Spider-Man Noir Collection (David Hine, Fabrice Sapolsky, Carmine Di Giandomenico u.a.)

Verlag: Panini; (Februar 2021)
Gebundene Ausgabe: Seiten; 36 €
ISBN-13: 9783741619304

Genre: Superhelden


Klappentext

Ein grimmiger Held für düstere Zeiten

New York in den 1930ern. Armut und Verbrechen bestimmen das Leben vieler. Der junge Peter Parker hat keine Angst vor Gangsterboss Norman Osborn und dessen Schergen Kraven und den Geier. Doch erst der Biss einer exotischen Spinne gibt Peter die Macht, als finsterer Rächer zurückzuschlagen. Zudem lernt er die verführerische Felicia Hardy kennen und stellt sich den Gefahren im Spider-Verse.
Alternativwelt-Action und Pulp-Krimi: die Geburt und die ersten Abenteuer von Spider-Man Noir, inszeniert von David Hine (SPAWN), Fabrice Sapolsky (One-Hit-Wonder), Carmine Di Giandomenico (PUNISHER) und anderen.


Rezension

2009 kam eine Welle von Titeln heraus, die alle im Stil des Film Noir gehalten waren. Spider-Man war dabei der Beliebteste. Seitdem darf diese Alternativversion Peter Parkers weiterhin in Comics, Filmen und Computerspielen auftauchen. Seinen Anfang nahm dies alles mit zwei in diesen Band versammelten Geschichten, die von David Hine und Fabrice Sapolsky geschrieben und von Carmine Di Giandomenico gezeichnet wurden. David Hine hat übrigens schon Erfahrung mit düsteren und brutalen Helden, schrieb er zuvor doch bereits Spawn.

Spider-Man Noir

In den dreißiger Jahren versinkt New York in einem Sumpf aus Verbrechen und Korruption. May Parker leitet ein Wohlfahrtszentrum, für all diejenigen, die verzweifelt sind und in Armut leben. Peter Parker fängt gerade beim Daily Bugle an und wird Ben Urich, einem alten Hasen im Zeitungsgeschäft, als Assistent zugeteilt. Ohnmächtig muss Peter mit ansehen, wie der Gangsterboss Kobold, anscheinend alle in der Hand hat. Sein Wunsch den Kobold zu stoppen, wird immer größer, aber erst als ihn eine Spinne beißt, hat er plötzlich die Fähigkeiten dafür.
David Hine und Fabrice Sapolsky zeigen in Spider-Man Noir einen wahrhaft düsteren Spider-Man. Humor fehlt völlig, hier ist alles ernst und beinahe hoffnungslos. Den Ton von Hardboiled und Film Noir treffen sie perfekt. Sie zeigen eine andere Seite von Spider-Man und seinen Gegnern, die dunkel und finster ist, und beweisen damit, dass in dem Wandkrabbler sehr viel Potenzial liegt, welches leider viel zu selten abgerufen wird. Auch mit ihm lassen sich offensichtlich harte und erwachsene Geschichten erzählen. Sämtliche Figuren übertragen sie hervorragend in den neuen Hintergrund. Sie verändern sie zwar etwas, aber im Kern sind es weiterhin dieselben Charaktere. Diese erste Geschichte ist ein perfekter Einstieg in eine dunkle Welt.

Spider-Man Noir: Eyes Without a Face

Der Kobold ist tot und jetzt versucht ein neuer Gangsterboss sich zu etablieren, der Crime Master. Der geht brutal und furchtlos vor. Ohne Ben Urich, nur noch mit Felicia Hardy an seiner Seite versucht Peter Parker ihn aufzuhalten. Aber er muss sich noch um ein weiteres Problem kümmern. Ein Freund macht ihn auf Experimente auf Ellis Island aufmerksam, die ein gewisser Otto Octavius durchführt. Was tut er dort? Was hat er mit der Nazibewegung in Amerika zu tun? Und wohin verschwinden die Schwarzen, die in Harlem vermisst werden?
Spider-Man versucht all diese Geheimnisse zu lüften.
In ihrer zweiten Geschichte legen die Autoren noch eine Schippe drauf und verorten Spider-Man noch mehr im Film Noir und erzählen zugleich einen Thriller, der an Härte ebenso zulegt. Der Horror nimmt in dieser Geschichte zu und Otto Octavius ist so diabolisch wie kaum zuvor. Der Einbau der Nazis gelingt überraschend gut und wirkt nicht aufgesetzt. Erzählerisch stimmt hier einfach alles. Inhaltlich ist dies eine ganz starke Geschichte, die noch dazu auf die damalige Politik Bezug nimmt und damit gleichzeitig der heutigen Zeit einen Spiegel vorhält. Mit Eyes Without a Face steigern sich David Hine und Fabrice Sapolsky im Vergleich zum Vorgänger sogar noch. Hier stimmt einfach alles, angefangen bei den Charaktere bis hin zum bitteren Ende.

Leider können die Zeichnungen eines Carmine Di Giandomenico so gar nicht mithalten. Sein eigenwilliger Stil will überhaupt gar nicht passen. Er schafft es zwar, die entsprechende Atmosphäre heraufzubeschwören, aber seine Zeichnungen sind einfach zu grob, sehen teilweise fast wie Vorzeichnungen aus und bieten bei den Kämpfen keine richtige Übersicht. Sein Doctor Octopus ist nur als misslungen zu bezeichnen und zwar nicht von der Idee her, sondern von deren Ausführung. Ein anderer Zeichner mit einem anderen Stil und einem besseren Verständnis von Action, hätte hier deutlich mehr herausholen können. Carmine Di Giandomenico schrammt knapp an einer künstlerischen Katastrophe vorbei.

Drei kurze Geschichten schließen den Band dann ab. Eine davon wurde von Roger Stern geschrieben, während die anderen beiden weiterhin von David Hine und Fabrice Sapolsky stammen.

Spider-Man Noir: Edge of Spider-Verse

Wilson Fisk bekommt durch den Bühnenmagier Mysterio Hilfe, bei dem Versuch Spider-Man zu töten. Mysterio hat einen raffinierten Plan ausgeheckt. Während seiner Bühnenshow will er Spider-Man umbringen. Dafür hat er Felicia Hardy entführt und benutzt sie als Druckmittel. Aber es geht nicht nur um Spider-Mans Leben, sondern auch um sein Blut, das Mysteiro unbedingt haben will. Aber schließlich kommt es anders, als alle erwarten.
Die Geschichte ist erneut spannend und ungewöhnlich und verströmt genau die richtige Atmosphäre. Richard Isanove zeichnet besser als sein Vorgänger und alles sieht um einiges besser aus, aber auch bei ihm gibt es noch Luft nach oben.

Spider-Verse Team-Up – Das Glück der Parkers

Als die Inheritors Jagd auf die Spider-Men/-women und -wesen sämtlicher Dimensionen machen, kommen der sechsarmige Spider-Man und Spider-Man Noir ins New York des Jahres 2014. Dort liegt Peter Parker nach dem Spinnenbiss im Krankenhaus und ringt mit dem Tod. Als er sich komplett in eine riesige Spinne verwandelt, wird die Zeit knapp für die Spider-Men, um eine Lösung zu finden.
Roger Stern findet einen spannenden Ansatz für diese kleine Anekdote aus dem Kampf der Spider-Men gegen die Inheritors. Die Zeichnungen sind hier auf einem guten Superheldenniveau.

Heimatfront

Spider-Man und Felicia Hardy, die sich nun White Widow nennt, sind auf dem Weg, um ein Nazitreffen zu sprengen. Dort wartet mit dem einen Kampfanzug tragenden Shultz alias Shocker ein sehr gefährlicher Gegner auf sie, der noch dazu seine Technik an die Nazis verkaufen will.
Heimatfront ist eine kurze, actionreiche Geschichte, die genau auf den Punkt geschrieben ist und richtig gute Zeichnungen von Paco Diaz bietet.

Als Bonus sind die Cover und Variantcover enthalten und dazu die Seitenlayouts und Charakterstudien von Carmine Di Giandomenico, die tatsächlich besser aussehen, als die schlussendlichen Zeichnungen. Zudem befinden sich im Anhang die Charakterstudien zu Spider-Man Noir von Marko Djurdjevic, der vielleicht am Besten gleich den ganzen Comic gezeichnet hätte, denn er liefert großartige Arbeit ab.


Fazit

David Hines und Fabrice Sapolskys Spider-Man Noir ist von der Handlung mit das Beste, was man von Spider-Man lesen kann. Leider sind da Carmine Di Giandomenicos Zeichnungen, die einfach nicht passen und fast als katastrophal zu bezeichnen sind.


Pro & Contra

+ spannender neuer Hintergrund für Spider-Man
+ Spider-Man düster und brutal
+ gute Geschichten mit dem gewissen Etwas

- die guten Geschichten werden leider von den Zeichnungen eines Carmine Di Giandomenico nach unten gezogen, die den Lesegenuss deutlich schmälern

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 2/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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Tags: Spider-Man, Superhelden