrem Vater verkauft wurde. Auf ihrer Flucht trifft sie auf Conan, der gerade eine verheerende Niederlage gegen Shah Amurath erlitten hat. Seine Kumpanen bei der plündernden Horde, der er sich angeschlossen hatte, sind alle tot. Auch er muss fliehen, aber zuvor tötet er Shah Amurath und nimmt Rache. Olivia und Conan kommen anschließend auf eine Insel im Vilayet Meer, die auf keiner Karte verzeichnet ist, jedoch einen paradiesischen Eindruck macht. Dieser wird schnell getrübt. Irgendetwas ist im Wald und die Ruinen auf der Insel mit ihren eisernen Statuen scheinen ein furchtbares Geheimnis zu bergen. Zu allem Überfluss landen Piraten auf der Insel und Conan muss an drei Fronten gleichzeitig kämpfen. Glücklicherweise ist Olivia an seiner Seite, die endlich Mut fasst und zu handeln beginnt.

Virginie Augustin ist die erste Künstlerin, die einen Beitrag zur Conan-Reihe bei Splitter leistet. Für ihr Album hat sie sich die Geschichte Schatten im Mondlicht ausgesucht. Diese ist ein wildes Abenteuer mit allen Gefahren, die die Welt Conans zu bieten hat. Da wäre das Übernatürliche in Form der Statuen, die Barbaren/ Piraten und die monströse Tierwelt. All diesen Gefahren muss sich Conan in der schnell erzählten Geschichte stellen. Er erweist sich hier wieder als Mann der Tat, auch wenn er nicht immer Recht hat und beinahe einen schweren Fehler macht, vor dem ihm Olivia bewahrt. Howards Ideen für die Gefahren der Insel sind sehr kreativ und präsentieren eine weitere Facette der hyborischen Welt, in der Conan lebt. Selbst die schönsten Orte, können hier zu einer großen Gefahr werden. Die Idee einen Papagei dafür zu nutzen, um die Gefahr heraufzubeschwören ist ein Meisterstück, den es wird beim ersten Blick auf diesen Vogel klar, dass mit der Insel irgendetwas nicht stimmt.

Conan zeigt sich in diesem Abenteuer sozusagen als Gentlemen, ein barbarischer Gentlemen, aber ein Gentlemen. Während die zivilisierten Männer Olivia eigentlich nur als Ware ansehen, über die frei verfügt werden kann, ist er anders. Er respektiert, was sie möchte. Er ist mit Sicherheit kein Engel und greift zu Gewalt, wenn er keinen anderen Weg sieht, zu bekommen, was er will. Aber für ihn ist die individuelle Freiheit ein hohes Gut. So steht er im Kontrast zu seinen Widersachern und dieser Kontrast ist es, der dafür sorgt, dass Olivia, die weibliche Hauptfigur, überhaupt eine Wandlung durchmachen kann.
Anfangs ist sie die typische Jungfrau in Nöten. Mit Ausnahme ihres Entschlusses zur Flucht, hat sie bis dahin nichts selbst entschieden und wurde in ihrem Leben fremdbestimmt. Und auch als sie Conan begegnet, folgt sie ihm zunächst, da sie von ihm abhängig ist, wie sie glaubt. Doch im Laufe der Geschichte, ist sie gezwungen Entscheidungen zu treffen, an denen sie wächst. Am Ende ist sie zwar keine Valeria oder Belit, aber sie entscheidet sich für ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung. Und dies ist definitiv eine Charakterentwicklung, die sie interessant werden lässt und vor allem für viele vielleicht unerwartet ist, da sie mit dem Namen Conan etwas anderes verbinden. Starke weibliche Charaktere sind aber eigentlich ebenso in anderen Geschichten von Robert E. Howard vorhanden, der die Diskriminierung von Frauen scharf kritisierte.

Virginie Augustin  nutzt den Raum, den sie durch das Albumformat hat, vollkommen aus. Ihre Panels erhalten jeweils die Größe, die sie benötigen, um die beabsichtigte Wirkung zu erzielen. Dadurch unterstreicht sie den Horror und erschafft eine reale Bedrohung in ihren Bildern, jedoch genauso wunderbare Landschaften und auf der letzten Seite fängt sie auf diese Weise die Wildheit des Meeres ein, die ebenso für Conans Charakter und seinen Freiheitsdrang steht. Die Bedrohungen, denen  Conan und Olivia auf der Insel begegnen, gibt sie ein wahrhaft monströses Aussehen und lässt sie überlebensgroß wirken, um ihre Gefährlichkeit aufzuzeigen. Vermutlich hätte es das gar nicht bedurft, aber ihre Wirkung verfehlen diese Bilder nicht. Virginie Augustin ist eine hervorragende Künstlerin, die nicht umsonst bereits an Disney-Zeichentrickfilmen mitgearbeitet hat.

Patrice Louinet hat erneut ein umfangreiches und informatives Nachwort geschrieben und kommt dieses Mal auch auf die wirtschaftliche Situation Robert E. Howards zu sprechen. Ebenso befindet sich hier für einige ein vielleicht überraschendes Zitat aus einem von Howards Briefen an seinen Freund Tevis Clyde Smith, in dem er direkt Stellung gegen Gehorsam der Frau gegenüber dem Mann und „Züchtigung“ einer Frau bezieht. Wer Conan und seinen Autor sich nur als tumben und stumpfen Mann vorstellt, dürfte spätestens jetzt eines besseren belehrt worden sein.


Fazit

Schatten im Mondlicht ist eine große Abenteuergeschichte, die sich auf einer exotischen Insel abspielt und dabei wahre Monster präsentiert. Nahezu perfekt von Virginie Augustin präsentiert.


Pro & Contra

+ sehr gute Zeichnungen
+ viele, überraschende Wendungen
+ Olivia macht eine interessante Entwicklung durch

Bewertung:

Charaktere: 4/5
Handlung: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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