Verlag: Splitter; (August 2020)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 16 €
ISBN-13 : 978-3962194826
Genre: Krimi
Klappentext
Richard Monroe
Los Angeles, 1935. Das gesamte Who is who Hollywoods ist im Theatersaal des High Tower Hotels versammelt, um der Premiere des Musicals Who killed the fantastic Mr. Leeds? beizuwohnen. Die gefeierte Schauspielerin Ava Lamont und der nicht minder prominente James Crowley sind die Topstars des Spektakels... bis letzterer auf offener Bühne erschossen wird. Mit der rauchenden Waffe in der Hand, wird seine Partnerin auf der Stelle verhaftet – vor Hunderten Zuschauern und Zeugen. Einzig ein so berühmter wie berüchtigter Privatdetektiv wird versuchen, ihre Unschuld zu beweisen. Damit beginnt für Richard Monroe eine der aufreibendsten Nächte seines Lebens. Und er erfährt schon bald eine der Grundregeln des Showgeschäfts: Wer hoch steigt, kann auch sehr schnell sehr tief fallen...
Rezension
Richard Monroe, seines Zeichens Privatdetektiv, fliegt aus dem 46... ähm 47. Stockwerk des High Tower Hotels. Was für so gut wie jeden das Ende bedeutet, überlebt er und es bildet eigentlich nur den Höhepunkt eines verrückten Abends, der noch lange nicht vorbei ist. Wenige Stunden zuvor hat seine Klientin Ava Lamont, für die er als Bodyguard arbeitet, ihren Bühnenpartner James Crowley auf der Bühne und vor Zuschauern erschossen. Der eigentlich klare Fall ist dann aber doch nicht so klar. Richard Monroe fallen Ungereimtheiten auf und das ist für ihn der Beginn für jede Menge Unannehmlichkeiten. Unter anderem fliegt er aus einem Fenster, muss sich mit dem FBI anlegen, wird beschossen, landet bei Meerjungfrauen und liefert sich eine Verfolgungsjagd durch die Stadt. Und über allem schwebt die Frage, ob es das wirklich wert war.
Herik Hannas Reihe über die 7 Detektive geht mit Richard Monroe in die zweite Runde. Nachdem es mit Miss Crumble einen klassischen „Wer war´s“-Krimi gab, geht es nun etwas härter zur Sache. Denn Herik Hanna begibt sich in die Welt der hartgesottenen, vollkommen abgebrühten und schlagfertigen Typen, auf die immer um die nächste Ecke eine Femme Fatale wartet. Das Hardboiled-Genre hatte seinen Höhepunkt in den dreißigern und vierzigern Jahren, ist aber bis heute noch aktuell. Da die meisten bekannten Detektive aus den dreißiger Jahren stammen, hat Herik Hanna seine Geschichte ebenso zu diesem Zeitpunkt angesiedelt. Und der Zeitrahmen ist perfekt gewählt für einen Charakter wie Richard Monroe, der kaum zu Kompromissen bereit ist und ebenso wenig von Diplomatie hält. Wie es das Genre vorschreibt, hat er Probleme mit der Polizei, mit den Gangsterbanden und jedem, der ihm in die Quere kommt. Lösen tut er sie meist mit Gewalt. Aber nicht nur.
Who killed the fantastic Mr. Leeds? ist von Hanna in zwei Teile geteilt worden. Im ersten baut er clever seinen Kriminalfall auf. Abwechselnd zeigt er das Verhör, nachdem Richard Monroe aus dem 47. Stock gesprungen ist und wie es dazu kam. Durch diesen Aufbau kommt eine ganz eigene Dynamik zustande, die dem Leser gespannt verfolgen lässt, was eigentlich los ist. Allerdings ist es durch den Twist leider nicht möglich, selbst auf die Lösung zu kommen. Der zweite Teil des Comics ist dann die explosive Auflösung des Ganzen, die mit sehr viel Action garniert wurde. Das macht unheimlich viel Spaß zu lesen, da es rasant geschrieben ist. Durch den leicht ironischen Humor und dadurch das Herik Hanna seine Geschichte nicht bitterernst nimmt, gibt es für den Leser genug zu grinsen, ohne das aus der Geschichte eine Parodie wird. Es gibt sogar einen sehr gelungenen Running Gag. Wie einst Snake Plissken immer wieder mit der Frage nach seinem Tod konfrontiert wurde, muss Monroe immer die Zahl des Stockwerks korrigieren.
Richard Monroe erinnert übrigens hin und wieder an einen anderen Detektiv der Comickunst: Jeff Jordan. Beide sind knallhart, clever und vor allem überhaupt nicht auf den Mund gefallen und haben wenig Respekt vor der Polizei. Im direkten Vergleich hat Maurice Tillieux´Schöpfung die Nase zwar vorne, aber Richard Monroe braucht sich nicht vor ihm zu verstecken.
Herik Hanna hat hier eine gelungene Hommage an ein Genre geschaffen, deren Ermittler hoffentlich noch in weiteren Fällen auftreten darf, vielleicht dann sogar so, dass der Leser mitraten kann.
Mit dem neuen Krimigenre gibt es gleich auch einen neuen Zeichenstil. Nicolas Sure besitzt einen etwas kantigeren Stil, der zu Richard Monroe wie die Faust aufs Auge passt, die den Privatdetektiv wohl des öfteren getroffen hat. Dennoch besitzen seine Zeichnungen ein humorvolles Augenzwinkern und präsentieren Richard Monroe trotz aller inhaltlichen Härte und Abgeklärtheit mit einer gewissen Leichtigkeit. Who killed the fantastic Mister Leeds? ist gleichzeitig Hommage und ein wenig Parodie eines Hard Boiled-Krimis und dies spiegelt sich in Nicolas Sures Zeichnungen. Die Härte der Action und Morde zeigt er ebenso, als auch den Humor der hinter allem steckt. Generell hat er ein sehr gutes Verständnis dafür, wie er eine Seite aufbauen und eine Verfolgungsjagd spannend inszenieren muss. Die Atmosphäre des Hollywoods der dreißiger Jahre fängt er gelungen ein. Für diesen Band ist er der perfekte Zeichner.
Fazit
Richard Monroe ist nicht ganz so stark wie die unvergleichliche Miss Crumble, bietet aber dennoch ein guten Fall im Hard Boiled-Stil, bei dem der Leser aber keine Chance hat, auf die Lösung zu kommen. Ansonsten ist dieser Fall ein großer Krimispaß mit einem harten Hauptcharakter, der nicht auf den Mund gefallen ist.
Pro & Contra
+ knallharter Hauptcharakter mit Humor
+ gelungene Hommage
+ funktionierende Running Gags
0 Herik Hanna will mit der Auflösung zu sehr überraschen
Bewertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
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