Sara – Tod aus dem Hinterhalt (Garth Ennis, Steve Epting)

Verlag: Panini; (Februar 2021)
Hardcover: 156 Seiten; 25 €
ISBN-13: 9783741620805

Genre: Historik/ Drama


Klappentext

Eiskalte Killerin

Ihre Feinde nennen sie „die rote Hündin“: Gemeinsam mit sechs anderen Frauen kämpft die junge, von Rache getriebene Sara als Heckenschützin im Winter 1942 gegen die deutschen Truppen vor Leningrad. In den Reihen der Invasoren ist die sowjetische Kämpferin ein gefürchteter und gehasster Mythos, dem bereits Hunderte deutsche Soldaten zum Opfer gefallen sind. Umso erbitterter versuchen die Nazis, ihre Gegnerin auszuschalten. Doch nicht nur der eisige russische Winter und der allgegenwärtige Tod auf dem Schlachtfeld machen Sara und ihre Mitstreiterinnen zu schaffen. Droht ihnen doch auch in den eigenen Reihen Gefahr durch skrupellose Politkader, denen jedes Mittel recht ist, ihre Ziele durchzusetzen.


Rezension

Sara und ihre Kameradinnen sind während der deutschen Invasion Russlands Angehörige der russischen Armee. Sie sind Scharfschützen und Sara ist eine der besten, wenn nicht sogar die Beste. Mit tödlicher Präzision erschießt sie einen deutschen Soldaten nach dem anderem. Dennoch müssen sie und ihre Kameradinnen darauf achten, was sie sagen und was sie tun, denn die Politkommissarin Raisa soll ein Auge darauf haben, ob jemand etwas von sich gibt, was nicht patriotisch ist und dann erscheint eines Tages auch eine neue Gefahr. Die Deutschen haben ihren besten Scharfschützen in Saras Abschnitt der Front gebracht. Er soll Jagd auf die sogenannte „rote Hündin“ machen.

Neben seinen Arbeiten an Hellblazer, Punisher, Preacher und anderen Superhelden für Marvel und DC hat Garth Ennis schon häufiger Comics geschrieben, die den Zweiten Weltkrieg als Thema hatten. Diesem hat er sich auf unterschiedlichen Wegen und durchaus differenziert genähert.
Mit Sara schreibt er aus der Sicht einer der Frauen, die für Russland gekämpft haben. Für viele dürfte es überraschend sein, dass auf russischer Seite Frauen dienten. Tatsächlich aber gibt es eine reale Vorlage für Sara. Ljudmila Pawlitschenko zählte zu den erfolgreichsten Scharfschützen des Zweiten Weltkrieges, die innerhalb weniger Monate 309 Soldaten tötete.
Garth Ennis lässt seine Sara ebenso gut sein. Sie ist diejenige, die den feindlichen Kommandierenden die meiste Angst macht. Garth Ennis beschränkt sich aber zum Glück nicht auf Saras Tötungen. Dies wäre zu eindimensional und zu einfach. Er beschäftigt sich in Sara mit dem, was diese Art des Kampfes und der Krieg allgemein mit einem Menschen macht. Sara ist keine große Heldin, die für Ruhm und Vaterland in den Kampf zieht, sie tut, was sie tun muss und am Besten kann. Der Kampf fürs Vaterland ist dabei schon lange in den Hintergrund gerückt, sie kämpft für ihre Kameradinnen und deren Überleben. Höhere Ziele hat sie nicht mehr. Sie ist fast mechanisch bei der Sache. Das liegt daran, dass sie etwas erfahren hat, was nie für ihre Ohren bestimmt war, und mit dem Ennis klar macht, dass keine der beiden Seiten in diesem Konflikt noch als menschlich oder gut bezeichnet werden konnte. Krieg ist dreckig und Ennis zeigt ihn genauso. Dabei verwendet er eine interessante Erzählstruktur. Immer wieder wechselt er zwischen Einsatz und Ruhephasen hin und her, Auf diese Weise erzeugt er eine intensive Atmosphäre und es gelingt ihm eine tiefe Charakterzeichnung von Sara und ihren Kameradinnen, von denen eigentlich keine noch wirklich aus Idealismus kämpft. Ganz besonders deutlich wird dies eben bei Sara, aber auch bei Rina und Vera, die zu viel Spaß am Töten und Foltern hat. Garth Ennis verurteilt dabei nicht, er stellt dar und überlässt den Leser seinen Gedanken. Das hätte schief gehen können, tut es aber nicht, weil Garth Ennis genau weiß, was er tut und wie er etwas schreiben muss, um die entsprechende Wirkung zu erzielen. Sara ist ein intensiver und bitterer Blick auf den Krieg in Russland.

Steve Epting hat ebenso wie Ennis bereits viel für Marvel und DC gearbeitet. Und seine Erfahrung ist jedem Panel anzusehen. Er zeichnet realistisch und legt viel Wert darauf, alles detailreich darzustellen. Er fängt die Hitze des Gefechts genauso ein, wie die ruhigen Momente. Dadurch verstärkt er die Intensität von Garth Ennis Geschichte über Sara und ihr Schicksal und sorgt dafür, dass der Comic herausstechend aus der Masse ist.


Fazit

Sara ist eine bittere Betrachtung des Zweiten Weltkriegs mit eines sehr interessanten Hauptfigur. Garth Ennis legt seinen Fokus statt auf Heldenmut auf das Innenleben seiner Charaktere. Sara ist ein Zweiter Weltkriegscomic, der sich ohne Einschränkung zu lesen lohnt.


Pro & Contra

+ statt Helden, sind Menschen die Protagonisten
+ differenziert
+ sehr gute Zeichnungen

Bewertung:

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


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