Mythen der Antike – Theseus und der Minotaurus (Luc Ferry, Clotilde Bruneau, Mauro de Luca)

Verlag: Splitter; (Januar 2021)
Gebundene Ausgabe: ; 16 €
ISBN-13:978-3-95839-293-9

Genre: Sagen und Legenden


Klappentext

Theseus und der Minotaurus. In Trozien erfährt der junge, schöne und kluge Theseus, dass er nicht nur ein Sohn des Gottes Poseidon ist, sondern auch von Ägeus, dem Herrscher über Athen. Auf dem Weg in die Stadt besiegt er zahlreiche Ungeheuer, und schon bald eilt ihm ein heldenhafter Ruf voraus. Als Theseus endlich seinen irdischen Vater trifft, muss er jedoch erfahren, dass dieser Opfer einer grauenhaften Erpressung ist: Alle neun Jahre fordert Minos, König von Kreta, ein Opfer von jeweils sieben jungen Männern und Frauen, um sie dem Minotaurus im Herzen des Labyrinths vorzuwerfen. Theseus beschließt, der Bestie entgegenzutreten, um dem Schrecken ein Ende zu setzen. Seine bisher größte Herausforderung erwartet ihn...


Rezension

Theseus wächst auf, ohne seinen Vater zu kennen. Erst als junger Mann erfährt er, dass sowohl Poseidon als auch Ägeus seine Väter sind. Mit dem Schwert, welches ihm Ägeus zurückgelassen hat, bricht er zu Fuß nach Athen auf, um endlich seinen weltlichen Vater kennenzulernen. Unterwegs tötet er viele Monster und in Athen selbst hört er von der Verpflichtung, die Ägeus Minos gegenüber hat. Alle neun Jahre werden sieben junge Frauen und sieben junge Männer nach Kreta gesandt, um dort im Labyrinth des Minos durch den Minotaurus ihren Tod zu finden. Theseus meldet sich freiwillig und verspricht das Untier zu töten.

Nach dem etwas ambivalenteren Helden Herakles widmen sich Luc Ferry und Clotilde Bruneau mit Theseus sozusagen dem strahlenden Helden der Antike, Theseus. Der wird bis heute als einer der Mitbegründer der Idee der Demokratie angesehen und hat nach wie vor den Ruf eines weisen und gutmütigen Herrschers über Athen. Wie ist er aber dahin gekommen? Genau diese Geschichte erzählt seine Begegnung mit dem Minotaurus, an deren Ende der Tod seines Vaters und seine Besteigung des Throns von Athen steht.
Beim in die Hand nehmen des Bandes fällt sofort auf, dass er deutlich dünner als der Band zu Herakles oder Jason ist. Und dies gereicht ihm leider tatsächlich zum Nachteil. Während sich Clotilde Bruneau und Luc Ferry bei Jason und Herakles viel Raum nahmen, um deren Geschichte zu erzählen und auf insgesamt jeweils drei Bände im Original kamen, wird Theseus in einem abgehakt. Und ein Abhaken ist es wirklich. Die Autoren springen von einem Ereignis zum anderen, so dass alles sehr gehetzt wirkt und dem Leser kaum eine Ruhepause gegönnt wird, um alles auch mal zeitlich richtig einzuordnen. Den Band liest man dadurch zwar schnell durch, aber es fällt auch viel unter den Tisch und die Auseinandersetzung mit Minos und seinem Stier findet dann gerade mal wohlwollend gerechnet auf zwölf Seiten, enger gesehen sogar nur auf fünf, statt. Obwohl es eigentlich das zentrale Ereignis des Bandes ist. Hier erweist sich die Kürze der Umsetzung als Problem, denn bei so einem abenteuerreichen Leben wie es Theseus gehabt haben soll, wäre es eigentlich nötig gewesen, dies auf mindestens der doppelten Seitenzahl zu erzählen. Dann hätte der Leser einen bedeutend besseren Eindruck des Helden bekommen, statt nur den eines antiken Superhelden. Die Charaktere hätten an Profil gewonnen und Theseus Geschichte wäre bedeutend interessanter und spannender. Immerhin weckt der Comic dennoch die Neugier und wenn der Leser des Comics sich für die Sage interessiert und sich weiter einliest, dürfte das Ziel von Luc Ferry und Clotilde Bruneau sowieso erreicht sein.

Leider erweist sich Mauro de Luca zudem als sehr uninspirierter Zeichner. Dies zeigt sich insbesondere bei den Geschehnissen im Labyrinth und damit beim Kampf mit dem Minotaurus. Selten wurde ein Kampf gegen ein mythisches Wesen so einfallslos und vor allem auch emotionslos dargestellt. Spannung oder Dynamik sind in seinen Zeichnungen nicht zu finden und das, obwohl er den Kampf über drei Seiten ohne Text inszenieren darf. Es hätte so viele Möglichkeiten gegeben, dies packend und interessant zu gestalten, aber dies tut Mauro de Luca leider nicht. Auch beim Rest der Zeichnungen kann er nicht ganz überzeugen. Ungeheuer, Landschaften und Gebäude kann er hervorragend zeichnen, aber sobald es zu Gesichtern und Menschen geht, wandelt sich das Bild. Seine Bilder wirken als wären sie isolierte Standbilder, ohne in Bezug zu etwas zu stehen, dadurch sind seine Figuren sehr statisch und bei den Gesichtern fällt eine gewisse Inkonsistenz auf. Gerade bei Theseus ist dies zu beobachten, der mal jünger und mal älter aussieht und teilweise mal gutaussehend ist und dann fast wie ein brutaler Conan wirkt. Bei den Nebenfiguren ist dies nicht ganz so auffällig, weswegen es umso ärgerlich bei Theseus ist. Insgesamt gesehen ist Mauro de Luca zwar ein guter Zeichner, aber es gibt noch deutlich Luft nach oben.

Luc Ferrys Nachwort fällt dieses Mal relativ kurz aus, ist aber in seiner Kürze dennoch interessant zu lesen und bereichert den Band auf jeden Fall.


Fazit

Theseus und der Minotaurus wirkt zu gehetzt und hat einige inhaltliche Schwächen, unter anderem sind die Ereignisse auf Kreta viel zu kurz dargestellt. Auch die Zeichnungen wissen nicht so zu überzeugen. Insgesamt ist Theseus Geschichte eher einer der schwachen Beiträge zur Reihe, der dennoch oder gerade deswegen Interesse an der Sage weckt.


Pro & Contra

+ weckt Interesse
+ Anhang ist wie immer informativ

- zu kurz und gehetzt
- Zeichnungen nur biederer Durchschnitt

Bewertung:

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 2,5/5
Zeichnungen: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5


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