Spirou & Fantasio Gesamtausgabe Bd.13: 1981 – 1983 (Tome & Janry)

Verlag: Carlsen; (September 2020)
Gebundene Ausgabe: 272 Seiten; 34 €
ISBN-13 : 978-3551716330

Genre: Humor/ Abenteuer


Klappentext

Die Gesamtausgabe eines der großen Werke des frankobelgischen Comics.

Nach dem Ausscheiden des langjährigen Spirou-Zeichners Jean-Claude Fournier lagen die Geschicke der Serie zeitweilig in den Händen von drei miteinander konkurrierenden Autorenteams, ehe man sie einem aufstrebenden Duo anvertraute:
Binnen weniger Episoden gelang es Tome & Janry, jene Melange aus großem Abenteuer und liebevoll-respektlosem Humor zu perfektionieren, mit der sie nachhaltig den Beweis antraten, dass es für Spirou und Fantasio ein Leben nach André Franquin gab.


Rezension

Der Beginn der 80er Jahre war für Spirou und Fantasio turbulent. Die Entscheidungsträger im Verlag waren sich nicht einig, wer die Serie übernehmen sollte, weswegen es zeitweise drei Teams gleichzeitig gab, die neue Abenteuer des Duos schrieben. Von denen zwei mehrere Abenteuer schaffen durften. Das eine war Nic Broca und Raoul Cauvin, dessen drei Alben bereits im zwölften Band der Gesamtausgabe zum Abdruck kamen und die den großen Nachteil hatten, nicht auf Rummelsdorf und die bekannten Nebenfiguren zurückgreifen zu dürfen, und das andere Tome und Janry, die genau dies durften und ausgiebig taten. Seinen Anfang machte das recht junge Team mit Kurzgeschichten unterschiedliche Länge, mit denen sie sich erprobten und lernten auch längere Geschichten zu erzählen, bis sie bereit waren ein Album zu schreiben. Ihre Kurzgeschichten bildeten später den Einzelband Jugendsünden, in dem sie zusätzlich eine Rahmenhandlung mit Pips schufen. Es sind jedoch nicht alle ihrer Kurzgeschichten enthalten, da die Gesamtausgabe chronologisch vorgeht und manche damit erst später ihren Weg hineinfinden werden.

Das geheimnisvolle Virus

Am Hafen will Fantasio in Bezug auf ein Schiff recherchieren und stolpert dabei auf ihren alten Gegner John Helena. Dem geht es überhaupt nicht gut. Er hat sich auf der Polarstation Island Red einen höchstgefährlichen Virus eingefangen und seine einzige Hoffnung auf Heilung ist der Graf von Rummelsdorf. Der hat auch eine Lösung für das Problem, allerdings wird auch eine Substanz aus der Polarstation benötigt und deswegen brechen Spirou, Fantasio, John Helena und Pips auf, um den Menschen dort zu helfen und das Heilmittel fertigzustellen. Sie ahnen nicht, dass ihnen bereits Handlanger eines Pharmakonzerns auf den Fersen sind, die mehr tun sollen, als sie nur an der Fertigstellung des Heilmittels zu hindern.
Mit Das geheimnisvolle Virus erzählten Tome und Janry ihre erste albenlange Geschichte Spirous und taten dies praktisch sofort richtig gut. Die Mischung aus Abenteuer und Thriller ist enorm gut gelungen, auch wenn es manchmal etwas viel Text ist. Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas vergessen sie den Humor nicht, der vor allem auch durch Pips und seinem neuen Freund Wassili, der Seehund, in die Geschichte kommt.

Abenteuer in Australien

Gerade von einer Reise zurückgekehrt, brechen Spirou und Fantasio direkt wieder nach Australien auf. Dort hat der Graf von Rummelsdorf eine sensationelle Entdeckung gemacht und die Beiden sollen kommen und ihm helfen. Aber als sie am Ort des Geschehens eintreffen, wird ihnen gesagt, der Graf sei tot. Das wollen Spirou und Fantasio, die mittlerweile in Begleitung von Steffani sind, nicht akzeptieren und sie forschen nach.
Abenteuer, Gangster und Humor, die Geschichte hat alles, was ein Spirou-Album braucht und dazu perfekt abgemischt. Spirou & Fantasio wird hier wieder etwas erwachsener, teils recht düster. Aber dies passt sehr gut zur Serie und lustig wird es natürlich auch, sei es durch Pips, durch Steffani oder durch den Schamanen der Aborigines, der eine ganz besondere Meditationshaltung hat. Abenteuer in Australien ist ein Paradebeispiel für ein Spirou-Abenteuer und ist flüssig und absolut rund erzählt.

Marylin ist nicht zu stoppen

Oskar, der alte Bahnwärter von Rummelsdorf, hat als Hobby die Elektronik entdeckt und dabei sensationelle Roboter geschaffen. Leider ist nicht jede seine Erfindungen so friedlich und niedlich wie Fotofax. Seine Marylin entpuppt sich als machtgierig und äußerst aggressiv. Nur gut, dass Spirou und Fantasio in Rummelsdorf sind.
Noch bevor der Terminator Bekanntheit erlangte, ließen Tome und Janry Marylin auf Rummelsdorf los, die ebenso die Menschheit beherrschen will. Die Geschichte ist pure Science Fiction, trifft aber leider nicht vollkommen ins Schwarze. Manchmal etwas zu albern, manchmal etwas zu hanebüchen, ist sie nichts Ganzes und nichts Halbes. Gerade im Vergleich zu den beiden Vorgängern ist dieser Band schwach. Dafür gibt es wie in den Vorgängern aber jede Menge Anspielungen auf andere Comics und die Popkultur der Zeit. Etwas, dass Tome  und Janry beherrschen und in ihren Alben auch nutzen.

Jugendsünden (1. Teil)

In einer Rahmenhandlung ereifert sich Pips über die Rücksichtlosigkeit Spirous, was unglaublich witzig ist. Die Kurzgeschichten sollen dies unterstreichen.

Eine Stimme versagt den Dienst

In einem militärischen Labor soll Affen das Sprechen beigebracht werden. Einer kann entkommen und sorgt für Chaos.
Eine sehr kurze und witzige Geschichte macht den Anfang.

Ein Foto gab den Hinweis

Der Graf von Rummelsdorf bittet Spirou und Fantasio bei einem Treffen einen Spion unter Kollegen zu enttarnen. Das ist aber gar nicht so einfach.
Tome und Janry bringen die Geschichte auf den Punkt und vergessen dabei den Humor nicht.

Das Verhängnis

Fantasio kehrt aus Kanada zurück und bringt von dort ein ganz besonderes Gastgeschenk mit. Eins, das mit äußerster Vorsicht zu behandeln ist.
Slapstick und Humor geben sich hier die Klinke in die Hand. Das Verhängnis ist kurz und richtig lustig.

Der Page und der Präsident

Spirou will eigentlich nur nach Hause. Dummerweise kommt er an einem Hotel vorbei, dass einen ausländischen Präsidenten beherbergt. Da er seine Pagenuniform trägt, wird er für einen ebensolchen gehalten und trotz Widerworte zum Dienst am Lift abgestellt. Als der Präsident eintrifft wird es noch turbulenter.
Der Page und der Präsident ist einfach großartig geschrieben und hat einen Witz nach dem anderem zu bieten. Und dass der Präsident einem Ronald Reagan ähnelt, der zur Zeit der Entstehung im Amt war, ist sicher kein Zufall und bringt zusätzliche Würze in die Geschichte.

Die einzig mehr oder weniger wahre Geschichte über die Jugend von Spirou, erzählt von Onkel Paul

Onkel Paul erzählt aus der Jugend Spirous. Dabei tauchen so ziemlich alle bekannten Charaktere in einer jüngeren Variante auf.
Die Kurzgeschichte ist ganz gut und lustig, ist aber für das Spirou & Fantasio-Universum unheimlich wichtig, da hier zum ersten Mal der kleine Spirou auftrat.

Der Comic-Fälscher

Der fünfte Band von Gaston erschien nie. Oder doch? Ein Händler hat ihn im Angebot. Spirou und Fantasio forschen nach.
Tatsächlich gab es in Frankreich kein fünftes Album von Gaston. Die Zählung sprang direkt von Vier nach Sechs. Tome und Janry machen daraus einen gelungenen Krimi.

Bei den Zeichnungen orientieren sich Tome und Janry eher an Franquin als an ihren direkten Vorgängern, vor allem der Detailreichtum ist toll anzusehen. Wie jeder Comiczeichner müssen sie sich erst etwas einfühlen, weswegen sich die Zeichnungen über die Bände entwickeln und immer besser werden.

Abgerundet wird der Band wie gewohnt durch einen sehr umfangreichen redaktionellen Teil, in dem auf die Entstehung der Alben und damit auch auf das Chaos bei der Suche nach einem neuen Team für Spirou eingegangen wird.


Fazit

Mit ihren ersten Kurzgeschichten und albenlangen Abenteuern zeigen Tome und Janry sofort, dass sie genau die Richtigen für die Abenteuer des Pagen und seiner Freunde sind. Witz, Humor und Dramatik beherrschen sie. Nur Marylin ist nicht zu stoppen fällt etwas gegenüber dem Rest ab.


Pro & Contra

+ Rückkehr der Rummelsdorfer
+ ernsthafter und trotzdem lustig
+ gut erzählt

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4/5
Humor: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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