Verlag: Carlsen (Oktober 2020)
Softcover: 64 Seiten; 12 €
ISBN-13: 978-3-551-77639-6
Genre: Humor/ Abenteuer
Klappentext
Die Abenteuer von Spirou + Fantasio
Rezension
Der Graf von Rummelsdorf wurde entführt und alle Spuren zeigen Richtung Russland. Selbstverständlich wollen Spirou und Fantasio gleich dorthin aufbrechen, aber dies ist gar nicht so einfach, denn es ist der Beginn der 60er Jahre und der Kalte Krieg dauert noch eine Weile an. Der Eiserne Vorhang ist noch nicht gefallen. Deswegen wendet sich Fantasio an den Carlsen Verlag. Unter dem Deckmantel einer Reportage über das sowjetische Russland, wollen Spirou und Fantasio den Grafen befreien. Sie bekommen die Geldmittel, die sie brauchen und sogar gefälschte Presseausweise für das Magazin Vaillant, welches den Kommunisten nahe steht. So ausgerüstet treffen sie in Moskau ein, aber ihre Aufgabe ist viel schwieriger als gedacht und bald finden sie sich in einem Gulag in Sibirien wieder.
Über die Jahre haben sich viele Leser gefragt, wann es Spirou und Fantasio ihrem Reporterkollegen Tim und seinem Hund Struppi gleichtun und einen Ausflug nach Russland machen. In den neunziger Jahren machten sie schließlich einen ersten, damals aktuellen Ausflug in das Russland der Umwälzungen. Fred Neidhardt und Fabrice Tarrin drehen in diesem Spezial die Zeit deutlich weiter zurück und lassen ihre Geschichte zur Zeit eines Nikita Chruschtschow und des Eisernen Vorhanges spielen. Die Geschichte von Neidhardt, Pilzsporen sollen aus allen Menschen Kommunisten machen, ist dabei gar nicht mal so schlecht, aber auch selbst für Spirou Verhältnisse etwas abstrus. Fred Neidhardt erzählt sie mit hohem Tempo und geradlinig. Aber eigentlich ist die Handlung auch nicht das Wichtigste an diesem Spirou. Fred Neidhardt bringt hier mit viel Ironie so ziemlich jedes Klischee über die Sowjetunion und den Kommunismus auf den Tisch, so dass es fast zu viel ist. Mit dem Schlusspunkt, den er in diesem Band setzt, nimmt er aber jeder antikommunistische Haltung den Wind aus den Segeln. Nicht das er ihn dann glorifiziert, aber er stellt ihm etwas bedenkenswertes gegenüber.
Generell nutzt Fred Neidhardt jedoch die Gelegenheit, den Band randvoll anzureichern mit Anspielungen, Hommagen und Parodien. J. Edgar Hoover bekommt hier genau sein Fett weg, wie ein Nikita Chruschtschow, wobei Hoovers Auftritt einfach grandios ist. Zudem tritt André Franquin in Erscheinung und auch ein gewisser Bürobote treibt sein Unwesen im Carlsen Verlag. Und wenn dann auch noch Bruchmüller, Krause und Herr Bolte auftauchen, dann hat dieser Band unglaublich viel für Spirou-Kenner zu bieten. Aber auch Tim und Struppi, Natascha und Mascha und der Bär geben sich unter anderem die Ehre. Spirou bei den Sowjets ist Hommage und spannendes Abenteuer zugleich und ist dabei sehr witzig.
Fabrice Tarrin orientiert sich stilistisch an der Zeit, in der das Abenteuer spielt und das bedeutet im Falle von Spirou und Fantasio an André Franquin. Dessen Stil imitiert er glücklicherweise nicht nur, sondern fügt seine eigenen Eigenarten hinzu. Auf diese Weise hat der Leser das Gefühl gleichzeitig ein klassisches Abenteuer aus der Franquin-Ära zu lesen, während es dennoch eindeutig modern ist. Der Spagat gelingt Tarrin. Dieser Spirou hat auch Dank ihm Witz, Tempo und Spannung.
Das Bonusmaterial mit kurzen Artikeln über Zeichner, Autor, Hintergründe, Alternativcover und einer Kurzgeschichte über die Entstehung des Bandes von Fabrice Tarrin fällt recht umfangreich aus und ist interessant wie lustig.
Fazit
Spirous Ausflug in das sowjetische Russland fällt eindeutig besser aus als der seines Reporterkollegen Tim. Neidhardt und Tarrin erzählen eine sehr lustige Geschichte zur Zeit des Kalten Krieges und bauen sehr viele gelungene Hommagen und Parodien ein. Ein wirklich guter Spirou & Fantasio.
Pro & Contra
+ lustig
+ viele Parodien und Anspielungen
+ sehr schöne Zeichnungen, die in das Jahrzehnt der Erzählung passen
0 Geschichte ist etwas zu weit hergeholt
Bewertung:
Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Humor: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
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