Der UnMagier - Rabenfreund (Christopher Golden/Thomas E. Sniegoski)

Feder und Schwert (Februar 2006)
Taschenbuch, Seiten: 304
Euro 10,95
ISBN 978-3-937255-64-4

Genre: Fantasy


Klappentext

Der gefährlichste Junge der Welt?

Timothy ist eine Laune der Natur, ein Außenseiter, eine Unmöglichkeit. Er ist der einzige Lebende Mensch ohne magische Kräfte und hat sein gesamtes Leben verborgen auf einer einsamen Insel zugebracht. Als Timothy endlich seine Geburtsstadt zurückkehrt, ist er fasziniert von den magischen Strömungen, die die Welt antreiben, und wie hypnotisiert von den Gebäuden und Lichtkugeln, die scheinbar schwerelos am Himmel hängen. Aber er ist auch dem Tode geweiht.
Assassinen beobachten jede seiner Bewegungen, und die Regierung will ihn tot sehen. Timothy kann sich nicht vorstellen, was er für eine Bedrohung darstellen sollte; schließlich kann er in dieser Welt nicht ausrichten.

Oder etwa doch?


Rezension

Timothy Cade ist anders. Manche würden ihn Krüppel nennen, andere Missgeburt, denn der junge Knabe ist in eine Welt voller Magie hineingeboren worden, er selbst aber hat keinerlei magische Begabung. Diese Unmöglichkeit brachte seinen Vater Argus Cade, einen mächtigen Zauberer, dazu, ihn in einer Paralleldimension zu verstecken.
Auf der Insel „Geduld“ vegetierend, geht Timothy seiner eigenwilligen Begabung nach. Es ist ihm möglich Geräte zu konstruieren. So erbaut er sich sogar einen Blechmann, der im Prinzip einem Menschen geistig in nichts nachsteht.

Als Argus Cade stirbt und Leander Madoxx, sein Freund, in dessen verwaistes Haus zurückkehrt, erfährt er vom Raben Edgar, dass der todgeglaubte Junge noch lebt. Sofort holt er ihn in die magische Welt und stellt ihn dem Großmeister der Magier vor, der ihn umgehend zu seinem Spion erklärt. Denn Timothy hat noch eine Fähigkeit: Magie kann ihm nichts anhaben.

Der UnMagier – Rabenfreund ist ein Buch, das so ziemlich alles falsch macht, was man nur falsch machen kann. Letztendlich ist das Abenteuer von Timothy das gleiche wie es schon duzende „Helden“ zuvor getan haben. Ein schlichtes Drehen um 180° reicht da nicht. Anstatt der Einzige zu sein, der zaubern kann, kann er es eben als Einziger nicht. Dafür macht er Magie zunichte.
Das Fundament der Geschichte ist somit schon nicht erwähnenswert.
Dazu kommt die unnachvollziehbare Ausgangssituation.
Ein liebender Vater der seinen Sohn auf einer Insel versteckt, ist völlig an den Haaren herbeigezogen, vor allem, da seine „anderen“ Begabungen hätten auffallen müssen.
Selbst wenn man von den Logiklöchern absieht und davon ausgeht, dass die Zielgruppe von 12 Jahren aufwärts so etwas ignoriert, wird der Leser mit diesem Buch nicht glücklich werden.
Langsam vor sich herdümpelnd, zieht sich die Geschichte von Seite zu Seite. Zu keiner Zeit baut sich eine Spannungskurve auf, da die Geschehnisse lieblos und ohne schöne Übergänge aneinandergehängt wurden. Und wichtige oder interessante Passagen werden einfach übersprungen.
So hat sich der Junge ganz plötzlich einen „Gyrokopter“ (Helikopter) gebaut. Während gutgläubige Menschen das vielleicht auf die junge Zielgruppe und deren mögliche Überforderung schieben möchten, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es schwer zu erklären ist, wie Timothy sich aus Holz und ein bisschen Erz einen Verbrennungsmotor gebaut hat, viel höher.

Gut, dann sprüht Der UnMagier eben nicht vor cleveren Ideen und Innovationen. Es wäre nicht das erste Buch, welches das Manko mit einer guten und flüssigen Sprache wieder behebt.
Die missratene Übersetzung macht dieser Hoffnung leider auch einen Strich durch die Rechnung. Teils ellenlange Sätze voller Kommata und ungelenken Formulierungen, rauben der Geschichte die Spannung und dem Leser die Nerven. Da hier nicht die englische Version vorlag, kann diese nicht bewertet werden. Tatsache ist jedoch, dass die Übersetzung nichts verbessert hat. Von den grausigen Dialogen mal ganz abgesehen.

Zu allem Überfluss glänzt der erste Teil, der vier Bände umfassenden Reihe, mit schlechten Charakteren. Timothy Cade ist sicherlich noch der stärkste Charakter, seine ständigen Wechsel zwischen übermäßigem Übermut und kindergerechten Angst sind allerdings unausgewogen, als wüsste der Autor selbst nicht, wie der Titelheld nun eigentlich ist.
Zum einen ist Timothy ein Genie und traut sich den Feind zu infiltrieren, im selben Moment aber ist er sich nicht sicher, ob die Assassinen, die ihn mit Schwertern durch das Haus jagen und ihm Morddrohungen aussprechen, auch wirklich vorhaben, ihn zu töten.
Der Blechmann scheint wie aus dem Zauberer von Oz recycelt, Ivar der mächtige (Chamäleon-)Krieger bleibt farblos und Verlis kommt aus dem Nichts und verwirrt mit unnachvollziehbaren Taten.

Was bleibt, ist eine Jugendgeschichte für Leseeinsteiger mit einem anständigen Finale, das wie gewohnt auf den Folgeband verweist. Insgesamt ist der UnMagier aber kein gutes Werk, das vor weiteren Bänden eher abschreckt. Zu oft hat man das Gleiche gesehen, aber um ein Vielfaches besser.


Fazit

Ein mäßiges Abenteuer mit schlechter Übersetzung und kläglichen Dialogen. Für Leseeinsteiger ab 12 Jahren ist ein Blick aber womöglich lohnenswert.


Pro und Kontra

+ die letzten 80 Seiten
+ Cover

- schlechte Dialoge
- blasse, nicht nachvollziehbare Charaktere
- langweiliger Plot
- lediglich eine Aneinanderreihung von Geschehnissen

Beurteilung: 

Handlung 2/5
Charaktere: 1/5
Lesespaß: 1,5/5
Preis/Leistung: 1/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Christopher Golden:

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Rezension zu Sons of Anarchy 1