Avatar: Der Herr der Elemente – Der Aufstieg von Kyoshi (F.C. Yee)

Verlag: Cross Cult; (Dezember 2019)
Taschenbuch: 500 Seiten; 14 €
ISBN-13: 978-3864258619

Genre: Fantasy


Klappentext

Nach neun Jahren verzweifelten Suchens ist der junge charmante Avatar Yun gefunden worden, und die Vier Nationen haben Stabilität gewonnen. Doch dann demonstriert Yuns Freundin und Dienerin Kyoshi, geboren im Erdkönigreich, auf einer Mission zum Südpol bemerkenswerte Bändigerfähigkeiten. Die Frage nach dem wahren Avatar ist plötzlich wieder offen, die Unruhe unter den Verbündeten mündet in Gewalt, und Kyoshi ist gezwungen, mit ihrer feurigen Freundin Rangi vom Avatar-Anwesen zu fliehen. Sie hat nicht viel mehr dabei als zwei metallene Kriegsfächer und den Kopfschmuck, Erbstücke von ihren Eltern.

Auf der Flucht Trainer für den Avatar zu finden ist nicht einfach, doch Kyoshi und Rangi bekommen überraschend Unterstützung: Eine bunte Truppe von Daofei – Kriminellen und Gesetzlosen, die im Untergrund des Erdkönigreichs leben – schließt sich ihnen an. Kyoshi trainiert im Geheimen und ringt mit sich, ob sie dem traditionellen Pfad des Avatars folgen soll, oder ob sie stattdessen Rache üben soll für die, die sie verloren hat. Doch während Kyoshi, Rangi und ihre Daofei-Freunde sich brutalen Gegnern aus der Unterwelt stellen müssen, kommen diejenigen, die den Avatar unter ihre Kontrolle bringen wollen, immer näher und gehen dabei über Leichen.


Rezension

Wer den Avatar ausbildet und damit mehr als nur großen Einfluss auf ihn hat, bestimmt im Prinzip die Geschicke der Nation aus der er stammt und der Vier Nationen. Zur Zeit von Kyoshi bildet Jianzhu, ein mächtiger Erdbändiger, gemeinsam mit seinem Freund Kelsang, ein ebenso mächtiger Luftbändiger, den Avatar aus. Neun Jahre haben sie ihn gesucht und ihn vermeidlich in dem jungen Yun gefunden. Dann stellt sich heraus, dass sie den Falschen zum Avatar erklärten und es in Wirklichkeit die junge Dienerin Kyoshi ist, die sie suchten. In einem grausamen Test bringt Jianzhu die Wahrheit endgültig ans Licht und es kommt zu einer großen Tragödie. Fortan ist Kyoshi mit ihrer Feuerbändigerfreundin Rangi vor Jianzhu auf der Flucht. Kyoshi kennt nur noch einen Gedanken: Rache an Jianzhu nehmen. Dafür muss sie aber lernen, die Elemente zu bändigen und Meister finden. Nur gerade das scheint unmöglich, schließlich steht Jianzhu mit allen großen Meistern in Kontakt. Als Kyoshi und Rangi auf eine Gruppe Daofei stoßen, bekommen sie weitere große Probleme, aber auch eine Lösung scheint greifbar.

Die Geschichte von Aang wird seit mehreren Jahren in Comics fortgesetzt und die Begeisterung der Fans für die Serie ist ungebrochen. Mit Der Aufstieg von Kyoshi erzählt F.C. Yee die Geschichte eines der wichtigsten Avatare, die in der Fernsehserie auftauchen.
Während die bekannten Avatare eigentlich immer früh entdeckt worden sind, wählt Yee bei Kyoshi einen anderen Ansatz. Statt ihr wurde zunächst jemand anderes als Avatar erkannt. Dadurch hat er die Möglichkeit, die Welt der Vier Nationen nicht nur aus Sicht des Avatars zu beschreiben, sondern ebenso aus der der einfachen Menschen und vor allem gibt es ihm die Möglichkeit völlig neue Wege zu beschreiten und die Welt von Avatar zu erweitern. Der Verlauf der Geschichte in Kyoshis Teil ist dabei fast Standard. Sie hat zunächst ein schweres Leben als Dienerin und ab dem Zeitpunkt, an dem sie als Avatar enthüllt wird, wird sie in große Ereignisse gezogen. Dies erzählt Yee routiniert und gut. Richtig gut ist aber das Drumherum und die Nebenhandlungsstränge um Lao Ge und Jianzhu. Hier taucht er tief in die Politik der Welt ein, entspinnt Intrigen, lässt die Protagonisten schmerzhafte Entscheidungen treffen und bringt das ein oder andere Thema zum Nachdenken auf den Tisch. Dazu erzählt er viel von der Historie der Welt von Avatar und lässt sie so umso lebendiger wirken. Aus den einzelnen Elementen entsteht ein spannender Roman, der nicht nur von der Hetzjagd auf Kyoshi lebt, sondern fast hauptsächlich davon, wie Jianzhu versucht seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Während F.C.Yee so gut wie alle Charaktere sehr differenziert angeht, verfällt er ausgerechnet bei Kyoshi ins Extrem und zwar eins, welches nicht so recht nachvollziehbar ist, da er ihr fast schon die Fähigkeit abspricht Empathie zu besitzen oder nachzudenken. Klar sie ist in einer Extremsituation und da ist es nicht einfach, immer einen klaren Gedanken zu fassen, aber Yee übertreibt es bei Kyoshi. Sie scheint nur aus Rachegedanken zu bestehen und wirkt äußerst kaltherzig, so dass der Leser selbst für ihre Gegenspieler mehr Sympathie empfindet, als für den eigentlichen Hauptcharakter des Romans. Kyoshi scheint immer wütend oder mies gelaunt zu sein und nur selten gibt es eine andere Seite von ihr zu sehen und erst ganz am Schluss kann der Leser erahnen, dass für Kyoshi ihre Freunde und Gefährten sehr wichtig sind und sie sich zu einem gerechten Avatar entwickeln wird. Wobei diese Entwicklung glaubhafter wäre, wenn sie früher begonnen hätte.

Die anderen Charaktere hingegen sind viel interessanter. Die Daofei, die mit Kyoshi reisen, haben alle ihre eigene Persönlichkeit, die durchaus zum tragen kommt. Hervorstechen tut Lao Ge. Der anscheinend uralte Mann ist im Verlauf des Romanes für so manche Überraschung gut und scheint eine Weisheit zu besitzen, die auf den ersten Blick kaum zu erkennen ist. Er kann Kyoshi so manches beibringen und hilft ihr, ihre Sicht auf die Welt zu ändern. Sein Hintergrund wird nur angedeutet, aber er ist eine spannende Figur, die hoffentlich im zweiten Roman über Kyoshi erneut auftaucht und dann noch mehr von sich preis gibt.

Kyoshis großer Gegenspieler Jianzhu ist wie Lao Ge äußerst interessant gestaltet. Wirkt er zu Beginn wie ein strenger Lehrer, der nur so hart ist, weil er will, dass der Avatar bestens vorbereitet ist und seine Last, die er zu tragen hat, so schwer ist, entwickelt er sich im Laufe des Romanes zu einem wahrlich diabolischen Gegenspieler, der keine Grenzen zu kennen scheint. Er hat eine dunkle Seite, die hin und wieder durchbricht und die er vor sich selbst, mit der Notwendigkeit das Erdkönigreich zu schützen, rechtfertigt und sich damit sogleich selbst belügt. Sowohl Lao Ge als auch Jianzhu sind die heimlichen Stars des Romans und als Leser erwischt man sich immer wieder, dass man gespannt auf den nächsten Abschnitt mit ihnen wartet.

Insgesamt ist Der Aufstieg von Kyoshi für Fans der Serie Avatar – Der Herr der Elemente auf jeden Fall eine Leseempfehlung. Yee taucht tief in die Welt ein und präsentiert eine spannende Handlung, voller Intrigen. Zartbesaitet darf man aber nicht sein. Hier wird gemordet und getötet und das nicht gerade zimperlich. Jeder der Charaktere macht sich auf die ein oder andere Art die Hände schmutzig. Wer die Serie nicht kennt, sollte aber auch hineinlesen. Die Welt Avatars zieht einen sofort in ihren Bann und beschreitet auch ein paar Pfade abseits der üblichen Fantasy und der Roman selbst erfordert kein Vorwissen.


Fazit

Der Aufstieg von Kyoshi ist voller Intrigen und Kämpfe. F.C. Yee erzählt spannend und einfallsreich, nur bei Kyoshi selbst hätte es gerne etwas kreativer und weniger extrem sein dürfen.


Pro & Contra

+ Lao Ge und Jianzhu äußerst interessante Charaktere
+ gut durchdachte Geschichte
+ spannend erzählt

- Kyoshi ist unsympathisch

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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Tags: Aang, Der Herr der Elemente, Avatar, Japan, Asien