Traumschreiter - Tochter der gekenterten Reiche (Sebastian Meissner)

traumschreiter

Books on Demand (2019)
Taschenbuch, 296 Seiten, 9,99 EUR
ISBN: 978-3749499014

Genre: surreale Phantastik


Klappentext

Ein Reich des Lichts, bedrängt von Alb.
Haie schwimmen, wo Mammuts stapfen, denn Wasser und Luft sind eins.

In einer Welt jenseits der menschlichen Träume kämpft sich die Traumschreiterin Wassilissa aus dem Schlund der Mahre zurück in die Schleier der Zivilisation. Sie findet ihr Volk bedroht und gespalten vor. Als sie dem Konflikt nachgeht, lernt sie Freund wie Feind zu misstrauen. Nur auf Ulu, Wassilissas Gefährten, ist immer Verlass. Und auf ihr Talent, jede Antwort zu finden, wenn sie lange genug wühlt. Ihre Beharrlichkeit hält Wassilissa nahe am Abgrund – aber dort kennt sie sich aus.

Diesseits der Träume verliebt sich Arthur ausgerechnet in Julia, die Freundin seines Bruders. Erstmals im Leben schrecken ihn weder Scham noch Streit und damit wählt er ein Schicksal, das mehr als seine Welt verändert..


Rezension

Gemeinsam mit Stammeskrieger Ulu kämpft sich Traumschreiterin Wassilissa aus dem Schlund der Mahre heraus. Sie hat viel in dieser Dunkelheit verloren und muss sich erst selbst wiederfinden, bis sie dem Schicksal ihres Volkes nachspüren kann. Ihre einstige Heimat ist vergangen und ihre Freunde befinden sich im Exil. Als sie sie endlich findet, muss sie erkennen, dass ein Fluch auf ihr lastet und dass die Gefahr nicht von außen, sondern von innen kommt. Jemand hat sie verraten. Ihre Suche nach Antworten führt sie durch die Schleier der Träume, durch strahlende Paläste, weite Ebenen und beklemmende Tunnel. Auf ihrer Reise verliert sie Teile von sich und erfindet sich immer wieder neu. Ihre Spur führt sie schließlich zu einer Spinnerin …

„Traumschreiter – Tochter der gekenterten Reiche“ entführt die Leserschaft in eine surreale, überladene und sich ständig verändernde Traumwelt, die eine Fülle von fremdartigen Worten und abstrakten Begriffen mit sich bringt. Die Kapitel teilen sich in Wachen ein, die als „ozasisch‘“ oder „afropan“ bezeichnet werden. Ebenso wird in der Traumwelt stetig von Aspekten, Bezügen und Erwartungsräumen gesprochen und auch wenn man nach vielen Seiten ahnt, was damit gemeint ist, versteht man es doch nicht ganz. In der frühen Printausgabe fehlt leider der Glossar, der auf der Homepage des Autors zu finden ist (https://www.sebastian-meissner.de/glossar/). Ohne diese Erklärungen macht es der Roman seinen Lesern schwer, in die Geschichte hineinzufinden und ihr zu folgen und auch mit ihnen ist es nicht einfach, da der Glossar abstrakte Begriffe teils mit anderen abstrakten Begriffen erklärt. 

Wassilissa ist keine einfache, aber faszinierende Protagonistin, denn sie ist ein Wesen der Traumwelt und ihr Körper wandelt sich stetig, während sie mit Ulu durch die Schleier reist. Sie ist ein Wesen im Fluss, das seine Umgebung abtastet und stark auf Gedanken und Emotionen reagiert. In Gesprächen mit Ulu erscheint Wassilissa greifbarer und wenn sie sich in ihrem Wandel zu verlieren droht, erdet Ulu sie. Er ist ihr ständiger Begleiter, der sich meist im Hintergrund hält und sie warnt, wenn Gefahr droht. Manches Mal greift er auch ins Geschehen ein und rettet sie, genauso wie Wassilissa Ulu schützt. Obwohl die beiden eine enge Bindung haben, ist diese für die Leser kaum greifbar, auch weil man über Ulu nur sehr wenig erfährt.

Im Klappentext werden mit Arthur und Julia zwei weitere Protagonisten angekündigt. Allerdings spielen die beiden nach einem kurzen Kapitel zu Beginn der Geschichte über weite Teile des Romans überhaupt keine Rolle. Erst am Ende kehrt der Autor zu ihnen zurück und schickt dabei Wassilissa auf die Ersatzbank. Dabei wäre es hilfreich gewesen, mehr Kapitel mit Arthur und Julia zu lesen, da diese in unserer Wirklichkeit spielen und somit leichter zu verstehen sind. Auch hätte man so die Beziehung der beiden langsam aufbauen können. Mit ihren kurzen Auftritten ist nur schwer nachvollziehbar, was Arthur mit Julia verbindet.

“Traumschreiter“ ist also alles andere als ein leicht zu lesender Fantasyroman. Trotzdem gelingt es Sebastian Meissner mit seinen Worten phantastische Bilder zu malen, die sich so schnell verändern, dass sie schwer zu fassen sind. Dabei merkt man, dass er Geschichten zuerst durch Bilder erzählt hat, bevor er zu schreiben begann, denn die Geschichte von Wassilissa liest sich wie eine Aneinanderreihung von bunten, abstrakten Bildern, die mit Gedanken und Emotionen geradezu überladen sind. Wer mal etwas ganz anderes lesen und in Traumbildern schwelgen will, kann mit diesem Buch seine Freude haben. Es empfiehlt sich jedoch unbedingt, eine Leseprobe anzuschauen.


Fazit

”Traumschreiter – Tochter der gekenterten Reiche“ liest sich wie ein sich stetig wandelndes Kaleidoskop aus Gedanken und Emotionen, die die Schleier der Traumwelt durchziehen. Es erfordert einiges an Konzentration, dieser Geschichte zu folgen, doch wer sich darauf einlässt, nicht unbedingt alles verstehen muss und mit der komplizierten Sprache zurechtkommt, kann sich an den surrealen Bildern freuen.


Pro und Contra

+ surreale, sich stetig wandelnde Traumwelt
+ Wassilissa ist ein faszinierendes Traumwesen
+ Stammeskrieger Ulu
+ wunderschönes Cover

- komplizierte Sprache, die konzentriertes Lesen erfordert
- Glossar fehlt in der frühen Printausgabe / Glossar auf der Homepage nicht gut verständlich
- Arthur und Julia spielen über weite Teile des Romans keine Rolle

Wertungsterne3

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5