Die Lethargie (Miguelanxo Prado)

Verlag: Carlsen; (Februar 2021)
Gebundene Ausgabe: 112 Seiten; 22 €
ISBN-13: 978-3-551-74858-4

Genre: Fantasy/ Drama


Klappentext

Ein Student bekommt das Tagebuch eines Forschers in die Hände, der das Wiederaufleben einer von Engeln und Dämonen bevölkerten Ordnung entdeckt hat.

Ein keltischer Talisman mit einer eingravierten Triskel ist der Schlüssel zu diesem Reich. Unterschiedliche Parteien begeben sich auf die Suche …

Miguelanxo Prado beschreibt mit dieser Fabel das fragile Gleichgewicht von Mensch und Natur.


Rezension

Der junge Artur Rego findet in der Universität Notizen des ehemaligen Professors und Historikers Díaz Ancares. Und was er dort lesen kann, ist unglaublich. Der Professor hatte sich mit dem Fortbestand der Magie in unserer Welt beschäftigt. Er besucht den Professor und erhält weitere Hinweise von ihm. Unter anderem soll er zu einer alten Dame namens Áurea gehen.
Währenddessen tauchen im Wald an den Bäumen keltische Runen aus dem Nichts auf und zwei alte Feinde erwachen. Der eine, der Dämon Xamain, will die Menschen vernichten, der andere Grian, einer der Reinen, will die Menschen schützen. Beide gehören sie den Magikern an, Wesen, deren Aufgabe es seit Uhrzeiten ist, die Mutter Erde, Gaia, zu bewahren. Einst schlossen sie einen Pakt der Lethargie, der sie bis zu einem gewissen Zeitpunkt schlafen lassen sollte. Für diesen Pakt ist eine ganz bestimmte Triskele wichtig, die gestohlen wurde und hinter der nun nicht nur die beiden Magiker her sind, sondern auch an der der Adelige Traba großes Interesse besitzt.

Wenn Die Lethargie, wie im Klappentext behauptet, eine Fabel über das fragile Gleichgewicht von Mensch und Natur sein soll, dann ist Stirb langsam – Jetzt er recht ein Film der Kritik am Goldhandel übt. Prados Comic kann nur mit sehr viel Willen so gelesen werden. Das heißt nicht, dass Prados Werk schlecht ist oder keine Bedeutung besäße.
Sondern Die Lethargie ist ein außergewöhnlich ruhig erzählter und dennoch spannender Comic, der das übertriebene Aufblasen mit einer zu hohen Bedeutung nicht braucht. Ja, es geht zwar auch darum, was die Menschen der Erde antun, dies thematisiert Prado aber nur in den Dialogen, nicht aber wirklich in der Handlung oder in den Zeichnungen. Wenn Die Lethargie eine Fabel für dieses Thema sein soll, dann wäre sie in der Hinsicht nicht wirklich gut herausgearbeitet, vor allem etwas schwach auf der Brust und würde wesentliche Merkmale einer Fabel vermissen lassen. Die Lethargie hat eine solche Überhöhung seiner Bedeutung nicht nötig.
Denn Miguelanxo Prado schreibt hier eine Fantasygeschichte, die zwar inhaltlich nicht ungewöhnlich ist, das Thema von rivalisierenden Naturgeistern, die für und gegen die Menschen kämpfen, ist nun einmal viele Male benutzt worden, aber Prado kann dem Thema neue Facetten abgewinnen, indem er daraus einen Krimi und eine Abenteuerreise in sehr kleinem Rahmen macht. Wie gesagt, erzählt er seine Geschichte ruhig und fast langsam, sich überschlagene Ereignisse oder eine richtige Hetzjagd gibt es hier nicht. Dafür entfaltet sich seine Welt vor dem Leser und er gibt seinen Charakteren und seiner Geschichte Platz zum Atmen und füllt Die Lethargie mit einer einzigartigen Atmosphäre an. Irgendwie schafft er es aus altbekannten Versatzstücken und gar nicht mal so stark herausgearbeiteten Charakteren eine Erzählung zu generieren, die dann doch auf ihre Weise einzigartig ist. Prado erweist sich als vorzüglicher Erzähler. Anscheinend sollen weitere Bände folgen und dies würde passen, denn Die Lethargie wirkt ein bisschen wie eine Einführung in eine Welt, in der es noch viel zu entdecken gibt und bei der sich die Frage stellt, wohin die Reise noch gehen soll.

Prados Zeichenstil ist eigentümlich und ungewöhnlich und sorgt für prachtvolle Zeichnungen. Sein Hintergründe sind wunderbar anzuschauen und detailliert. Die Direktkolorierung trägt viel zur Wirkung der Zeichnungen bei und entführt den Leser umso mehr in eine Parallelwelt, die dennoch die unsere ist. Seine Charaktere gestaltet Prado teil realistisch und teils als Karikatur. Gerade die beiden auftretenden Handlanger, sind mehr auf der Seite der Karikatur. Sie erinnern ein bisschen an die beiden Killer Mr. Kidd und Mr. Wint aus James Bond – Diamantenfieber.


Fazit

Die Lethargie wird von Miguelanxo Prado ruhig und unaufgeregt erzählt und kann gerade dadurch seine Leser fesseln. Seine Bilder sorgen für eine absolut stimmige und einzigartige Atmosphäre. Wer etwas ungewöhnliche Comics mag ist hier goldrichtig.


Pro & Contra

+ eigensinniger Zeichenstil
+ ruhig erzählt
+ interessante Geschichte

Bewertung:

Charaktere: 4/5
Handlung: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5