Egmont Manga (Januar 2021)
Taschenbuch, 192 Seiten, 7,50 EUR
ISBN: 978-3-7704-2871-7
Genre: Fantasy / Yaoi
Klappentext
In Chiharus Geburtsort gibt es die Legende von einem Drachengeist, dem eine menschliche Braut versprochen wurde. Als er in seine alte Heimat zurückkehrt, um in Ruhe an einem neuen Buch zu schreiben, begenet er einem mysteriösen Mann. Dieser rettet ihn kurz darauf nicht nur aus einer misslichen Lage, in dem er sich in einen Drachen verwandelt - er behauptet auch noch, Chiharu sei seine versprochene Braut.
Rezension
Der junge Autor Chiharu besucht seinen Geburtsort, um Ruhe und Inspiration zu finden. Am Bahnhof liest er die Geschichte eines Drachengottes, der einem Bauer Regen brachte und dafür dessen Tochter zur Frau bekam. Allerdings fehlt das Ende der Geschichte. Während Chiharu darauf wartet, dass ein Freund ihn abholt, entdeckt er einen Mann mit weißem Haar, der ohnmächtig im Gebüsch liegt. Chiharu kommt ihm zur Hilfe und teilt mit ihm sein Essen. Der Fremde erzählt ihm, dass er auf seine Braut wartet und Angst hat, diese nicht zu erkennen, da er sie das letzte Mal als Kind sah. Als Chiharu abgeholt wird und dem Fremden seinen Namen nennt, wird diesem klar, dass Chiharu seine Braut ist. Denn Rin ist der Drachengott …
„Weißer Drache“ ist ein mysteriöser Fantasymanga mit einer zauberhaften queeren Liebesgeschichte. Als Rin erkennt, dass Chiharu derjenige ist, der ihm einst versprochen wurde, will er ihn sofort heiraten, in einen Drachen verwandeln und zu sich in den See holen. Chiharu kann zunächst kaum glauben, dass Rin wirklich ein Drache ist, obwohl er es mit eigenen Augen sieht. Und er denkt nicht daran, dessen Braut zu werden, weil Rin ein Fremder ist und zudem ein Mann und aufdringlich. Während Chiharu darüber nachdenkt, wie er Rin wieder loswird, bemüht sich dieser sehr darum, die Zuneigung seiner versprochenen Braut zu gewinnen. Er will Chiharu nicht einfach entführen und zu etwas zwingen, sondern dass er freiwillig mit ihm kommt und ihm seine Liebe schenkt.
Um Chiharu lächeln zu sehen und ihn zu beeindrucken, lernt Rin kochen und übernimmt die Hausarbeit. Dabei stellt er sich anfangs tollpatschig an, doch letztlich lernt er schnell und entlockt seinem Angebeteten immer häufiger ein Lächeln. Chiharus Verhalten ist dabei ambivalent, denn einerseits weist er Rin immer wieder zurück, andererseits lässt er ihn bei sich wohnen und verschiebt die angedachte Lösung seines Problems. Die beiden kommen sich ganz langsam näher, was einem Fuchsgeist ein Dorn im Auge ist. Er will nicht, dass der weiße Drache so viel Zeit mit einem Menschen verbringt und greift Chiharu an. Dabei sieht man, dass der sonst so fröhliche und zuversichtliche Rin auch eine dunkle, gefährliche Seite hat.
Schön bei „Weißer Drache“ ist, dass Rin keinerlei Zwang auf Chiharu ausübt. Anfangs drängt er sich ihm auf, doch man hat das Gefühl, dass er gehen würde, wenn Chiharu wirklich darauf bestehen würde. Doch er lässt dem geheimnisvollen Drachen immer eine Tür offen. Ein Grund dafür ist die Verbindung zwischen Rin und Chiharus verstorbener Oma, die ebenfalls Schriftstellerin war. Eine sehr berühmte sogar. Chiharu ist zwar ebenfalls erfolgreich, glaubt aber, diesen Erfolg nur dem Namen seiner Oma zu verdanken und nicht gut genug zu sein. Rin gibt ihm jedoch das Gefühl, dass er sich aufrichtig für ihn als Person interessiert, was Chiharus Widerstand langsam bröckeln lässt.
Meguru Hinohara hat einen sehr besonderen Zeichenstil, den man auf den ersten Blick erkennt. Sehr erwachsen und gleichzeitig etwas verspielt. Beide Protagonisten sind attraktive Männer und sehen zumindest gleich alt aus, auch wenn Rin als Drachengott natürlich viel älter ist. Chiharu ist der dunkelhaarige, unsicher wirkende Autor und in Rins weißem, wirrem Haar spiegelt sich seine fröhliche, optimistische Art. Der Mangaka gelingt es meisterhaft, Emotionen in Blicken festzuhalten und so manches Panel würde man am liebsten stundenlang anschauen.
Fazit
„Weißer Drache“ ist ein hinreißender Fantasymanga mit einer berührenden Liebesgeschichte zwischen Mensch und Drachengott. Die Beziehung zwischen Chiharu und Rin entwickelt sich langsam, anfangs mit viel Humor, später mit zunehmender Nähe und Vertrautheit. Dazu bietet Meguru Hinohara traumhaft schöne Zeichnungen, die Emotionen in Blicken einfangen und den Leser*innen eine Gänsehaut bereiten.
Pro und Contra
+ mysteriöser Fantasymanga mit japanischer Mythologie
+ zauberhafte, sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte
+ Chiharu als introvertierter, sanfter Autor
+ Rin ist fröhlich und liebevoll, hat aber auch eine dunkle Seite
+ einzigartiger, erwachsener Zeichenstil
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5