James Bond – Ewig und ein Tag (Anthony Horowitz)

Verlag: Cross Cult; (Dezember 2019)
Taschenbuch: 16,99 €
ISBN-13: 978-3864257599

Genre: Thriller


Klappentext

M legte die Pfeife ab und starrte sie gereizt an.
„Nun dann haben wir keine Wahl.
Wir werden einfach diesen anderen Kerl vorziehen,
den sie vorbereitet haben. Sie haben mir noch nicht seinen Namen gesagt.“
„Er heißt Bond, Sir“, erwiderte der Stabschef. „James Bond.“


Rezension

Eine Leiche treibt im Hafen von Marseille. Für eine Stadt, die ganz im Griff der korsischen Mafia ist, zwar nicht alltäglich, aber auch nicht absolut ungewöhnlich. Nur das dieser Tote den Codenamen 007 trägt. Er wurde nach Südfrankreich geschickt, um herauszufinden, warum der Chef der korsischen Mafia, Scipio, plötzlich nicht mehr mit Heroin zu handeln scheint. Was hat er vor und was bringt mehr als der Drogenhandel ein? Nun treibt 007 mit drei  Kugeln in der Brust im Wasser und der britische Geheimdienst muss ganz schnell einen neuen Agenten nach Marseille schicken. Einen der 007s Auftrag erfüllt und seinen Tod sühnt. Die Wahl fällt auf einen jungen Mann, der im Krieg gedient hat und seitdem für den MI6 arbeitet: James Bond. Er bekommt den Status eines Doppelnullagenten und übernimmt die Ziffer seines Vorgängers: 007.
In Marseille trifft er auf die mysteriöse Madame 16, Joanne Brochet, die früher selbst für die Briten arbeitete und auf Irwin Wolfe, einen reichen Amerikaner, Reade Griffith von der CIA und Scipio und seine Handlanger. Jeder einzelne von ihnen scheint etwas mit dem Tod von Bonds Vorgänger zu tun zu haben und so wird Bonds erster Auftrag gleich zu einem äußerst gefährlichen Spiel für ihn.

Für seinen zweiten Roman über den berühmtesten Geheimagenten ihrer Majestät, geht Anthony Horowitz weit zurück in die Vergangenheit. James Bond ist in Ewig und ein Tag noch nicht der Superspion, der er einmal sein wird, sondern steht ganz am Anfang seiner Karriere, die ihn auf sehr viele gefährliche und größenwahnsinnige Verbrecher treffen lassen wird. In diesem Roman ist er ein Anfänger, der zwar ein gewisses Grundwissen besitzt, aber ebenso noch einige Dinge lernen muss. Denn Bond wird nach dem Tod seines Vorgängers erst zu einem Doppelnullagenten mit der Lizenz zum Töten ernannt und es ist für ihn noch ein weiter Weg, bis er das Spiel der Geheimdienste wirklich beherrscht.
In Ewig und ein Tag verlässt er sich teilweise auf sein Glück und teilweise lernt er erst, wie er gewisse Dinge angehen muss. Und dies lernt er ausgerechnet von einer Frau: Sixtine. Anthony Horowitz gestaltet sie ein bisschen wie eine Lehrmeisterin für James Bond, die ihm zeigt, wie ein Geheimagent handeln muss und vor allem welche innere Einstellung er benötigt, wenn er überleben will. Und das ist gar nicht so einfach. Wäre der Tod von 007 nicht Warnung genug, wäre da auch Bonds erstes Aufeinandertreffen mit Scipio, das nicht wirklich gut für den Geheimagenten läuft.
Anthony Horowitz nutzt die Unerfahrenheit Bonds um eine spannende Thrillerhandlung zu entwickeln, übertreibt es aber nicht. Denn James Bond ist nun mal James Bond und soll es auch bleiben und allzu viele Unterschiede zu seinem Charakter in Casino Royale dürfen eben nicht bestehen. Die Geschichte an sich ist gut konstruiert und zunächst ausreichend rätselhaft, um zu fesseln. Erst gegen Ende bekommt Bond und der Leser einen Überblick über das Geschehen und die eigentliche Bedrohung gegen die Bond kämpfen muss. Und die ist nicht weltumspannend oder apokalyptisch, sondern eher kleiner und persönlicher, wie sie es in Flemings Romanen auch häufig war.
Anthony Horowitz begründet den Plan von Bonds Gegenspieler aus dessen Charakter heraus und zeigt den Wahnsinn seiner Idee auf sehr gute Art und Weise. Zudem betreibt Horowitz ein kleines Verwirrspiel, da lange nicht klar ist, wie Scipio in das Ganze passen soll.
Scipio ist im Übrigen ein Gegner Bonds ganz wie man sich ihn als Fan wünscht. Er ist brutal, skrupellos, intelligent und er hat ausreichend Helfer, die ihm zur Seite stehen. Außerdem hat er ein körperliches Gebrechen, das ihn durch Horowitz´ Beschreibungen augenblicklich unsympathisch werden lässt. Auch das ist ein Markenzeichen von Fleming gewesen.
Genau wie die Vorurteile Bonds gegenüber Frauen und anderen Staatsangehörigen als Briten. Anthony Horowitz übernimmt diese Vorstellungen aus den fünfziger Jahren für seinen Roman, wodurch er wunderbar zu Flemings Stil passt, bricht sie aber dadurch, dass mit Sixtine eine der vielleicht stärksten Frauen in der Bond-Geschichte an 007s Seite ist.
Ebenso baut Anthony Horowitz viele Beschreibungen der Umgebung, der Gebäude und Gegenstände ein und lässt viele Markennamen fallen, wie es einst Ian Fleming tat.
Horowitz schreibt dicht am Stil von Fleming und erreicht auf diese Weise ein hohes Tempo. Nebenschauplätze und überbordende Charakteranzahl gibt es hier nicht. Horowitz hat eine Geschichte zu erzählen und dies tut er effektiv und äußerst spannend. Der Lesefluss ist hoch und das Buch wird kaum aus der Hand gelegt.

Etwas Hilfe hatte Anthony Horowitz auch dieses Mal wieder von Ian Fleming. Wie bereits bei Trigger Mortis konnte er Textfragmente von Bonds geistigen Vater verwenden. Der Übergang zwischen den beiden Autoren ist allerdings nicht zu merken, was eindeutig für Anthony Horowitz spricht.


Fazit

Ewig und ein Tag ist ein echter Bond! Auch wenn der Geheimagent erst noch einiges lernen muss, ist alles wichtige dabei. Anthony Horowitz legt ein hochspannendes Agentenabenteuer vor, das beweist, dass nicht immer die ganze Welt auf dem Spiel stehen muss, um einen Einsatz von James Bond zu rechtfertigen.


Pro & Contra

+ hochspannend
+ James Bond als Anfänger
+ starke Frauencharaktere
+ sehr gut gewählter Gegner mit einem für ihn nachvollziehbaren Plan

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5 /5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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Tags: James Bond