Genre: Fantasy
Klappentext
Im London des Jahres 1666 wird ein unheimliches Schattenwesen für eine fürchterliche Mordserie verantwortlich gemacht. Als die beiden Unsterblichen Andrej Delãny und Abu Dun dem Feind auf die Spur kommen, verstricken sie sich selbst immer tiefer in den Netzen des Bösen. Da bricht ein Feuer aus, das ganz London zu verschlingen droht …
Rezension
Berühmt und auch berüchtigt sind die Abenteuer von Andrej Delany und Abu Dun, die so manches Leserherz mit Leidenschaft erfüllten. Und das mit gutem Recht. Zehn Bände gab es bisher. Zehn Abenteuer, die beide Protagonisten durch wilde und gefährliche Zeiten trieben. Scheinbar nichts wurde ausgelassen. Und so fand man sich schnell in Transsilvanien, auf Malta, in der libyschen Wüste, zwischen Wikingern oder gar in Spanien wieder. Mit „Glut und Asche“ setzt der Erfolgsautor Wolfgang Hohlbein die Reise der beiden in London fort. Und dort müssen sie sich zwei alten und mächtigen Feinden stellen ...
Wochenkurier
Wer Wolfgang Hohlbein und die „Chronik der Unsterblichen“ bereits kennen lernen durfte, ist sich auch der Erwartungen bewusst, die sich von Band zu Band in den Vordergrund drängten. Denn lange genug streifte man gemeinsam mit Andrej und Abu Dun durch Jahrhunderte - immer wieder dem Prinzip „Auftauchen, Unheil erleben und Kämpfen“ folgend - um nicht völlig ahnungslos zu sein. „Glut und Asche“ bestätigt die Vorgehensweise dieser Serie erneut, die der Autor diesmal (aufgrund einer leidlichen Unstimmigkeit) leider nicht mehr ganz so überzeugend umzusetzen wusste.
Und diese Unstimmigkeit ist einfach und schlicht erklärt: Wolfgang Hohlbein spielt in seinem neuen Roman - zwar gut, aber nicht sehr unterhaltend - auf Zeit. Damit langweilt und unterfordert er anfangs nicht nur sich und den Leser, sondern vor allem Andrej Delany als Protagonist. Dieser wirkt damit nur halb so gut gelungen wie in vorangegangenen Romanen. Seine ständig wiederkehrenden Gedanken (wiederkehrend gleich formuliert) ziehen sich in einer einzigen Länge durch den Roman und lassen ihn zu einem viel zu gutherzigen, jammernden Weichling verkommen, der es einem schwer macht noch große Sympathien für ihn zu empfinden. Zwar ändert sich dieser Umstand mit weit vorangeschrittener Seitenanzahl und dem tatsächlichen Beginn einer spannenden Handlung, doch liegt er dennoch wie ein Schatten über den bedrückenden Beginn des Romans. Einzig Abu Dun weiß dazu einen Ausgleich zu bieten. Der Nubier, der immer wieder aufs Neue jedes Leserherz im Sturm erobern kann, ist mehr oder weniger Andrejs heimlicher Retter. Mit seiner treuen, sarkastischen Art muntert er den Leser immer wieder auf, weiterzublättern und dem Geschehen zu folgen, das schlussendlich auch wieder Stärken zu beweißen versteht.
Ab einem gewissen Punkt (etwa mittig im Roman) zeigt Hohlbein endlich wieder was in ihm steckt. London wunderbar beschreibend, lässt er Andrej und Abu Dun über Dächer jagen, ihren Feinden begegnen und alte Freunde wiedertreffen, um sich bald darauf mit letztgenannten zu verbrüdern. Auch hier - wie in so manchen Bänden davor - gerät die gut dargestellte Männerfreundschaft wieder in das Feuer des Gefechts und lässt diesmal tatsächlich ernstgemeinte Zweifel aufkommen, ob sie noch lange auf diese Art bestehen kann. Denn je mehr Andrej von seiner Rache und ihren finsteren Folgen verführt wird, umso mehr wendet er sich von seinem nubischen Gefährten ab. Nicht nur einmal erwischt sich der Leser dabei, Abu Dun für seine Geduld zu bewundern und ihn schlussendlich sogar zu wünschen, sich von dieser lähmenden Freundschaft lösen zu können. Ob ihm dies gelingt, oder aus dem Duo gar ein Trio wird bleibt neben so manch anderen, überraschenden Fragen einer der plagendsten, die das Ende ausgleiten lässt, um auf einen weiteren Band zu weisen. Einen den man als Fan dieser Serie sicherlich wieder wird kaufen wollen und doch im Gaumen des Lesers einen schalen Geschmack hinterlässt: Wie oft wird Wolfgang Hohlbein Altes wieder und wieder neu aufwärmen und festgestellte Tatsachen neu drehen und wenden können, bevor er innerhalb dieser Reihe seine Glaubwürdigkeit verliert?
Eingeschworene Fans wird diese Frage nicht beschäftigen. Sie wissen was sie Abu Dun und Andrej schuldig sind und auch, dass Unterhaltung (so haarsträubend sie auch manchmal ist) hier im Vordergrund steht. Auch der neueinsteigende Leser wird nicht gezungen sein, sich solchen Zweifeln zu stellen. „Glut und Asche“ lässt sich als Einzelroman gut lesen und wird - trotz dem Fehlen mancher Zusammenhänge - bestimmt neugierig machen. Eher weniger zu empfehlen ist dieser Band hingegen jenen, die die wiederkehrenden Elemtene und Vorgehensweisen schon in den letzten Büchern der Serie langweilten. Denn einen vielleicht erwünschten und furiosen „Neustart“ dürfen sie nicht erwarten.
Trotz aller Widrigkeiten; wer „Glut und Asche“ dennoch genießen möchte, wird sich in jedem Fall neben der teilweiße sehr packenden Story auch in die diesmal gewählte Aufmachung verlieben. Das wunderhübsche Cover ist in jedem Bücherregal ein echter Schmuck, weiß jedoch nicht nur mit Schutzumschlag zu überzeugen. Denn unter diesem versteckt sich ein schönes Hardcover in bester Qualität und bedruckt mit einem zum Roman sehr stimmig gewählten Motiv. Das schwarze Lesebändchen rundet diese Aufmachung ab und lässt auch den anfänglichen Frust großteils vergehen, dass der Einband nicht mehr zu den vorangegangenen Hardcover-Ausgaben passt. – Ein Manko, mit dem man leider bei einer so langen Serie, im Programm untschiedlicher Verlage, rechnen muss.
Beigelegt bei dieser Augabe ist - ebenso beachtenswert wie überraschend vielschichtig - ein Rockalbum, das „Glut und Asche“ auch musikalisch ist rechte Licht zu rücken versteht. Für gestandene Rock-Fans bestimmt ein feines Extra. Leser die darauf jedoch verzichten wollen, können beruhigt aufatmen, denn „Glut und Asche“ erhält man auch schon für 19,95 Euro ohne CD.
Fazit
Der elfte Band ist ein alter K(r)ampf auf einem gut gewählten Schlachtfeld. Wirklich Neues darf man sich nicht erwarten und trotzdem bleibt es teilweise sehr spannend. Sieht man über anfängliche Längen hinweg, die diesem Buch einzig und in voller Härte zum Verhängnis geworden sind, bleibt eine interessante Fortsetzung übrig, die ihre Stärken und Schwächen hat, schlussendlich aber wieder einmal neugierig macht auf mehr.
Neueinsteiger, die einmal schnuppern möchten, sind durch die besondere Aufmachung bestimmt sehr eingeladen "Glut und Asche" zu kaufen und können sich in jedem Fall auf einen guten, neugierig machenden Einstieg in die „Chronik der Unsterblichen“ freuen. Die Last über Andrej Delanys anfänglichen Veränderungen wird zumindest ihnen nicht die Leselust trüben.
Pro und Kontra
- teilweise wenig einfallsreich
- anfänglich große Längen
- Andrej Delany nicht wie man ihn kennt
- innerhalb der Reihe entstehende Unzuverlässigkeit durch immer neue Darstellung
Bewertung:
Handlung 3 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5
Rezension zu "Irondead - Der zehnte Kreis"