Ring Shout (P. Djèli Clark)

Tor Books (2020)
Gebundenes Buch
180 Seiten, 14,81 EUR
ISBN: 978-1250767028

Genre: Historische Fantasy, Urban Fantasy, Horror

Klappentext

Nebula, Locus, and Alex Award-winner P. Djèlí Clark returns with Ring Shout, a dark fantasy historical novella that gives a supernatural twist to the Ku Klux Klan's reign of terror.
D. W. Griffith is a sorcerer, and The Birth of a Nation is a spell that drew upon the darkest thoughts and wishes from the heart of America. Now, rising in power and prominence, the Klan has a plot to unleash Hell on Earth.
Luckily, Maryse Boudreaux has a magic sword and a head full of tales. When she's not running bootleg whiskey through Prohibition Georgia, she's fighting monsters she calls "Ku Kluxes." She's damn good at it, too. But to confront this ongoing evil, she must journey between worlds to face nightmares made flesh--and her own demons. Together with a foul-mouthed sharpshooter and a Harlem Hellfighter, Maryse sets out to save a world from the hate that would consume it.


Rezension

„Ring Shout“ beginnt im Georgia der zwanziger Jahre, mit drei jungen Schwarzen Frauen, die auf einem Hausdach eine Parade des Ku-Klux-Klans beobachten. Die drei verbindet die Fähigkeit, die wortwörtlichen Monster zu sehen, die sich hinter den Fassaden einiger Klan-Menschen verbergen – Wesen, die Protagonistin und Ich-Erzählerin Maryse als „Ku-Kluxe“ bezeichnet. Auf diesen ersten Seiten zeichnet sich bereits eine große Stärke des Buches ab: Es liefert eine gelungene Balance aus Horror und Urban Fantasy, schafft es gleichzeitig, seine Monster albtraumhaft beängstigend, aber auch seine Protagonistin kompetent, selbstbewusst und in Kontrolle erscheinen zu lassen.

Bei Maryses erster Begegnung mit den Ku-Kluxen, die sie bis in die Gegenwart verfolgt, war sie noch hilflos. Aber nun hat sie ein magisches Schwert, das ihr von drei mysteriösen Wesen anvertraut wurde. Damit geht wieder und wieder auf Monsterjagd. Begleitet wird sie von der ruhigen, aber charismatischen Cordy, die als Mann verkleidet im Ersten Weltkrieg gekämpft hat und ihrem Talent im Mischen explosiver Substanzen den Spitznahmen „Chef“ verdankt, und von der exzentrischen Sadie. Maryse, aber auch ihre Gefährtinnen, Gegenspieler und natürlich auch die verschiedenen Monster sind Gestalten mit einer bemerkenswerten Präsenz, die sich Lesenden ins Gedächtnis schreiben.

Schon früh im Buch bemerkt Maryse, dass sich etwas verändert – es treten neue, gefährlichere Gegner auf den Plan und sie zweifelt kaum daran, dass die Wiederaufführung des Films „Birth of a Nation“ Teil eines Rituals ist, dass eine erneute Bedrohung auf den Plan rufen wird. Um sie aufzuhalten, muss sie sehr unheimliche potenzielle Verbündete aufsuchen und sich ihren schmerzhaftesten Erinnerungen stellen. Schließlich läuft die Geschichte auf einen dramatischen Höhepunkt mit einem kleinen, unerwarteten Twist zu. Insgesamt ist „Ring Shout“ eine gradlinige Geschichte um eine auserwählte Monsterjägerin, welche die klassischen Stationen einer solchen Geschichte durchläuft, aber diese sehr vertraute Struktur wird hier mit originellen Ideen und tiefer gehenden Themen gefüllt.

Die Fantasyaspekte und der Plot sind eng mit dem historischen Setting verwoben – amerikanische Rassisten werden hier zu willfährigen Werkzeugen von Monstern aus einer anderen Welt, Filme Teil von Ritualen, und es gibt auch Einblicke in die Gullah-Kultur, der auch z.B. der titelgebende „Ring Shout“ entstammt. Auch die Magie in Maryses Schwert ist eng mit der Geschichte des transatlantischen Sklavenhandels verbunden. Ich hatte immer wieder den Impuls, mehr zu einigen Themen zu recherchieren.

Ich habe das Buch tatsächlich nicht als Buch gelesen, sondern die von Channie Waites Hörbuchversion gehört. Waites liest ausdrucksvoll und fängt auch die verschiedenen Akzente, Lieder und teilweise sehr ungewöhnlichen Stimmen der einzelnen Figuren ein. Das Buch ist weitestgehend in African American Vernacular English geschrieben. Maryses Erzählstimme schwankt zwischen trocken-draufgängerischen Kommentaren und sehr emotionalen Passagen.

Der Roman findet ein spektakuläres und befriedigendes Ende, aber es gibt auch die Andeutung, dass es eine Fortsetzung geben könnte – immerhin ist der Kampf gegen Hass und Rassismus, welche hier nicht nur an sich verdammenswert sind, sondern auch Türen für gefährliche Kreaturen öffnen, nicht mal eben so zu Ende ausgefochten.


Fazit

P. Djèli Clark verbindet in „Ring Shout“ gekonnt amerikanische Geschichte, Urban Fantasy und Horror zu einem bildgewaltigen, mitreißenden Kurzroman, in dem eine junge Schwarze Frau den Kampf gegen beängstigende und eindrucksvoll widerwärtige Gegner aufnimmt.


Pro und Contra

+ originelle, wirklich unheimliche Monster
+ plastische Figuren
+ gelungene Verbindung von Geschichte und Phantastik
+ lenkt den Blick auf Rassismus, aber auch auf Widerstandskraft und Geschichte Schwarzer Amerikaner*innen
+ sehr diverser Cast, auch in Bezug auf sprachliche Vielfalt, auf politische Ideen und sexuelle Orientierungen

- eine Szene am Ende gleitet kurz in Kitsch ab (wird aber schnell wieder aufgefangen)

Wertung

Handlung: 4,5/5
Figuren: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis-Leistung: 3/5