Raven Bd.1 – Nemesis (Mathieu Lauffray)

Verlag: Carlsen; (Dezember 2020)
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten; 16 €
ISBN-13: 978-3-551-02645-3

Genre: Abenteuer/ Piraten


Klappentext

1666, Karibisches Meer.

Raven ist ein verwegener Pirat, ebenso fähig zu glanzvollen Heldentaten wie zu legendären Fehlern! Es ist genau diese Mischung, die sich in der Begegnung mit der gnadenlosen Lady Darksee – einer berüchtigten Piratin – als explosiv erweist. Erbitterte Rivalität, falsche Allianzen und Verrat, es entbrennt ein gnadenloser Kampf! Wer wird den verlorenen Schatz von Chichén Itzá finden? Wem wird es gelingen, die kostbaren Juwelen aus den infernalischen Eingeweiden der Teufelsinsel zu reißen?


Rezension

Auf den Piraten Raven scheint ein Fluch zu liegen. Wer ihn anheuert, kann sich nahezu sicher sein, fortan das Pech gepachtet zu haben und höchstwahrscheinlich nicht mehr nach Tortuga zurückzukehren - bis auf Raven natürlich. Dies bringt ihm einen besonders schlechten Ruf ein und niemand will ihn eigentlich mit auf Kaperfahrt nehmen. Nur sein alter Freund Kemba hält noch zu ihm. Und dessen Hilfe, bzw. dessen Schiff, braucht er dringend, denn auf der Teufelsinsel soll ein unermesslicher Schatz liegen, den Raven allein heben will. Und das Ganze bevor die Piratin Darksee ihm zuvor kommen kann, die dafür vom stellvertretenden Gouverneur engagiert wurde. Der eigentliche Gouverneur hat mit seiner Familie auf der Teufelsinsel Schiffbruch erlitten und Raven gerät zwischen die Schusslinien von den Männern des Gouverneurs, Darksee und den Eingeborenen der Insel, die Kannibalen zu sein scheinen.

Mathieu Lauffray kehrt mit Raven in die Gewässer zurück, in denen er als Zeichner mit Long John Silver einen der besten Beiträge abgeliefert hat. Damit gesellt er sich bei Carlsen aktuell zu José Munuera dessen Piratenserie Die Campbells nicht nur eine gute Geschichte zu bieten hat, sondern ebenso jede Menge Humor.
Ganz so lustig geht es bei Mathieu Lauffray allerdings nicht zu. Sein Raven hat zwar hin und wieder seine komischen Momente, ist insgesamt gesehen jedoch deutlich düsterer und ernster.
Der Pirat, der selbst unter seinesgleichen als Rebell bezeichnet werden kann, kennt kein subtiles Vorgehen oder langes Überlegen, er handelt instinktiv und sofort. Er ist ein Hitzkopf, der handelt, statt lange nachzudenken. Das macht ihm zu einem gewissen Grad sympathisch, wird er dadurch doch zum Underdog in dieser Geschichte. Und deren Handlung ist vollgepackt mit bekannten Zutaten. Es gibt den Rebellen, Intrigen, Verrat, Allianzen, einen Schatz, eine Schatzinsel und einen korrupten Gouverneur. So weit nichts neues, jedoch arrangiert Mathieu Lauffray frisch, spannend und mit Zeichnungen, die den Leser direkt in die Geschichte ziehen. Gleich zu Beginn wirft Lauffray den Leser mitten hinein in die Handlung, wirft einen Blick auf ein späteres Ereignis und springt dann zu einem Feuergefecht auf See, dass dermaßen spannend und atemberaubend inszeniert ist, dass man als Leser fortan den Comic nicht mehr so leicht aus der Hand legt. Die Geschichte ist wie gesagt nicht neu, aber Mathieu Lauffray erzählt sie auf den Punkt und überaus gekonnt. Long John Silver und Die Schatzinsel scheinen immer wieder durch, aber es gibt mit Sicherheit schlechtere Vorbilder, denen man Tribut zollen könnte. Wenn sich inspirieren lassen, dann wenigstens bei den Besten, scheint das Motto von Mathieu Lauffray gewesen zu sein und es funktioniert mehr als gut. Der erste Band macht definitiv Lust auf mehr und stellt ausreichend Fragen, so dass der nächste Band für Piratenfans praktisch Pflicht wird.

Ein weiterer Grund dafür, sind selbstverständlich die Zeichnungen. Mathieu Lauffray ist seit Long John Silver noch besser geworden und das schlägt sich vor allem in der Darstellung des Meeres und der Schiffe nieder. Ungezügelt, wild und rauh schlägt die See auf die Schiffe ein und dies ist in den Bildern zu spüren. Hier und bei den Landschaften spielt Mathieu Lauffray seine Stärken voll aus. Das soll nicht heißen, dass seine Protagonisten schlecht aussehen, Ganz im Gegenteil. Jedem verpasst er zeichnerisch seine Eigenheiten und stellt ihre Emotionen und Gedanken jederzeit perfekt dar. Lauffray weiß, wie ein Piratencomic auszusehen hat und dies zeigt er hier.

Bis auf Vorwort und Danksagung gibt es leider keinerlei Bonusmaterial, aber vielleicht kommt nach Abschluss der Reihe mal eine Gesamtausgabe wie bei Long John Silver, die dann auch einiges an Skizzen und Zeichnungen zu bieten hat.


Fazit

Raven – Nemesis ist der Beginn eines actionreichen Piratenabenteuers, das sich sehen lassen kann. Mathieu Lauffray erzählt packend und in perfekt passenden Zeichnungen.


Pro & Contra

+ spannender, temporeicher Beginn
+ interessante Charaktere
+ ideale Zeichnungen von Mathieu Lauffray

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Mathieu Lauffray:

Rezension zu Long John Silver Bd.1 – Lady Vivian Hastings
Rezension zu Long John Silver Bd.2 – Neptune
Rezension zu Long John Silver Bd.3 – Das Smaragdlabyrinth
Rezension zu Long John Silver Bd.4 - Guyanacapac
Rezension zu Long John Silver – Gesamtausgabe
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