Mythen der Antike – Jason und das Goldene Vlies (Clotilde Bruneau, Alexandre Jubran, Luc Ferry)

Verlag: Splitter (März 2020)
Gebundene Ausgabe : 168 Seiten; 35 €
ISBN-13 : 978-3962194185

Genre: Sagen und Legenden


Klappentext

Jason und das Goldene Vlies. Der kleine Jason, legitimer Thronerbe von Iolkos, ist der einzige Überlebende eines Massakers, das sein Onkel, der Verräter Pelias, beging. Von seiner Mutter in Sicherheit gebracht, wächst Jason in einer Höhle auf und lernt bei dem besten Lehrer Griechenlands: dem Zentauren Cheiron, der ihm die Künste der Musik, des Krieges und der Medizin beibringt... Erwachsen geworden, erfährt er die Wahrheit über seine Herkunft, und er verlässt seinen Mentor, um sein Erbe einzufordern. Durch eine List seines Onkels sieht er sich jedoch gezwungen, die gefährlichste aller Missionen anzutreten: das Goldene Vlies zurückzubringen, einen ebenso kostbaren wie unzugänglichen Schatz...


Rezension

Pelias stößt seinen Bruder Aison vom Thron von Iolkos. Um sicher zu gehen, dass niemals der Thron von einem Kind Aisons eingefordert werden kann, lässt er dessen Kinder töten. Aber Jasons Eltern gelingt es, ihn in Sicherheit zu bringen. Er wird von dem Zentauren Cheiron ausgebildet und auf den Tag vorbereitet, an dem er seinen Thron zurückfordern wird. Als dieser da ist, erkennt Pelias den Jüngling und gibt ihm einen unmöglichen Auftrag. Jason soll Pelias das Goldene Vlies beschaffen, jenes goldene Widderfell, das sich im Besitz von König Aietes von Kolchis befindet und der es von einem Drachen im Hain des Ares bewachen lässt. Jason macht sich mit einer Vielzahl von Helden, unter anderem Herakles und Orpheus, an Bord der Argo auf dem Weg. Aber bis Kolchis ist es weit und sie müssen viele Gefahren bestehen. Riesen, die Stiere des Hephaistos und Scylla und Charybdis.

Die Reise durch die Mythen der Antike geht weiter. Luc Ferry ehemaliger Bildungsminister Frankreichs hat diese Reihe über die griechischen Götter und Heldensagen konzipiert und mit Hilfe von Clotilde Bruneau und wechselnden Zeichnern auf die Seiten von Comics gebracht. Jason und das Goldene Vlies ist eine der ganz großen und vor allem alten Sagen, auch wenn den meisten ihr Inhalt im Gegensatz zur Ilias eher unbekannt sein dürfte.
Wie im Nachwort zu erfahren ist, gibt es von dieser Sage gleich mehrere Varianten aus der Antike, die Teile hinzufügen oder weglassen. Somit ist es umso schwieriger, sie in einem Comic umzusetzen. Denn Luc Ferry und Clotilde Bruneau mussten aus diesen verschiedenen Varianten wählen und ihre Version aus ihnen zusammenfügen. Ein Unterfangen, was durch die Komplexität der Handlung noch zusätzlich erschwert wird. Auf diese Weise wird aus der Übertragung in ein anderes Medium zugleich auch eine Interpretation.
Luc Ferry und Clotilde Bruneau orientieren sich am Kern der Erzählung, in der es um die Suche nach Gerechtigkeit geht. Ein Thema, welches immer wieder aufgegriffen wird und durch verschiedene Ereignisse und Stationen auf der Reise der Argo zur Sprache kommt. Ferry und Bruneau haben gut gewählt bei dem, was sie in ihre Adaption aufnehmen. Sie haben die Sage komprimiert und präsentieren sie in einer leicht zugänglichen Form dem Leser, dessen Neugier auf die weiteren Abenteuer Jasons, die hier leider nicht zur Sprache kommen können aber erwähnt werden, geweckt wird. Nur das Ende gerät ihnen etwas zu hastig und zu versöhnlich friedvoll und es will nicht ganz zu der ansonsten recht blutigen Geschichte passen. Eine mutige Entscheidung ist ihr Ende von Jason und das Goldene Vlies allemal und es gibt ihnen die Möglichkeit die Handlung schneller abzuschließen, was für ihre Wahl durchaus ein Argument gewesen sein könnte.
Da die Sage im Original auf drei Alben verteilt war, haben die beiden Autoren ausreichend Platz, um möglichst viel zu erzählen und können dabei auch kleinere Abstecher unternehmen, die nichts mit der Haupthandlung zu tun haben.
Zum Glück! Denn es sind verschiedene Hinweise, Andeutungen und direkte Verweise auf andere Sagen und Helden enthalten, die die Welt der Antike und der Sagen umso lebendiger werden lassen.
Erneut haben Clotilde Bruneau und Luc Ferry hervorragende Arbeit bei der Adaption geleistet und können weiteres Interesse an der antiken Sagenwelt wecken.

Alexandre Jubran liefert leider nur solides Handwerk in seinen Zeichnungen ab. Er arbeitet zwar mit vielen Details und die Monster und vor allem der Drache sehen immer beeindruckend aus, aber seine Figuren wirken seltsam steif, mehr wie Roboter als wie Menschen und so ist auch keine Dynamik in den Bewegungen. Es fehlt nicht viel, aber das gewisse Etwas fehlt eben und lässt Alexandre Jubrans Arbeit eben nur auf durchschnittliches franko-belgisches Niveau kommen. Gerade bei einer solchen Sage, die so viel Dramatik, so viele Kämpfe und exotische Orte bereithält, wäre mehr Kreativität in der Perspektive, Darstellung und dem Bildaufbau und mehr Dynamik in den Bewegung mehr als wünschenswert gewesen.

Der Band wird erneut von einem Anhang abgerundet, in dem Luc Ferry viel über die Hintergründe der Sage, ihre Entstehung und ihre Helden erklärt. Ebenso geht er auf ihre Bedeutung und ihre Deutungsmöglichkeiten ein und liefert viele interessante Informationen. Luc Ferry hilft damit dem Leser Jason und das Goldene Vlies noch besser einordnen zu können und auch die letzten Nuancen zu erkennen.


Fazit

Wie bereits die Ilias und andere Sagen der Antike bereiten Luc Ferry und Clotilde Bruneau Jason und das Goldene Vlies hervorragend für heutige Leser auf. Diese spannende und gelungene Umsetzung macht einfach Lust auf mehr, denn die Themen sind zeitlos und nach wie vor interessant. Nur die Zeichnungen hätten etwas besser ausfallen dürfen.


Pro & Contra

+ verdichtet die Sage und macht sie leichter zugänglich
+ informativer Bonusteil

0 durchschnittliche Zeichnungen

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 5/5


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